Cori Gauff: Die wundersame Reise geht weiter
15-jährige Cori Gauff: „Ich will die Größte aller Zeiten werden”
Wimbledon-Podcast: 15-Jährige Gauff weiter im Fokus
Der Tag nach dem bislang größten Erfolg ihrer Karriere hat sich für Cori Gauff wahrscheinlich etwas rostig angefühlt. Am Mittwochabend schlug sie unter dem geschlossenen Dach von Court 1 die doppelt so alte Slowakin Magdalena Rybarikova eindrucksvoll 6:3, 6:3, am Donnerstag steht sie auf Trainingsplatz 15 im Aorangi Park. Leichtes Training. Die Beine wollen nicht so. Was einerseits kaum verwundert.Ihr stecken zu dem Zeitpunkt nicht nur zwei Hauptfeldmatches in den Knochen, darunter der mindestens genauso eindrucksvolle Sieg in Runde eins gegen ihr früheres Idol Venus Williams, sondern auch drei Quali-Matches. Fünf Matches hat die 15-jährige Amerikanerin also zu diesem Zeitpunkt schon gewonnen. Damit steht man normalerweise im Halbfinale. Dass sie bislang noch keinen Satz abgegeben hat, hat ihr die Sache zwar etwas leichter gemacht – aber es waren dennoch fünf Matches.
Cori Gauff: Der Vater macht sich Gedanken
Andererseits: Dass sie ihre Trainingssession sehr locker angeht, hat auch mit dem Credo ihres Vaters Corey Gauff zu tun: langsam die Karriere aufbauen, keinen Druck ausüben. „Keeping Cori Gauff healthy and sane“, überschrieb die New York Times ihre Story über das Wunderkind und das Credo ihres Daddys. „Healthy“ und „sane“ – beides bedeutet gesund, das eine körperlich, das andere geistig. Denn vor einem hat Gauff senior, ein früherer College-Basketballspieler, eine Höllenangst: Dass seine Tochter Schaden nimmt. „Ich hatte Angst vor einem Burnout bei ihr“, sagt Corey Gauff, ein bulliger Kerl, der immer noch als Haupttrainer fungiert. Er kennt die Karrieren von Tracy Austin oder Jennifer Capriati ohne Happy End. Die Frage, ob das alles gut für seine Tochter sei, hat er sich schon gestellt, da war sie noch keine sieben Jahre alt.
Cory Gauff, die alle nur Coco nennen, weil der Name leicht mit dem ihres Vaters verwechselt wird, sieht überhaupt nicht unglücklich aus. Sie lacht viel. Was um sie herum passiert, scheint sie wenig zu beeindrucken: fünf, sechs Fernsehkameras, die auf sie gerichtet sind, ein Heer von Teammitgliedern – männliche Hittingpartner, Coaches von der Mouratoglou Academy, Familie.
Mit zehn Jahren kam sie erstmals in die Tennisakademie von Serena Williams-Coach Patrick Mouratoglou. Seitdem trainiert das Mädchen aus Delray Beach, Florida, immer mal wieder bei ihm in Nizza, wird vom Mouratoglou-Team mit betreut.
Der Franzose steht jetzt vor dem Clubhaus im Aorangi Park. Man möchte ihn fragen, was er zu Gauff sagt, aber Mouratoglou klopft dem Reporter nur auf die Schulter: „Später, ich muss jetzt zu Serena.“ Am Abend zuvor – beim Match gegen Rybarikova saß er in der Players-Loge, war logischerweise Augenzeuge des Matches und sah das, was rund 12.000 andere Zuschauer auch sahen: Aufschläge mit bis zu 190 Kilometer pro Stunde, pfeilschnelle Grundschläge, kluge Slice-Bälle, kontrollierte Abschlüsse am Netz, präzise Returns. Apropos 190 km/h – schneller schlägt Nadal auch nicht auf.
Cori Gauff: Aufschläge wie Nadal
Gauff ist fast 1,80 Meter groß. Für 15 Jahre wirkt sie unglaublich athletisch. Was sich damit deckt, was ein YouTube-Video zeigt: die zehnjährige Gauff beim Krafttraining mit einem Personal Coach. Spielerisch hat man nicht den Eindruck, dass ihr sehr viel fehlt. Man könnte es auch anders formulieren: Gauff spielt SEN-SA-TIO-NELL.
„Sie mag die große Bühne. Ich habe sie bei Junior-Events gesehen, da war sie nervöser“, sagt Tony Godsick. Der Manager von Roger Federer steht auf der Empore des Mediencenters vor Court 14. Godsick saß am Abend zuvor ein paar Plätze neben Mouratoglou in seiner Funktion als Co-Chef der Agentur Team8. Der Agentur, die Gauff vor zwei Jahren, da war sie 13, unter Vertrag genommen hat.
Godsick ist keiner, der schwärmt, zumindest nicht öffentlich. „Ja, es war eine sehr gute Leistung“, sagt er. Es gebe aber keine Garantie. Auf die Replik, dass auf der ganzen Anlage über Gauffs Zitat aus der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen Venus Williams gesprochen wird – „Ich will die größte Tennisspielerin aller Zeiten werden“ – , lächelt er nur sanft.
Das Umfeld macht Hoffnung
Aber: Die Voraussetzungen seien sehr gut. Sie habe ein gutes Umfeld, ihre Eltern seien smarte Leute. Mutter Candi war eine Top-Turnerin und -Leichtathletin in ihrer Jugend.
Gute Voraussetzungen? Es klingt wie die Untertreibung des Jahrhunderts. Gauff gewann im vergangenen Jahr das Juniorturnier der French Open als jüngste Spielerin seit Martina Hingis. In Wimbledon überstand sie die Qualifikation als am niedrigsten platzierte Spielerin in der Profi-Ära.
Die Nummer 313 der Welt wirkt trotzdem so, als habe sie in ihrem bisherigen Leben nichts anderes gemacht, als Grand Slam-Turniere zu spielen. Und anschließend in Pressekonferenzen aufzutreten. Ihr Ziel „the greatest of all time“ zu werden, kann man ihr nicht übel nehmen – so sympathisch und erfrischend ist ihre Art. Scheue vor gestandenen Reportern – Fehlanzeige. Scheue vor den Gegnerinnen – ach was. Sie wolle nur ihr bestes Tennis spielen. Wer auf der anderen Seite sei, interessiere sie nicht.
Gauff gegen die Tristesse im Damentennis
Gauff macht richtig Spaß in der aktuellen Tristesse des Damentennis, in der nicht klar ist, wie lange Serena Williams noch spielt, in der die Wimbledonsiegerin 2018, Angelique Kerber, im Augenblick zu verblassen scheint. Neue Namen ja, aber nicht so viele einprägsame Geschichten.
Gauff darf nicht alle Turniere spielen
Wie die Geschichte von Cori „Coco“ Gauff, der man wünscht, dass ihr das Schicksal anderer Wunderkinder erspart bleibt. Aktuell wird wieder darüber nachgedacht, die möglichen Turnierstarts auf der Profitour für „Minderjährige“ wieder hinaufzusetzen. Gauff darf als 15-Jährige zehn Turniere spielen, mit einer Ausnahmeregelung zwölf in dieser Saison.
Mehr Starts würden ihr den Druck nehmen, den sie dadurch habe, dass sie nur bei wenig Gelegenheiten ihr Bestes zeigen könne. Das allerdings muss nicht unbedingt stimmen. Fakt ist: Gauff ist bislang die beeindruckendste Spielerin der All England Championships. Es liegt einem permanent ein „Wow“ auf den Lippen.
Auch dann, wenn sie am Freitag der ersten Woche – 3. Spiel nach 13 Uhr Ortszeit London auf dem Centre Court – ihr Match gegen Polona Hercog, die Nummer 60 der Welt, verlieren sollte. Zurzeit spricht jedoch nicht viel dafür.
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