Davis Cup – ein Glück, dass wir Kohlschreiber haben
Nach dem Klassenerhalt in Santo Domingo muss man attestieren: Ein Glück, dass Tennis-Deutschland Kohlschreiber hat! Man will sich nicht ausmalen, was hier los gewesen wäre, wenn die Deutschen gegen die Dominikanische Republik in die zweite Liga des Davis Cups abgestiegen wären. Ein Szenario, das nicht komplett der aus Luft gegriffen ist, hätte Kohlschreiber nicht gespielt. Youngster Zverev hatte schon vor der Partie wegen Krankheit abgesagt, Nachrücker Benjamin Becker musste wegen einer Magenverstimmung am Freitag passen und Debütant Dustin Brown hinterließ bei seiner Niederlage einen, nun ja, unglücklichen Eindruck. Ohne „Kohli“ wäre die Partie eine enge Kiste geworden. Als Deutschland 2003 in Sundern gegen Weißrussland in die Zweitklassigkeit abstieg, druckte die BILD eine Todesanzeige für das deutsche Tennis. Zwölf Jahre später hätte es wohl einen unvergleichlichen Shitstorm im Netz gegeben.
So aber hat die DTB-Auswahl – dank Kohlschreiber – ihre Pflicht erfüllt. Mehr nicht. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wird ab Mitternacht in Chiles Hauptstadt Santiago die Davis Cup-Weltgruppe für das nächste Jahr ausgelost. 16 Nationen sind dabei, acht von ihnen werden gesetzt; Deutschland aber nicht. Grundlage für die Setzung ist die Nationen-Rangliste des Davis Cups, in der Deutschland lediglich auf Rang 15 platziert ist – trotz des Erfolgs in der Relegation. Das heißt: Die Deutschen werden einem gesetzten Team zugeteilt. Die Chancen auf ein Heimspiel liegen bei 50:50, denn gegen Belgien, Argentinien, die Schweiz und Tschechien dürfte man zu Hause antreten. Gegen Australien, Frankreich, Serbien und Großbritannien müsste man dagegen auswärts auflaufen.
Großbritannien erstmals im Finale seit 1978
Allerdings: Solche Lose müssen nicht zwangsläufig den erneuten Gang in die Relegation nach sich ziehen. Im Davis Cup ist alles davon abhängig, wer für sein Land antritt. Das ist keine neue Erkenntnis, sie tritt nur besonders in dieser Saison in Erscheinung. Großbritannien steht erstmals seit 1978 im Davis Cup-Finale, weil Andy Murray der mit Abstand beste Spieler ist, der 2015 durchgängig für sein Land im Einsatz war und in drei Partien acht Punkte holte. Nur zum Auftakt gegen die USA spielte er kein Doppel, danach (gegen Frankreich und Australien) sorgte er mehr oder weniger allein fürs Weiterkommen. Novak Djokovic spielte 2015 nur in der ersten Runde mit, Roger Federer und Stan Wawrinka halfen für die Schweiz lediglich in der Relegation aus. Tomas Berdych verzichtete für Tschechien komplett auf Einsätze.
Was unter diesen Umständen alles möglich ist, zeigt das Beispiel Belgien. Ohne absoluten Topspieler steht das belgische Team zum ersten Mal seit 111 Jahren im Davis Cup-Finale. In Runde eins bezwangen die Belgier den Titelverteidiger aus der Schweiz – ohne Federer und Wawrinka. Danach schlugen sie Kanada – ohne Raonic und Pospisil. Im Halbfinale wartete mit Argentinien ein ebenbürtiger Gegner, weil die Südamerikaner im Viertelfinale gegen Serbien (ohne Djokovic!) gewannen. Gegen Argentinien siegte Belgien schließlich mit 3:2 – und das kleine Land steht nun Kopf. Für das Finale Ende November gegen Großbritannien haben die Belgier Heimrecht. Bester Mann in ihren Reihen ist übrigens David Goffin, Nummer 15 der Weltrangliste.
Nach dem Verbleib in der Weltgruppe können die Deutschen nun zumindest auf einen ähnlichen Lauf im kommenden Jahr hoffen.Air Jordan 1 Outlet Store | nike dunk high cargo khaki white