Diego Schwartzman

Immer volle Pulle: Diego Schwartzman spielte 15 Jahre auf der Tour, gewann vier ATP-Titel. 2020 erreichte er in Roland Garros das Halbfinale. ©Imago/Oscar J. Barroso

Der kleine Riese: Adios, Diego

In seiner Geburtsstadt Buenos Aires beendete Diego Schwartzman seine Karriere. Er gewann kein Grand Slam-Turnier, aber „El Peque“, der Kleine, war einmalig.

Das Ende war standesgemäß im Guillermo Vilas Stadium in Buenos Aires. Turnierdirektor Martin Jaite, früher die Nummer zehn der Welt, moderierte die Zeremonie zu Ehren von „El Peque“, dem Kleinen, wie er in seiner Heimat liebevoll genannt wurde. Auf den Rängen saßen Ikone Gabriela Sabatini und der frühere Roland Garros-Finalist Guillermo Coria. Auf der Leinwand flimmerten die Bilder der Karriere von Diego Schwartzman.

Beim letzten Punkt bei der 2:6, 2:6-Niederlage im Zweitrunden-Match gegen Pedro Martinez hat Schwartzman Tränen in den Augen. Ein paar Minuten später sagt er: „Ich hatte nie einen guten Aufschlag und nie eine gute Vorhand.“

Diego Schwartzman und der Glaube an sich selbst

Und trotzdem, war Diego Schwartzman ein Riese! 2018 traf ich ihn bei den French Open zum Interview. Ein bescheidener, höflicher Mensch. Er erzählte mir, dass seine Urgroßeltern vor den Nazis fliehen mussten, sagte: „Besonders gläubig bin ich nicht, aber ich fühle mich dem Judentum verbunden.“ Den Glauben an sich selbst, trichterte ihm Mutter Silvana ein. Als Diego, benannt nach Diego Maradona, 13 ist, sagen ihm die Ärzte, er werde nicht größer als 1,70 Meter werden. Für Klein-Diego bricht eine Welt zusammen. „Deine Größe wird dich von deinem Traum nicht abhalten“, tröstet ihn die Mutter, „du bist etwas Besonderes.“

Die Karriere des 32-Jährigen in Zahlen: Nummer acht der Welt (2020), vier Turniersiege, Halbfinalist in Paris, 477 Matches auf der Tour gespielt, 14,2 Millionen Dollar Preisgeld kassiert. Der härteste Gegner: Rafael Nadal. Zwölfmal traten die beiden gegeneinander an, elfmal siegte der Spanier. Aber was waren das für Matches! Bei der Viersatz-Niederlage 2018 im Viertelfinale von Paris spielte Schwartzman den Favoriten eineinhalb Sätze an die Wand. Später waren sich die Experten einig: Der Regen hatte Nadal gerettet.

In der Runde zuvor lag „David“ Schwartzman 1:6, 2:6, 3:5 gegen den 36 Zentimeter größeren „Goliath“ Kevin Anderson zurück – und siegte in fünf Sätzen. Ein Match stellvertretend für die ganze Karriere. Die Botschaft: immer weitermachen, nie aufgeben. Danke, El Peque, dass ich deine Karriere miterleben durfte!