Die neue Leistungsklasse: LK 2.0? Egal!
Auch wenn die Sandplatzgötter fast verstanden haben, wie das aktuelle System der Leistungsklassen funktioniert, haben sie kein großes Interesse daran – es sei denn, einer aus der Truppe schlägt im Sommer mal einen richtig guten Gegner
Die Reform der Leistungsklasse, die hier ausführlichst analysiert wird, tangiert die Sandplatzgötter bisher eigentlich eher auf dem Level „Ach ja, da war was“. Wer, wie wir, irgendwann leicht erschreckt bemerkt, dass er aus der Einleitung „Ich spiele ja jetzt seit gefühlt 30 Jahren Medenspiele“ das Wort „gefühlt“ locker streichen kann, ist eher nicht mehr auf eine Formel angewiesen, um sehr genau einschätzen zu können, wie gut er im Vergleich zum individuellen Leistungs(un)vermögen das Bällchen letzte Woche über die Schnur geschubst hat. Unsere Leistungsklassen bewegen sich über die Jahre hinweg wie ein Airbus im sanften Landeanflug. Sollte es plötzlich innerhalb kürzerer Zeit wieder steil nach oben gehen, würde das bei uns eher Zweifel an der Formel schüren als an eine Leistungsexplosion unsererseits zu glauben.
Überhaupt, die Formel: Ja, sie bezieht jetzt wöchentlich angewendet sinnvollerweise mehr leistungslimitierende Faktoren mit ein. Und ja, sie hat uns endlich einen überzeugenden Beleg dafür geliefert, dass es sinnvoll gewesen wäre, auch nach dem ersten Drittel der schulischen Laufbahn in Mathe noch ein wenig aufzupassen, selbst wenn man später nicht als Raketenwissenschaftler reüssieren möchte. Aber kann sie quer durch alle Altersklassen gleichzeitig die aktuelle Leistungsstärke des limitiert-verbissenen Vielspielers und des talentierten „Ich komm mal zum Medenspiel, wenn ich Bock habe“-Zauberers adäquat abbilden? Nein, natürlich nicht, denn der Erfinder so einer Formel arbeitet eben tendenziell nicht für den DTB, sondern – siehe oben – wenn überhaupt eher bei der NASA.
Statt „LK“ zählt bei den Sandplatzgöttern „V&V“
Relevant wird das Konstrukt „LK“ für uns aber sowieso nur einmal pro Saison im Frühjahr, wenn die Formel zum Stichtag unsere Meldeliste sortiert. Über das Ergebnis kann man streiten. Blöder als die Reihenfolgen, die wir uns früher in wochenlanger Diskussion selbst ausgedacht haben, damit bestimmte Doppel-Konstellationen möglich waren, die in der Folge im Realitätscheck auf der Asche mal wieder keinen Blumentopf und erst recht keinen siegbringenden Punkt gewannen, ist es aber bisher auch nie gewesen. Und wirklich aufgestellt wird unser Team – willkommen bei den Herren 40 – eh seit Jahren am Spieltag durch eine Kombination aus „V&V“: Verfügbarkeit und Verletzungsstatus. Und nicht über irgendwelche Nachkommastellen.
Spricht unser vehementes „egal!“ nun gegen Leistungsklassen an sich? Vermutlich sind wir einfach nur nicht die Kernzielgruppe. Wir spielen jetzt schon so lange mit ebenso viel Spaß wie Erkenntnis über die Grenzen des eigenen Leistungsvermögens Tennis, dass wir keinerlei zusätzliche Anreize brauchen, um nicht in Gefahr zu geraten, dauerhaft zum Stand-Up-Paddling oder in den Zumba-Kurs abzuwandern.
Für Menschen jeden Alters, die ihr Herz noch nicht seit Jahrzehnten an die gelbe Filzkugel verloren haben, sieht das schon ganz anders aus. Natürlich ist es da spannend, den eigenen Fortschritt „offiziell“ in einer Zahl dokumentiert zu bekommen. Natürlich macht es Spaß, wenn es im Wettkampf „um etwas geht“. Und wenn es nur Gummipunkte, oh Verzeihung, LK-Punkte sind. Ein Wettkampfangebot über die paar Wochen der Medenspiele hinaus ergibt Sinn und wirkt bindend. Dass dabei über Sponsoring und Gebühren Geld generiert wird, ist auch nicht per se verwerflich – interessant ist eher, was dann mit diesen Einnahmen beim DTB gemacht wird.
Eines ist allerdings auch klar: Sollte es einem der Sandplatzgötter im Mai oder Juni wider Erwarten gelingen, einen Spieler mit deutlich besserer LK zu besiegen, bekommt die Leistungsklasse auch in unserem Mannschaftskreis natürlich plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Und mutiert zum Stoff, aus dem Heldengeschichten gemacht sind, die in geradezu kyrgiosesker Weise objektiv beweisen, was bei uns alles möglich wäre, wenn wir nur wollten. So flexibel sind wir halt doch noch.
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