DTB-Präsidentschaft: Letzte Ausfahrt Berlin
Michael Stich hat am Dienstag bei einem Pressegespräch seine Visionen vom deutschen Tennis kundgetan. Ob er am Sonntag für das Amt des DTB-Präsidenten kandidiert, ließ er offen.
Michael Stich wollte – so hieß es vorher, bevor man sich am Dienstagmorgen in einer zwölfköpfigen Runde im „Amerika Haus“, einem Seminarraum in einem Hamburger Nobelhotel, traf – nicht über Posten und Personen reden. Sondern über Inhalte. Über Stichs Ideen, wie man das deutsche Tennis voranbringen könne. Das Problem: Es sind, wenn diese Zeilen online gehen, noch fünf Tage bis zur Wahl des DTB-Präsidenten in Berlin. Die Zeit ist knapp. Und da fragt man sich in erster Linie: Steht Stich überhaupt zur Wahl?
Die Antwort: Er weiß es noch nicht. Ein Präsident Michael Stich ist immer noch möglich. Die Entscheidung anzutreten, hängt allerdings von einer Reihe von Dingen ab: Findet er noch ein Team, mit dem er antritt? Hat er überhaupt eine Chance, die Mehrheit der Stimmen zu bekommen (18 Verbandspräsidenten mit unterschiedlich dicken Stimmpaketen wählen ihn)? Und schließlich: Will er sich das alles noch antun?
Der Wimbledonsieger von einst erlebt auf dem sportpolitischen Parkett das, was er auf dem Platz selten erfuhr: Er ist nicht Herr des Verfahrens. Als er am 2. November seine Ideen in Hamburg vor 13 von 18 Landespräsidenten vortrug, bescheinigte ihm einer der Landespräsidenten hinterher: Der Bundesausschuss (Zusammenschluss der Landeschefs) sei von seiner Vorstellung „sehr beeindruckt“. Ergo: Stich war im Rennen – als möglicher Präsident oder Vizepräsident, wie man später erfuhr.
Acht Tage später schien all das wieder hinfällig, als sich die Mehrheit des Bundesausschusses beim Fed Cup-Finale der Damen in Prag getroffen hatte. Stich habe keine Chance mehr, wurde kolportiert. Grund sei ein Brief von Stich. „Dieser soll die Botschaft beinhaltet haben, dass viele im Bundesausschuss doch eher unfähig sind“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“. Letzteres allerdings – und das belegt der Brief, der tennismagazin.de vorliegt – stimmt nicht. Stich hatte lediglich geschrieben, dass er es als respektlos empfunden habe, dass der Präsidentschaftskandidat Ulrich Klaus bei Stichs Präsentation in Hamburg nicht anwesend war.
Eine feste Aufwandsentschädigung, keine Reisespesen
Offenbar sah das selbst der vermeintliche Rivale Klaus so – er entschuldigte sich bei Stich für sein Fernbleiben. Aber Klaus sagte Stich später auch, dass es keinen Platz für ihn in einem Präsidium, das er (Klaus) leiten würde, gebe. Das wiederum liege daran, dass Stich eine Aufwandsentschädigung an sein Engagement knüpft, welche nicht satzungskonform ist. Anders formuliert: Geld für Stich im Ehrenamt werde es nicht geben.
Aber – und deshalb gibt es mittlerweile nur noch die Variante einer eigenen Präsidentschaft – Stich wird auf eine Bezahlung (ein fester Betrag; Reisespesen und sonstige Kosten will er selbst tragen) nicht verzichten. Das Geld könnte dann gut angelegt sein, wenn es Stich gelänge, durch seine Kontakte Sponsoren zu generieren. Die Voraussetzung für das Modell: Die Mehrheit der Landesfürsten müsste daran glauben. Und an seine Ideen.