Florian Mayer und sein Gespür für Gras
Der 32-Jährige startete in das Turnier mit mächtig viel Wut im Bauch. Obwohl er erwiesenermaßen einer der besten deutschen Rasenspieler des letzten Jahrzehnts ist, erhielt er für die Gerry Weber Open keine Wildcard. „Ich muss sagen, das regt mich richtig auf. Darüber bin ich wirklich enttäuscht“, sagte Mayer ungewohnt angesäuert. Er musste seine geschützte Weltranglisten-Position („Protected Ranking“) nutzen, um überhaupt ins Hauptfeld zu kommen. Nachdem er in Runde eins Brian Baker schlug, sagte Mayer: „Das Gefühl für den Rasen ist immer da – es wird auch nie verschwinden.“
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Das bekam im Viertelfinale zunächst Vorjahresfinalist Andreas Seppi zu spüren, den Mayer 7:6, 6:3 besiegte und dabei 16 Asse servierte. Danach bezwang er auch den Aufsteiger der Saison, Dominic Thiem, erstaunlich locker 6:3, 6:4. Ja, der Österreicher war müde von etlichen Partien in den letzten Wochen, aber Mayer stellte ihn auch vor unlösbare Probleme. „Er hat so gespielt, wie ich es überhaupt nicht mag“, analysierte Thiem später. Was das heißt? Gute Aufschläge, viele zurückgebrachte Returns, lange, tiefe Slice-Bälle und eine Matchstrategie, die auf Überraschungsmomente setzt. Mayer tauchte manchmal so plötzlich vorne am Netz auf, dass sich sein Gegner zwangsläufig fragen musste, wie er überhaupt dorthin gelangen konnte.
Unkonventionelle Überfallattacken
Auch im Endspiel gegen Youngster Alexander Zverev verblüffte Mayer mit seinen unkonventionellen Überfallattacken und ließ den 19-Jährigen nicht zur freien Entfaltung kommen – ganz anders übrigens als Roger Federer bei seiner Halbfinale-Niederlage gegen Zverev am Samstag. Federer wurde von Zverevs mächtigen Grundschlägen zu oft zu stark unter Druck gesetzt. Mayer ergriff lieber die Flucht nach vorne – und am Ende ging die Rechnung tatsächlich auf. Den fünften Matchball verwandelte er – 6:2, 5:7, 6:3-Sieg, Wahnsinn. „Zwei Jahre habe ich nicht mehr vor so einer Kulisse gespielt. Ich wusste zwischendurch gar nicht mehr, ob ich überhaupt nochmal spiele. Und jetzt gewinne ich hier. Unglaublich“, stammelte Mayer nach dem größten Triumph seiner Karriere.
Mayer geht nun als „Dark Horse“ nach Wimbledon, also als unberechenbarer Außenseiter, dem Siege gegen die „Big Names“ zugetraut werden können. Ins Hauptfeld war er bei Meldeschluss Mitte Mai dank seines geschützten Rankings gekommen. Mit seiner aktuellen Weltranglistenposition (Platz 80) kann er gleich in der ersten Runde einem gesetzten Spieler zugelost werden. Spätestens nach dem Titel von Halle ist klar: Gegen Mayer will zu Beginn des Wimbledon-Turniers niemand antreten. Denn Mayer hat einfach das Gespür für Gras.air jordan 1 mid outlet | is the factory outlet store legit