In der Preisgeld-Spirale: Immer schneller, immer mehr
Genau deswegen waren sich die Profis im Januar 2012 so ungewohnt einig, als sie auf einer Sitzung des Players Council den Turniermachern mit einem Boykott drohten, sollten die Preisgelder nicht exorbitant erhöht werden. Die Maxime lautete: Wir Spieler wollen ein größeres Stück von eurem fetten Kuchen! Ein Jahr später gaben die Verantwortlichen nach und drehten an der Preisgeldschraube so kräftig wie nie zuvor. Wimbledon schüttete plötzlich 40 Prozent mehr Preisgeld aus als im Vorjahr, die US Open 32 Prozent. Solidarität herrschte bei den Profis auch darüber, dass insbesondere die Verlierer der ersten Runden besser bezahlt werden müssten. Auch diesem Wunsch wurde nachgekommen. Spieler, die bei einem Grand Slam-Turnier in der ersten Runde ausscheiden, können sich nun über Preisgelder freuen, die sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt haben. In Wimbledon bekam ein Erstrunden-Verlierer 2012 noch 17.000 Euro – 2015 waren es 41.000 Euro.
Das große „Challenger-Sterben“
Wo das alles noch hinführen soll? Vermutlich zu noch höheren Preisgeldern und zu horrenden Verdienstmöglichkeiten für die erweitere Weltspitze, von denen die Profis aus den 80er oder 90er Jahren nur träumen konnten. Das ist die eine, golden schimmernde Seite der Medaille. Die andere ist weniger glamourös. Es geht um den großen Rest der Tennisprofis. Um jene, die vielleicht mal in der Qualifikation bei einem Grand Slam-Turnier dabei sind, sonst aber weitestgehend unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit spielen. Sie profitieren vom Preisgeldwachstum bislang kaum. Im Gegenteil: Weil die großen Turniere immer mächtiger werden und potenzielle Geldgeber ihre teuren PR-Maßnahmen lieber dort platzieren, wird es für kleinere Events immer schwieriger, sich zu finanzieren – sie finden keine Sponsoren mehr. 2013 wurde in der Szene das große „Challenger-Sterben“ beklagt, weil sich viele Turniere auf der untersten ATP-Ebene nicht mehr rentierten. Fernando Soler, Tennisdirektor beim Vermarktungsriesen IMG, analysierte die Lage 2013 im Gespräch mit tennis MAGAZIN so: „Die großen Events werden immer größer, die kleinen müssen irgendwie ums Überleben kämpfen.“
Jüngstes Opfer in diesem Verdrängungskampf: Das beliebte Challenger-Turnier in Oberstaufen im Allgäu, das 2015 eine Lücke im Etat von 17.000 Euro nicht stopfen konnte. Folge: In diesem Sommer fand es nicht statt. Vielleicht geht es nächstes Jahr weiter. Das hoffen zumindest die Veranstalter. Über die Challenger spielen sich aufstrebende Profis nach oben, sie sind das Sprungbrett für die großen Events. Wenn es von ihnen aber weniger gibt, ist der Reiseaufwand für die Talente größer, die Kosten steigen. Wer keinen finanziellen Rückhalt hat, bleibt auf der Strecke. Gute Nachwuchsspieler können dem Weltsport Tennis deswegen verloren gehen.
Ob das noch im Sinne der großen Grand Slam-Turniere mit ihren Rekord-Preisgeldern ist?
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Was Profis auf ATP- und Challenger-Ebene verdienen
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