Jan-Lennard Struff: Die Metamorphose zum Leitspieler
Am Samstag spielt Jan-Lennard Struff (29) gegen Mikhail Kukushkin in Wimbledon um den Einzug ins Achtelfinale. Der sportliche Erfolg ist eine Konsequenz seiner harten Trainingsarbeit, seinem extrem guten Verhältnis zu seinem Coach Carsten Arriens und einer beeindruckenden Persönlichkeitsentwicklung.
Der Raum ist schlicht und klein. Weiße Wände, grauer Teppich, ein Wimbledon-Poster, ein paar weiße Stühle und ein runder Tisch mit sandfarbener Beschichtung. Jan Lennard Struff sitzt dort nach seinem Viersatzsieg in der zweiten Runde gegen Taylor Fritz. Zur Einordnung: Fritz, 21 Jahre alt, dessen Name früher in einem Atemzug mit Alexander Zverev fiel, hatte das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen. In Runde eins fertigte der Amerikaner Tomas Berdych 6:4, 6:4, 6:3 ab.
Knapp 20 Minuten sitzt Struff am Donnerstagnachmittag in den Katakomben des Milleniumgebäudes. Wenn man ihm zuhört, verstärkt sich der Eindruck, den man von ihm schon in den letzten Wochen und Monaten hatte. Der 29-Jährige wirkt wie auf dem Platz: ruhig, besonnen, in sich ruhend, abgeklärt, reflektierend. Er formuliert gut, blickt über den Tellerrand, ordnet Dinge ein, analysiert scharf.
Bei Struff wirkt derzeit alles leicht
Klar, wenn man siegt, ist alles einfacher. Oder um es mit den Worten von Struff zu sagen: „Wenn man gewinnt, fühlt sich alles leichter an. Wenn man nicht gut spielt, ist alles schwer und mühsam.“ Bei ihm wirkt derzeit alles leicht. Was nicht verwundert. Das Achtelfinale bei den French Open in Paris, der Sieg in der Runde zuvor gegen Borna Coric – das hat ihm eine Menge Auftrieb gegeben. Und auch sonst können sich die Ergebnisse anno 2019 sehen lassen. Die logische Konsequenz: Platz 33 im Ranking. Nach Wimbledon wird der Warsteiner erstmals zu den besten 30 Profis der Welt gehören.
Wobei leicht? „Es steckt viel Arbeit dahinter, auch wenn es leicht aussieht“, sagt Struff. Die harte Trainingsarbeit ist das eine. Struff versucht sich in allen Bereichen zu verbessern. Er und sein Coach büffeln Statistiken, sehen sich Videos an, schauen auf die Besten der Szene, auf Ernährung und Fitness. Kurz: Sie tun alles, damit es noch weiter nach oben geht. Als Niki Pilic, der im März 2015, bei der Davis Cup-Erstrundenpartie gegen Frankreich in Frankfurt, noch als Berater des DTB fungierte und vor Ort war, Struff erstmals spielen sah, kommentierte er: „Ich habe nicht gewusst, was für ein Potenzial in ihm steckt. Er hat das Zeug für die Top 5.“ Zur Erinnerung: Damals unterlag Struff dem französischen Topspieler Gilles Simon erst nach fünf Sätzen. 8:10 endete der letzte Durchgang aus seiner Sicht.
Struff hat jede Menge Potential
Das Ranking mag etwas hoch gegriffen sein, der Fakt, dass Struff viel weiter nach oben klettern kann, nicht. Er bewegt sich für seine 1,96 Meter mittlerweile sehr gut, die Grundschläge pfeffert er im ICE-Tempo in die gegnerische Hälfte. Struff rückt viel ans Netz vor. Das Motto: die Bälle kurz halten, den Gegner zu Fehlern zwingen. Struff versteht nicht, dass die Next Gen kaum ans Netz geht. Ach ja: Die Konkurrenz hat die Entwicklung des Fast-Zwei-Meter-Mannes längst bemerkt. Bei den Lockerroom-Talks wird klar – keiner spielt zurzeit gerne gegen Struff.
Bei seinen Netzattacken spielt logischerweise auch der gute Aufschlag eine Rolle. Wie wichtig gerade das Service ist, weiß Struff ohnehin: „Wir achten sehr darauf, die Prozente beim Aufschlag zu erhöhen. Das trainieren wir viel. Zwei, drei Prozentpunkte sind eine andere Welt“, sagt er. Eine andere Welt heißt Top Ten.
After his win vs Albot #Struff said @SkySportDE that he is in top10 when it comes to 1stserve pts won%
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9 Berretini#Wimbledon— Jannik Schneider (@schnejan) July 2, 2019
Struff: Coach im Fokus
Kohlmann verteilt sehr gutes Zeugnis
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