Justin Engel, Philipp Kohlschreiber

Neuer Coach: Seit Ende Oktober arbeitet Philipp Kohlschreiber, früher die Nummer 16 der Welt, mit Justin Engel zusammen. ©Imago/Jürgen Hasenkopf

Justin Engel: Einer für die Zukunft

Für die deutsche Tennis-Blase ist er neu: Justin Engel. Unserem Kolumnisten Alexander Waske ist der 17-Jährige längst bekannt – als einer, „der noch viel Spaß machen wird”. 

Das erste Mal wurde ich vor etwa vier Jahren auf Justin aufmerksam, bei einem Lehrgang des DTB in der Tennis Base in Oberhaching trainierte er unter Thomas Hoegstedt. Er hatte damals Probleme mit dem Vorhandgriff, die er zusammen mit seinem Vater Horst aber in den nächsten Monaten in den Griff bekommen sollte. Seitdem verfolge ich seinen Werdegang und traf die beiden letztes Jahr im November in Antalya wieder. Justin spielte Pre-Quali und arbeitete sich durch viele Matches zuerst in die Quali, dann in das Hauptfeld. Aber die Ergebnisse waren nicht das, was ihn so interessant machte, es waren seine Art und Weise, Tennis zu leben und ja, auch zu arbeiten.

Justin Engel: „No days off”

„No days off“, ist hier nicht nur eine Floskel, sondern laut dem Vater hat Justin, seit er 7 Jahre alt ist, keinen freien Tag mehr gehabt. „Ein freier Tag ist eine Stunde aus dem Korb, und etwas Stabi-Training und Stretching“, erklärte er mir. Wir hatten einige Gespräche über sein Spiel und definierten eine Schwäche in der Positionierung am Netz und die Fähigkeit, die Volleys zu töten. Also gingen wir gemeinsam auf den Platz mit meinen Spielern Popovic (ATP #450) und Handel (ATP #350), und diskutierten über die theoretisch richtige Angriffstaktik. Natürlich hat Justin Talent, aber er hat keine Koordination bzw. Ballgefühl eines Federers. Dafür aber hat er eine eine enorme Akribik im Ausführen von neuen Dingen. Ein paar Wochen danach telefonierten wir und trafen uns während des deutschen Winters in der Tennis-University wieder, und ich war beeindruckt, wie sehr ihn dieser Schachzug verbessert hatte.

Also fragte ich, ob sie das öfter geübt hatten, um einen Eindruck zu gewinnen, wie schnell er etwas erlernt. „Jeden Tag haben wir diese Übung 20 Minuten lang eingebaut, seit 6 Wochen“, war die Antwort. Sein Vater, der schon viele Jahre auf der Tour mit der ehemaligen Top 50 Spielerin Anca Barna verbracht hatte, überlässt hier nichts dem Zufall. Auch von anderen Top-Trainern wie Ulf Fischer werden sich Tips und Tricks geholt, und deutsche Stars wie Jan-Lennard Struff oder Maximilian Marterer laden Justin zum Training ein. Auch der ein oder andere internationale Star hat schon angefragt, ob er für einen Trainingsblock vorbeikommen möchte.

Justin Engel: Gesunde Härte und hohe Disziplin

Ich bin ein großer Fan von diesem Projekt, denn Justin verplempert keine Zeit. Eine gesunde Härte und eine hohe Disziplin bringen den jungen Franken stetig voran. Im Kraftraum werden keine Tik-Tok Videos am Handy geschaut, sondern Gewichte gestemmt. Körperlich ist er schon sehr weit, ein Feld, wo viele seiner Konkurrenten in dem Alter weit entfernt sind. Seine 1,88m Körpergröße helfen natürlich, vielleicht kommen da noch ein paar Centimeter dazu.

Justin hat etwas Jugendliches, Frisches. Sein Paradeschlag ist die Rückhand, mit der er solide, aber auch gefährlich spielen kann, und auch den Longline-Wechsel beherrscht er auf eine für den Gegner unangenehme Weise. Sein Aufschlag wird, auch aufgrund seiner Athletik, immer dominanter und männlicher. Unaufgeregt wird gearbeitet, nach Niederlagen wie auch nach imposanten Siegen. Die Zeiten werden sich ändern, er wird immer mehr Aufmerksamkeit bekommen, die ihn aber von seinem Weg nicht abbringen wird.

Seit ein paar Wochen ist nun auch noch Philipp Kohlschreiber mit an Bord, er wird sicherlich mit seiner Erfahrung und seinem Wissen helfen, die nächsten Schritte zu meistern. Fakt ist: Er ist der aufgehende Stern am deutschen Tennishimmel. Er wird uns noch viel Spaß machen.