Kolumne Sandplatzgötter: Endlich Licht
Nach Monaten in stickigen und dunklen Hallen fiebern die Sandplatzgötter dem Start der neuen Freiluftsaison entgegen.
Spätestens im März wird alles richtig öde unter der Hallendecke. Seit irgendwann im Oktober gibt es genau zwei Ausreden, um das eigene Unvermögen auf Teppich zu kaschieren: „Die Bälle sind aber schon ganz schön durch“ oder „Ich kann hier bei der Hallenbeleuchtung ganz schlecht sehen“. Vor und nach der eigenen Stunde spielen immer dieselben zwei bis vier Nasen. Die eigene Trainingszeit im Stundentakt ist fast immer zu kurz, wenn nicht, dann zu lang, aber nie passend. Apropos „passend“: Zur totalen Erniedrigung des winterlichen Tennisspielers wurde das „Lichtgeld“ erfunden, das den Sportler zwingt, mindestens einmal in der Woche Arbeitskollegen oder Verwandte um 50-Cent- oder 1-Euro-Münzen anzubetteln.
Aber dann gibt es, nach Rücksprache mit dem Platzwart, natürliches Licht am Ende des trüben Hallentunnels. Mitte April werden bei uns die Außenplätze für den Spielbetrieb freigegeben. Sommersaison! Und die findet – ansonsten wäre unsere Namensgebung ja auch abwegiger, als man es selbst von uns erwarten kann – auf Sandplätzen statt. Und alles wird gut.
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Zwar sind wir, wie ein großer Teil der heute aktiven Tennisspieler, ausgerechnet durch einen gewissen 17-jährigen, rotblonden Leimener zum Tennis gekommen, der sich (wie erstaunlich viele andere deutsche Profis) nie so gänzlich mit dem Untergrund, auf dem er ursprünglich Tennis erlernt hat, anfreunden konnte. Dennoch ist für uns das Spiel unter freiem Himmel auf der roten Asche das „echte“ Tennis, auf das wir uns das ganze Jahr über freuen. Und das wir gerne auch ausgiebiger zelebrieren: „Nachher noch Bock auf einen Satz Doppel?“ – „ Ja, klar!“ In der Halle undenkbar. Es sei denn, man hat Lust bis kurz vor Mitternacht unter Kunstlicht und bei eisigen Temperaturen mit eher mäßig gelaunten Mannschaftskollegen das Doppeltraining knallhart durchzuziehen.