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Kolumne Sandplatzgötter: Weltuntergang

Droht uns die Apokalypse wenn Roger Federer eines Tages abdankt? „Blödsinn“ meinen die Sandplatzgötter und erinnern an andere Idole.

Alle paar Jahre, im alles beschleunigenden Internet-Zeitalter eher alle paar Monate, wird uns der Weltuntergang angekündigt. Zwar sind wir gut durch das Millennium gerutscht, auch wenn die Datumsanzeige von Vatis altem Videorekorder wieder auf „1.1.1900“ umsprang, und auch die Mayas hatten irgendwann andere Probleme, als ihren „Apokalypse-Kalender“ zu führen, aber: Es muss ja auch mal Schluss sein.

Übertragen auf die Tenniswelt bangen viele Fans einem Ereignis entgegen. Ihr Glaube: Der Untergang der Tenniswelt wird schlagartig – und nicht verhinderbar –  einsetzen, wenn Roger Federer aufhört. Wann das sein wird, da streiten sich die Propheten. Und ob er dann zurücktritt, weil er keine großen Titel mehr holt oder eben gerade, weil er noch einmal einen großen Titel geholt hat, ist eher unklar. Klar ist aber: So schön wird es nie wieder! Tennis ist dann tot!
Nun sind die Sandplatzgötter zwar nicht, wie der Name vermuten lassen würde, ewige, aber dennoch langjährige Beobachter des Tennissports. Und als solche merken wir: Das alles kommt uns arg bekannt vor. Als etwa John McEnroe sein Dauerrivale Björn Borg abhanden kam, wurde Tennis vorschnell beerdigt. Und als Pete Sampras 2003 endgültig sein Karriereende bestätigte, waren die Tiefschwarzmaler auch sofort am Start.

„Aber“, werden eingefleischte Federer-Fans jetzt empört aufschreien, „Roger ist viel erfolgreicher und bekannter als es Borg oder selbst Sampras je waren, er ist eine globale Marke und der erfolgreichste Spieler aller Zeiten.“ Richtig! Und gleichzeitig gar kein so gutes Argument. Denn: Bei „alle Zeiten“ dreht es sich immer nur um die Vergangenheit. Und 14 Grand–Slam-Titel von Sampras oder die Popularität von Agassi fanden wir 2003 schwer beeindruckend und kaum überholbar – bis dann plötzlich Federer kam.

„Niemand ist größer als sein Sport.“ Den Satz fürs Phrasenschwein hat Federer selbst gesagt. Wir glauben daran. Die Sache mit den Schlägern, dem gelben Ball und dem Netz wird auch nach „Maestro Roger“ noch eine gute Spielidee sein.  So wie das Ding mit dem roten Ball und den Körben auch nach „Air Jordan“ weiter funktioniert hat. Es wird eine neue Generation von Tennisfans nachwachsen, die sich mit einer neuen Generation von Tennisstars identifiziert und Federer in der Vergangenheit verortet.
Und wer weiß, wohin in der Zwischenzeit die Titel-Reise von Novak Djokovic führen wird, auch wenn sie jüngst in Wimbledon unterbrochen wurde. Er wird zwar nie die Popularität Federers erreichen, in der milderen Nachbetrachtung späterer Jahre aber mit mehr Wärme und Respekt beurteilt werden.

Daran, dass Sampras und Edberg langweilig, Borg und Lendl emotionslos und Agassi ein Schnösel waren, erinnern wir uns nicht mehr gut. Oder auch daran, dass die Eskapaden eines John McEnroes in Youtube-Videos deutlich lustiger wirken, als sie es damals für alle Beteiligten waren. Apropos Youtube: Den Vorteil hat die „Generation-Federer“! Ihr werdet auf gestochen scharfe HD-Clips zugreifen können, um euch und andere daran zu erinnern, wie gut Federer war. Die Erinnerungen an Borg, Sampras & Co. bleiben leider verschwommen.

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