LK-System: Das Reförmchen
Die groß angekündigte Optimierung des LK-Systems wird ausbleiben. Gerade für den DTB eine verpasste Chance, finden die Sandplatzgötter.
Ein großer deutscher Sportverband, der ein Bewertungssystem für alle seine im Wettkampf aktiven Sportlerinnen und Sportler über alle Altersklassen hinweg gegen viele kritische Stimmen mit Erfolg einführt. Der damit seine Turnierlandschaft im Bereich des Breitensports immens bereichert. Dessen Funktionäre dann erkennen, dass das eingeführte System einiger Umdrehungen an den Stellschrauben bedarf. Der im Zusammenhang mit diesem Willen zur Verbesserung dann die Aktiven über eine groß angelegte Online-Umfrage mit ins Boot nimmt, gleichzeitig aber auch sein zuständiges Fachgremium beauftragt, Schwachstellen aufzudecken und Lösungen zu entwickeln. Die dann umgesetzt werden. Hört sich alles zu gut an, um wahr zu sein, oder?
Nun, das Leben im Allgemeinen („Wir holen die Verspätung wieder auf, Ihren Anschlusszug werden Sie erreichen“) und der Tennissport im Besonderen („Das Racket ist die perfekte Mischung aus Power, Präzision und Armschonung“) haben uns Sandplatzgötter gelehrt, dass so etwas dann auch mal nicht eintrifft. Unsere nächste Lektion in dieser Hinsicht: die LK-Reform des DTB. Wir nennen sie „Reförmchen“. Ist aber nicht so liebevoll gemeint, wie es klingt.
Was der LK- und Ranglistenausschuss seinem Präsidium nach einer umfangreichen Evaluierung als Vorschlag vorgelegt hat, war tatsächlich dazu angetan, das System „Leistungsklasse“ näher an die Quadratur des Tennisballs heranzuführen, nämlich die möglichst exakte und vergleichbare sportliche Leistungseinordnung der deutschen Tennisspieler und -spielerinnen. Genau das würde langfristig die Akzeptanz des Systems fördern. Genau wie die Motivation, aktiv teilzunehmen. Selbst wenn es kurzfristig durch die Einführung von Minuspunkten für Niederlagen – denn das war ja ein, wenn nicht der Hauptpunkt der Reform-Ideen – vielleicht den einen oder anderen gibt, der sich gerade zum Saisonende hin nicht mehr auf den Platz „traut“.
Das Präsidium des DTB hat anscheinend aus Angst vor daraus resultierenden Einnahmeverlusten (Stichwort: LK-Gebühren) die Reformvorschläge der eigenen Fachleute abgewürgt und zu einigen eher kosmetischen Änderungen eingedampft. Weitsichtig ist das nicht. Jeder Sportler hat Spaß daran, sich zu messen und zu vergleichen. Viele verlieren aber die Lust daran, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass das Bewertungssystem genau diese möglichst realistische Einordnung nur unzureichend gewährleistet – obwohl man es mit wenigen Veränderungen fairer gestalten könnte. Und zusätzlich zur Manipulation einlädt, weil Niederlagen nicht in der Endabrechnung mit einfließen.
Kein entscheidend optimiertes LK-System
Entsprechend tendenziell desaströs war dann auch die Rückmeldung in der Kommentarspalte, als wir das Reförmchen auf unserer Facebook-Seite vorgestellt haben – und das obwohl hochrangige DTB-Granden zu retten versuchten, was als Eindruck wohl nicht mehr gerade zu biegen ist: Nämlich, dass hier erst etwas sehr Positives mit großem Aufwand und Elan angeschoben wurde, der obersten Etage aber irgendwann der Mut oder der Wille abhanden kam. Oder beides. Huch, dass unser eigener Fachausschuss so intensiv arbeitet und so innovativ denkt, konnte ja niemand ahnen! Fazit: Es kreißte der Berg, gebar dann aber leider doch nur eine Reform-Maus.
Ein wirklich entscheidend optimiertes LK-System in einem DTB mit dem Ohr auf der Grundlinie, respektive an der Basis, bleibt also vorerst Utopie. Schade. Verpasste Chance, das Image aufzupolieren. Allerdings darf natürlich auch jeder LK-Jäger sich und sein Handeln gerne selbst hinterfragen. In unserer perfekten Tenniswelt wären nämlich Mittel, die verhindern sollen, dass (meist) erwachsene und angeblich im doppelten Wortsinn sportliche Menschen in größerer Zahl versuchen, ihre Leistungsklasse per Betrug durch Matchabsprachen für ein Bier oder ein Handgeld von 15 auf 14 zu manipulieren, auch einfach gar nicht von Nöten.
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