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Mail aus Mallorca: Azarenkas Neuerfindung

Am Dienstag erschien eine Doumentation über Maria Sharapovas „Auszeit“ auf iTunes. Über Victoria Azarenkas Rückkehr nach der Babypause ist auch ein Film in Arbeit, wie das tennisMAGAZIN erfuhr. Ihr Comeback-Match war allemal filmreif.

Auf Mallorca wird Victoria Azarenka von einer Film-Crew begleitet, die für Amazon Prime eine Dokumentation über sie dreht. Im März traf das Team der IMG-Produktion „Motherenka“ das erste Mal in ihrer weißrussischen Heimatstadt Minsk, und nun flogen ihr zwei Kamera-Teams zu ihrem großen Comeback nach Mallorca hinterher. Sie bekommen auch private Einblicke von Azarenka und ihrem sechs Monate jungen Sohn Leo in der Villa mit Pool, die die ehemalige Weltranglistenerste auf Mallorca während der Turniertage (wohl zusammen mit ihrem Boyfriend Billy McKeague) bewohnt. Aber wo war Leo überhaupt, als Azarenka dieses absolut filmreife Comeback in diesem Match über zwei Tage gelang? „Jemand hat getwittert, dass Leo im Publikum war, aber das war nur irgendein Kind, es war zwar süß, aber es war nicht meins“, stellte die 27-Jährige klar. „Leo war zu Hause. Vielleicht hat er das Match geguckt, ich weiß es nicht. Er liebt mein iPad und patscht gern darauf rum.“

„The competitor never rusts.“

Falls Leo die Partie nicht sah (womöglich verschlief), hat er definitiv etwas verpasst. Es war so, dass der Executive Producer des Dokumentarfilms, David Check, aus dramaturgischen Gründen ganz geflasht war. Beim Stand von 6:3, 4:6, 4:5 gegen die jeden Ball zurückbringende Japanerin Risa Ozaki war das Match am Dienstagabend abgebrochen worden wegen Dunkelheit. Bei der Fortsetzung gelang Azarenka zwar ein Break, aber dann lag sie rasch 5:6 und 0:40 zurück – drei Matchbälle gegen sich. Aber dann pumpte sie ihre Faust wie die alte Azarenka und nutzte schließlich ihren eigenen dritten Matchball zum 9:7 im Tiebreak; es war ein Mentalitätssieg. „The competitor never rusts“, eine Wettkämpferin rostet nicht, twitterte die WTA.

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Ein schwarz lackiertes Racket: Ihre neue Schläger-Marke wolle den Deal mit ihr erst demnächst enthüllen, sagte Victoria Azarenka auf tM-Nachfrage. Von der Rahmen-Form könnte es ein Yonex-Modell sein.  (c) Mallorca Open

Dabei hatte sie auch schon 3:5 im Tiebreak zurückgelegen und dann ein katastrophales Overruling des Schiedsrichters einstecken müssen, der sogar den österreichischen Veranstalter Edwin Weindorfer im VIP-Bereich aufspringen ließ. Ein etwa zehn Zentimeter hinter der Grundlinie gelandeter Ball Ozakis wurde gut gegeben und wiederholt. „Ich habe einen Vorsatz – so wie man Vorsätze fürs neue Jahr macht: Wenn Dinge außerhalb meiner Kontrolle sind, dann nehme ich sie so hin“, sagte Azarenka sehr cool und analytisch.

Neue Aufschlagbewegung und neue Schlägermarke

Überhaupt war sie in der Post-Match-Pressekonferenz kaum emotional – in diesem brütend heißen Pressezelt, in dem nur vier nach Mallorca gereiste Tennisjournalisten saßen. Was auffiel war ihr komplett veränderter Aufschlag – wie Maria Sharapova während ihrer Dopingsperre hat auch Azarenka in ihrer Babypause ihr Bewegung umgestellt. Die Bewegung erinnert an Andy Murray. Manchmal wackelte das Service noch, sie slicete viele zweite Aufschläge zu harmlos mit 110 km/h. In einem Interview mit der WTA vor dem Turnier hatte sie bereits erzählt, dass sie – weil sie ja viel Zeit gehabt habe – ihr ganzes Spiel auf den Prüfstand gestellt habe und einiges nach biomechanischen Kriterien umgestellt habe. Das ist wohl auch der Einfluss ihres neuen Trainers Michael Joyce, dem Ex-Coach von Scharapova. Mal sehen, ob die Aufschlagumstellung sinnvoll war. Schließlich hatte Azarenka vorher einen starken Aufschlag.

„Das ist kein Comeback, sie war ja nicht verletzt. Das ist eine Neuerfindung“, sagt der Executive Producer David Check. Neu ist auch Azarenkas Schläger. Sie spielt derzeit ein schwarz lackiertes Racket. „Ich weiß selbst nicht, mit welchem Schläger ich spiele“, scherzte sie. Dann ergänzte die frühere Wilson-Spielerin aber noch, dass ihr neuer Ausrüster die Partnerschaft erst demnächst „enthüllen“ wolle. Der Rahmen-Form nach zu urteilen könnte es ein Yonex-Modell sein. Zumal Michael Joyce die Rackets in einem blauen Yonex-Bag über die Anlage in Santa Ponsa trägt.

Im Achtelfinale trifft die zweifache Australian Open-Siegerin nun auf die Kroatin Ana Konjuh (19), eines der größten Talente auf der Tour. Azarenka, die derzeit nicht mehr in der Weltrangliste geführt wird, aber als „Protected Ranking“ Platz sechs für acht Turniere innerhalb eines Jahres garantiert hat, wird sich spielerisch steigern müssen. Gegen Ozsaki stimmte ihre Schlagauswahl oft noch nicht. Mal machte sie zu wenig, mal zu viel (und die Bälle landeten zu gerade zu weit im Aus), ihre Volleys platzierte sie reihenweise ihrer Gegnerin vor die Füße. Typische Anzeichen von fehlender Matchpraxis. Diese Mentalität und die Intensität auf dem Court, die Vika Azarenka schon immer ausgezeichnet haben, war aber sofort wieder da.

Irgendwann will „Vika“ nach Mallorca ziehen

Für das Filmteam hätte dieser Comeback-Showdown auf der Urlaubsinsel nicht besser laufen können. Ein Veröffentlichungsdatum des Dokumentarfilms steht übrigens noch nicht fest. Der Titel auch noch nicht. Die Crew reist danach weiter nach Wimbledon. Die Turnierorganisatoren und Sponsoren der Mallorca Open waren heilfroh und hin und weg, dass „Motherenka“ ihnen noch mindestens ein weiteres Match am Donnerstag erhalten bleibt.  Und für ihre Mallorca-Schwärmerei im On-Court-Interview gab es Extra-Applaus für die in L.A. lebende Weißrussin: „Ich liebe Mallorca. Ich denke darüber nach, irgendwann in meinem Leben nach Mallorca zu ziehen.“ Erst einmal soll sie aber bitteschön noch lange Tennis spielen.

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