Mail aus Melbourne: „Federers Haare sind nicht von dieser Welt“
Beim ersten Grand Slam-Turnier des Jahres gibt es allerlei Randgeschichten, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Für einige Spieler sind sie deshalb nicht minder wichtig. Alan Kristensen hat im Spielertunnel einen eigenen „Barbershop“ und steht den Spielern und ihrem Betreuerstab als exklusiver Friseur zur Verfügung. Doch nicht jeder Spieler hat die Geduld, um beim britischen Einwanderer den Schnitt für den nächsten Aufschlag zu bekommen.
Während man auf den Gesprächstermin mit dem „Players Barber“ auf den schmalen Sitzschalen im gänzlich dunkelblau angestrichenen Raum wartet, lohnt sich ein genaues Hinhören bereits ungemein.
Auf dem ersten von zwei sehr elegant hergerichteten Friseurstühlen hat Borna Coric, einer dieser spannenden Next-Gen-Spieler, Platz genommen. Doch wer gehofft hatte, dass der junge Kroate hier nun aus dem Nähkästchen plaudern würde, der sah sich getäuscht.
Stattdessen gab Alan Kristensen den Alleinunterhalter. Der Friseur der Spieler, in Melbourne zum zweiten Mal in Folge während des kompletten Happy Slams für das Hairstyling der Stars und deren Entourage zuständig, verstrickte den Europäer in ein Fachgespräch über englischen Fußball.
Melo und Zeballos lassen sich die Haare machen
Kristensen ist vor zehn Jahren aus England als gelernter Friseurmeister nach Australien ausgewandert. „Ganz klassisch wegen des Wetters und des Lifestyles hier“, wird er später aufgeschlossen und gestenreich erklären. Mit Tennis habe er zunächst nur wenig zutun gehabt. Fußball war und ist sein Ding: „Manchester United gehört mein Herz“, sprudelt es ungefragt aus dem etwas stämmigen, etwa 1,80 Meter großen Briten heraus.
Vor allem die europäischen Spieler haben naturgemäß viel Ahnung vom Fußball. Mit ihnen findet Kristensen sofort ein Gesprächsthema. „Meine Frau ist super neidisch. Sie ist ein großer Tennisfan“, sagt er. Die nächsten Kunden, die seine Angetraute an diesem Tag nicht zu Gesicht bekommen wird, sind unter anderem Doppelspezialist Marcelo Melo und Horacio Zeballos aus Argentinien.
Südamerikaner und Spanier sind ein bisschen eitel
„Vor allem die Südamerikaner und die Spanier rennen mir die Bude ein“, berichtet der Friseur mit dänischen Vorfahren und lächelt. „Obwohl sie sehr auf sich achten und der eine oder andere ein bisschen eitel ist, mögen es eigentlich alle einfach und für den Sport passend“, erklärt er.
Doch der Mitvierziger kann ebenfalls extravagante Wünsche erfüllen. In Manchester hat er reihenweise United-Stars frisiert und mit seinem Talent machte er sich auch in Australien rasch einen Namen. Fünf von ihm geführte Barbershops gibt es mittlerweile in Melbourne. Auf Instagram hat keiner weniger als 10.000 Fans.
Die gute Öffentlichkeitsarbeit und die Verbindungen zu Tennis Australia machten ein Engagement bei der Australian Open möglich. „Im ersten Jahr war alles spontan und improvisiert. Dieses Jahr bin ich mit den Räumlichkeiten schon sehr zufrieden und für 2019 möchte ich einen noch besseren Raum.“
Kyrgios dauerte es zu lange
Immerhin: Wer aus dem Spielerbereich auf die Anlage will, dessen Weg führt automatisch am Barbershop vorbei. Doch auch so mancher Topspieler müsste Zeit mitbringen: „Nick Kyrgios stand vor seinem ersten Match am Türrahmen und wollte die Haare gemacht bekommen. Doch ich hatte gerade einen Kunden“, erzählt Kristensen. Dann sei Australiens Hoffnung weitergezogen.
Ein Top-Ten-Spieler war noch nicht beim Players Barber. „Die ganz großen Spieler haben meistens ihre eigenen Stylisten dabei, aber viele Fragen mich, wie Roger Federer seine Haare so stylt, dass sie auch nach vier Stunden Tennis noch sitzen“, berichtet der Friseurmeister und zuckt mit den Achseln. „Federer hat sehr schöne, naturgebogene, wellige Haare. Er spielt ja teilweise Tennis von einem anderen Stern, vielleicht sind seine Haare auch nicht von dieser Welt.“Cheap air jordan 1 low womens | best cheap jordan 1 lows