Mail aus Melbourne: die Fotografen-Legende
Als Jule Niemeier am Montag im Duell mit der Weltranglistenersten Iga Swiatek ebenso tapfer wie vergeblich gegen ihr Erstrunden-Aus bei den Australian Open ankämpfte, da war Paul Zimmer die ganze Zeit dabei. Auf dem Mittelgang zwischen dem Ober-und Unterrang der Rod-Laver-Arena umrundete er den Platz. Zwei Kameras hatte er immer in Griffweite. Zimmer ist 64 Jahre alt, er spricht fünf Sprachen: neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Italienisch und Russisch. Rumänisch versteht er ebenfalls ganz gut.
Aber seine wichtigste Sprache ist die Kraft seiner Bilder. Paul Zimmer ist in der Tennis-Szene eine Fotografen-Legende.
In diesem Jahr ist er zum 40. (!) Mal bei den Australian Open. An Ruhestand denkt er nicht: „Ich mache weiter, so lange mich die Füße tragen. So lange es Freude macht.“ Und es macht ihm immer noch sehr viel Freude.
Die epischen Duelle von Björn Borg und John McEnroe. Die großen Siege von Steffi Graf und Boris Becker. Die Wandlung des Roger Federer vom jähzornigen Talent zur vorbildlichen Ikone des Tennis. Zimmer war immer dabei. Ganz nah. Steffi Graf und Boris Becker kannte und fotografierte er schon, als die noch als Kinder und Jugendliche erste Turniere gewannen.
Im Flieger mit Boris Becker
Hier in Australien fotografierte er Graf, als sie mit Delphinen schwamm. Auch brachte er ihr das Fotografieren bei und – als Kunstinteressierter – beriet er Graf beim Erwerb australischer Gemälde. Mit Boris Becker spielte er in Melbourne Golf, fuhr ihn mal von Adelaide nach Melbourne zum Turnier. Als Becker durch einen Sieg in Melbourne Nummer eins der Welt wurde, da saß Zimmer danach mit Becker im Flieger, als der Pilot zur Anerkennung für diese Leistung über den für Aborigines heiligen Sandsteinmonolithen Uluru flog, der damals noch seine kolonialenglische Bezeichnung Ayers Rock trug.
Zimmer wollte eigentlich Arzt werden, hatte zwei Jahre im italienischen Palma und drei Jahre in Ulm Medizin studiert. Dann erlitt er einen Schädelbruch. Jahrelange Kopfschmerzen folgten. Konzentrationsstörungen waren die Folge. Nur deshalb brach er das Medizinstudium schweren Herzens ab und machte sein Hobby Fotografie zu Beruf und Berufung. „Wenn es den Schädelbruch nicht gegeben hätten, wäre ich niemals Tennis-Fotograf geworden“, sagt er. Auch wir beim tennis MAGAZIN nutzen sehr gerne die Bilder von Paul Zimmer. Weil sie die Emotionen vermitteln, die Tennis so besonders machen.
Mit 14 Jahren begann er mit der Fotografie. Später schmuggelte er sich auf Turniere, um dort fotografieren zu können. Mit Beharrlichkeit, Talent und Empathie wurde er so zu einer Größe seiner Zunft.
40 Mal Australien. 40 Mal Australian Open. Zimmer immer auf Ballhöhe. Und kein Ende in Sicht.Air Jordan 1 Outlet Store online | air jordan release dates 2023