Mail aus Melbourne: Zverev und das Horror-Los
Alexander „Sascha“ Zverev ist die heißeste Geschichte im deutschen Tennis. Am Dienstag spielt er gegen Andy Murray.
Erkennt man einen kommenden Star daran, dass er schon früh an seinem Mythos strickt? Vielleicht. Andererseits neigen Journalisten gelegentlich auch zu Übertreibungen. Im Falle von Alexander Zverev, 18 Jahre jung, Australian Open-Junioren-Sieger ist es so, dass alle von ihm schwärmen, in ihm den nächsten deutschen Grand Slam-Sieger sehen. Und: Er wird von allen gejagt: Den Altersgenossen, die besser sein wollen. Den Vermarktungs-Agenturen, die mit Zverev im Portfolio vom großen Geld träumen. Den Sponsoren, die langfristig T-Shirts und Schläger mit ihm verkaufen wollen. Und den Journalisten, die sich spannende Storys erhoffen.
Es ist nicht so leicht, an ihn heranzukommen. Am Sonntag sprach ihn eine Journalistin an, als er gerade sein Training mit seinem Kumpel Nick Kyrgios auf Platz 17 absolviert hatte. Eigentlich sollte es kein Problem sein, mit der Nummer 83 der Welt ein paar Worte zu wechseln. Aber Zverev verwies an den Weltverband ITF. Die Pressevertreterin möchte bitte eine offizielle Anfrage stellen.
Was sie tat. Das Gespräch fand dann tatsächlich noch statt, ein bisschen später mit mehreren Pressevertretern in einem offiziellen Interviewraum. Es war übrigens richtig gut: Zverev erzählte unter anderem von seinem Erstrundengegner, dem an Nummer zwei gesetzten Andy Murray.
Ein Horror-Los? Klar. Aber Zverev sagt das nicht, auch wenn er sich beim ersten Grand Slam-Auftritt des Jahres bestimmt etwas anderes vorgestellt hätte: „Ich habe kein Problem gegen ihn zu spielen“, sagte er selbstbewusst, wie es seine Art ist. Er sei ja ohnehin in einer Phase, in der er viel lernen muss. Nein, er freue sich drauf. „Es wird ein gutes Match werden.“
Zuletzt spielten die beiden beim Hopman Cup in Perth gegeneinander. Murray gewann 6:3, 6:4. „Ich habe nicht gut gespielt“, meint Zverev. Anschließend verzichtete er wegen einer Schulterverletzung auf das Einladungsturnier in Kooyong. Es sei aber keine „Riesenverletzung“ gewesen. Mit anderen Worten: Zverev ist jetzt fit fürs Match gegen den großen Favoriten.
Dafür hat auch Jez Green gesorgt, der mit dem Youngster im Dezember ein knallhartes Training in Zverevs sportlicher Heimat, dem Saddlebrook Resort bei Tampa, absolviert hat. Pikanterweise machte Green früher Murray fit. Seit einiger Zeit gehört der Glatzkopf mit der Bodybuilder-Figur zum Zverev-Clan – und wird für seine Dienste zum Teil vom DTB bezahlt.
Zverev formuliert den Effekt von Green so: „Ich fühle mich, als wenn ich in einem anderen Körper bin.“ Man könnte auch sagen, Zverev ist längst nicht mehr so schmal wie früher.
Er beantworte noch ein paar Fragen. Klar würde er gerne Olympia spielen, aber mit seinem Ranking sei er noch weit entfernt davon. Und ja, beim Davis Cup Anfang März gegen Tschechien in Hannover will er dabei sein. „Ich bin immer bereit.“
Dann schlurfte der Teenager von dannen. Ach ja: Einen Tag später trainierte er auf einem Court, bei dem die Presse keinen Zutritt hatte. Zverev und sein Clan wissen, dass er begehrt ist. Da geht man gerne mal auf Tauchstation.
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