Mail aus New York: Patty Schnyder zurück auf der großen Bühne
39 Jahre alt, Mutter und nun wieder im Scheinwerferlicht: Patty Schnyder erreicht bei den US Open das Hauptfeld und schreibt Tennisgeschichte.
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Die US Open haben bereits vor Hauptfeldbeginn einige kuriose und schöne Geschichte geschrieben. Da wäre zum einen Peter Polansky, der ein einmaliges Kunststück schaffte, besser gesagt widerfuhr. Der Kanadier rutschte auch in New York als Lucky Loser ins Hauptfeld. Polansky komplettierte damit den „Lucky Slam“, denn schon in Melbourne, Paris und Wimbledon kam er als Lucky Loser schließlich doch noch ins Hauptfeld. Bei den US Open wartet nun Alexander Zverev in der ersten Runde.
LL-SLAM COMPLETE ✌🏻PEACE OUT pic.twitter.com/dcbRSclLDv
— Peter Polansky (@PPolansky) August 24, 2018
Schnyder belohnt sich für harte Arbeit
Ein Tennismärchen in New York schreibt Patty Schnyder, derzeit die Nummer 186 im WTA-Ranking. Die Schweizerin wird im Dezember 40 Jahre alt und hat sich nach drei Siegen in der Qualifikation erstmals seit den French Open 2011 für das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turnies qualifiziert. Direkt im Anschluss an Roland Garros hatte sie ihre Karriere beendet. Schnyder zog sich komplett zurück aus der Öffentlichkeit und begann ein neues Leben. Sie ließ sich mit ihrem Freund Jan Heino, einem deutsch-finnischen Unternehmer, am Stadtrand von Hannover nieder. Im November 2014 kam ihre Tochter Kim Ayla zur Welt.
Ok …. here we are …. @usopen main draw …. It is unbelivable and I feel very honored to be here with all the support from the people who send so much nice words.
Thank you so much.
I will give everything I have on Tuesday 9pm in this great new stadium.— Patty Schnyder (@pattyschnyder) August 25, 2018
Bei der Linkshänderin kribbelte es immer noch im Tennisarm. Neun Monate nach der Geburt gab sie ihr Comeback beim ITF-Turnier in Darmstadt. Bei ihrem vierten Turnier nach der Rückkehr in Prag holte sie sich den ersten Titel. Ende 2015 war sie die Nummer 740 der Welt. Im rasanten Tempo ging es in der Weltrangliste zwar nicht nach oben, dafür Stück für Stück. Schnyder beendete das Jahr 2017 als Nummer 144 der Welt. In New York belohnt sie sich nun für die harte Arbeit der letzten Jahre. „Es ist cool! Das ist so ein großes Event und die Leute kommen immer noch auf den Platz, sie kennen meinen Namen, wie ich spiele und meine Geschichte. Es ist ein großartiges Gefühl, dass sie da sind und mich unterstützen“, kommentiert die Schweizerin. Mit der erfolgreichen Qualifikation hat sie Geschichte geschrieben – als älteste Qualifikantin bei einem Major. „Ich weiß, wie schwer es ist – erst recht als Mutter –, mit der Fitness auf diesem Niveau mitzuhalten.“
Der große Sieg gegen Steffi Graf
Schnyder ist zurück auf der ganz großen Bühne. Dienstag darf sie in der Night Session im renovierten Louis Armstrong Stadium (14.000 Zuschauer) gegen Maria Sharapova spielen. Ein Duell, das es zuletzt vor mehr als zehn Jahren gab. Mit dem Spiel der Russin nach deren Dopingsperre habe sie sich überhaupt nicht beschäftigt. „Oft ist es mir fast peinlich, wie wenig ich von den anderen mitbekomme. Aber neben dem Training bin ich hauptsächlich mit Kim befasst.“ US Open und Schnyder – da war doch was. Richtig! Vor 20 (!) Jahren besiegte die Schweizerin im Achtelfinale Steffi Graf mit 6:3, 6:4 – es war das letzte US-Open-Match der Gräfin. Die Karriere von Schnyder verlief im Schatten von der großen Martina Hingis, die knapp zwei Jahre jünger ist.
Mit ihren Erfolgen ist die 39-Jährige die zweitbeste Schweizerin der Geschichte. 27 Finals auf der WTA-Tour hat sie gespielt, elf davon gewonnen. Ihr größter Titel: beim Heimturnier in Zürich, das bis 2008 zu den bedeutendsten WTA-Turnieren zählte. Schnyder mischte stets mit in der Weltspitze, erreichte bei den Australian Open das Halbfinale, bei den French Open und US Open jeweils das Viertelfinale. In der Weltrangliste ging es hinauf bis auf Platz sieben. Doch Schnyder wurde noch viel mehr zugetraut. Die zierliche Linkshänderin mit der Topspin-Vorhand galt als ungeschliffener Rohdiamant. 1999 aber verfiel sie dem „Wunderheiler“ Rainer Hardecker, der sie mit Orangensaft-Kuren noch besser machen wollte. Doch das Gegenteil trat ein: Sie spielte schlecht und stürzte in der Weltrangliste ab. Ihre Eltern setzten aus Sorge um die Tochter einen Privatdetektiv auf sie an: Rainer Hofmann. Die beiden lernten sich kennen, verliebten sich ineinander und heirateten schließlich 2003. Zudem wurde er ihr Trainer.
„Das Geld fällt dir dann abends auf der Couch ein”
Doch auch Hofmann hatte einen fragwürdigen Ruf. Mehrere Strafanzeigen lagen gegen ihn wegen Diebstahl, Betrug, Urkundenfälschung und übler Nachrede vor. Im Jahr 2011 machten Gerüchte die Runde, dass Schnyder pleite sei. Ein Schuldenberg von 380.000 Franken sollte sich trotz Millionen Einnahmen an Preisgeld angehäuft haben. Kurze Zeit später trennte sich die Schweizerin von ihrem Ehemann – einvernehmlich, wie es hieß. Ein neuer Lebensabschnitt begann. Heute ist Schnyder mit sich im Reinen und nun seit mehr als drei Jahren als Tennismutter auf der Tour unterwegs.
Dabei ist sie in guter Gesellschaft: Serena Williams, Vera Zvonareva, Tatjana Maria, Mandy Minella, Olga Govortsova, Kateryna Bondarenko – sie alle reisen mit Kind und Kegel. (HIER geht es zum Porträt von Tatjana Maria). Die drei Quali-Siege in New York haben sich für Schnyder finanziell gelohnt. 54.000 US-Dollar gibt es dafür, mehr als ihr gesamtes erspieltes Preisgeld im Jahr 2017. „So ein Lohnscheck ist wohl für jeden großartig“, freut sich die 39-Jährige, wobei es ihr in erster Linie um den Wettkampf geht. Aber: „Wenn du abends auf der Couch sitzt, fällt dir die Summe plötzlich ein, und dann du denkst. ‚Wow, das gibt’s ja noch dazu.’“Axel Arigato Men's Bird Tape Sneakers in Cremino, women and kids • Hanbags and accessories | ACADEMIE-AGRICULTURE ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні