Mail aus Paris: Berrer statt Nadal
Manchmal muss man Prioritäten setzen. Das tat auch der tM-Reporter bei den French Open. Während zahlreiche Kollegen den großen Interviewraum bevölkerten, wo sich Rafael Nadal die Ehre gab, saß er zeitgleich und nahezu unbehelligt im Nebenraum und sprach mit: Michael Berrer.
Berrer, fast 35, hat gerade sein Erstrundenmatch gegen den Franzosen Jeremy Chardy verloren. In vier Sätzen. Er hat es trotzdem genossen. Nicht die Niederlage, aber das Erlebnis, noch einmal auf Court eins in Paris zu stehen. Der Tour-Veteran ist seit 1999 Profi. Er hat angekündigt, nach den Australian Open 2016 in den Tennis-Ruhestand zu gehen.
Der „Büffel“ also ein letztes Mal in der Stierkampfarena, wie Court 1 auch genannt wird? Ganz so schlüssig scheint er im Gespräch dann doch nicht: „Morgens aufstehen und trainieren, das ist ein Geschenk Gottes. Ich genieße es einfach.“
So klingt zumindest keiner, der seine Karriere in aller Ruhe ausklingen lassen will. Auch wenn er weiß: „Es kann nicht ewig weitergehen. Mein Lebenswandel ist ein anderer als der der meisten Spieler. Ich habe zwei Kinder und eine tolle Frau. Da muss man sich entscheiden, ob man noch jede Woche unterwegs sein will.“
Momentan will er noch. Und er hat noch Ziele: Einmal auf dem Centre Court der US Open aufschlagen. („Ich habe in allen großen Arenen gespielt, außer in New York.“). Oder gar die Olympischen Spiele in Rio 2016. „Dazu muss ich noch den einen oder anderen guten Spieler schlagen. Dann hänge ich vielleicht noch ein halbes Jahr dran.“ So wie zu Beginn der Saison, als er Rafael Nadal in Doha besiegte. Für ihn eines der Highlights seiner langen Laufbahn.