Mail aus Paris: Timing ist alles
Wo ist was los, wo könnte es eine Überraschung geben? Will man als Vor-Ort-Reporter zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein, braucht es ein gutes Timing – doch vor allem viel Glück.
Der erste Weg des Tages führt vom Pressezentrum im Bauch des Court Philippe Chatrier hinauf die Tribüne des Centre Courts. Julia Görges haut Wozniacki raus“ href=“https://www.tennismagazin.de/news/goerges-nach-ueberraschungssieg-ueber-wozniacki-als-vierte-deutsche-in-runde-drei/“>Dort treffen Julia Görges und Caroline Wozniacki aufeinander. Eine Partie, bei der die Deutsche nicht als Favoritin ins Spiel geht. Eine Überraschung? Durchaus möglich. Und tatsächlich: den ersten Satz gewinnt sie, im zweiten verpasst es Görges, den berühmten Sack frühzeitig zuzumachen. Das gelingt ihr schließlich im Tiebreak.
Genau rechtzeitig, denn auf Court drei betritt Philipp Kohlschreiber schon den Platz. Sein Match gegen Pablo Andujar wurde nach einer Aufholjagd des Augsburgers am Mittwoch wegen Dunkelheit abgebrochen. Spielstand: 4:2 aus seiner Sicht im fünften Satz. Es könnte also schnell gehen. Das tut es auch. Allerdings in die andere Richtung. Kohlschreiber holt kein einziges Spiel mehr. Zwischendurch brüllt er vor Wut: „Sch… Schläger!“ Nach der frustrierenden Niederlage zertrümmert er sein Racket und wirft es ins Publikum.
Zurück im Pressezentrum: Ein kurzer Blick auf den Bildschirm, auf dem man sich auf alle 19 Matchcourts der Anlage zuschalten kann. Serena Williams ist auf Court Suzanne Lenglen im Einsatz. Gegnerin ist die junge Deutsche Anna-Lena Friedsam. Und siehe da: Die krasse Außenseiterin führt mit 4:2. Nichts wie hin! Oder doch nicht? In einer halben Stunde ist die Pressekonferenz von Kohlschreiber angesetzt. Was wird er nach seiner bitteren Pleite wohl sagen? Und: Sollte Friedsam tatsächlich den ersten Satz gewinnen, wird Williams wohl zurückschlagen. Die Wahrscheinlichkeit für einen dritten Durchgang ist hoch. Also: Erst Kohlschreiber, dann Friedsam. Der analysiert treffend: „Ich hab´s auf dem Schläger gehabt, aber ich bin ein wenig an mir selbst gescheitert.“