Mail aus Wimbledon: Die Causa Djokovic
Novak Djokovic verliert überraschend in der dritten Runde von Wimbledon gegen Sam Querrey. Er braucht dringend eine Pause, sagt er.
Was hat man nicht vor Wimbledon gesagt. Er wird in diesem Jahr sein drittes Grand Slam-Turnier in Folge gewinnen, sein fünftes insgesamt. Er wird der erste Mensch seit Rod Laver 1969 sein, der Melbourne, Paris und Wimbledon hintereinander gewinnt. Er wird Olympia gewinnen und dann die US Open. Steffi Grafs Golden Slam, so viel stand fest, wird eingestellt. Von Djokovic, dem Alleskönner, dem Roboter, dem Mann, der Federers 17 Grand Slams spielend einholen würde.
Um 17.04 Uhr nach 2:56 Stunden Spielzeit auf Court No. 1 sind all die Prognosen nichts mehr wert. Sam Querrey, der Superaufschläger aus den USA, hat die Serie von Djokovic beendet. 7:6, 6:1, 3:6, 7:6 heißen seine Glückszahlen. Die Zahlen, die die Tenniswelt erschüttern. 31 Asse zimmerte Querrey in Djokovics Hälfte. Am Freitag hatte er mit 2:0-Sätzen geführt und jeder war sich sicher: Der Regen hat Djokovic gerettet. Am nächsten Tag wird er ein leichteres Spiel haben. Weil die Lex Tennis frei nach Garry Lineker heißt: Am Ende gewinnt immer Djokovic.
31 leichte Fehler
Der Regen, der Wimbledon beutelt wie lange nicht mehr, hat ihn nicht gerettet. Dass Djokovic Court No. 1 nicht liebt, mag eine Rolle gespielt haben. Im letzten Jahr verlor er dort beinahe gegen Kevin Anderson. Gegen Querrey unterliefen Djokovic 31 leichte Fehler. Das ist nicht so gravierend. Aber: Er schlug auch nur 34 Winner, Querrey 56.
Unter dem Strich spielte der Schützling von Boris Becker, der in seiner Box immer wieder aufstand, die Nervosität kaum unterdrücken konnte, nicht gut. Aber das tat Djokovic auch oft nicht bei den French Open. Am Ende siegte er meist mit einer durchschnittlichen Leistung. Diesmal nicht. Und über die genauen Gründe kann man spekulieren.