Mail aus Wimbledon: Die Show von Brown gegen Nadal
Bis zum Ende der Partie füllt sich die Pressetribüne bis auf den letzten Platz. Journalisten aus allen Ländern kriechen hinter ihren Rechnern hervor, wollen die Show dieses für die meisten weitgehend unbekannten Deutschen mit der langen, schwarzen Rastamähne live erleben. „Dieses Händchen, wahnsinn“, schwärmt ein britischer Kollege, als Brown einen seiner zahlreichen Volleystopps kurz hinter das Netz abtropfen lässt. „Eine Majestätsbeleidigung“ unterstellt ein anderer dem Deutschen, als er Nadal mit kurzen und langen Bällen vorführt wie einen Schülerlotsen und die Fans im Stadion johlen wie bei einer Artistenvorstellung im Zirkus.
Bei 5:3 im vierten Satz und Aufschlag Nadal hat Brown zwei Matchbälle. Beim ersten lässt er eine Rückhand von Nadal passieren – sie landet mitten auf der Linie. Beim zweiten serviert der Spanier ein Ass, danach zwei Servicewinner. Es steht 5:4. Es ist ein Moment, in dem man es wieder für möglich hält, dass sich die Partie doch noch dreht. Sie tut es nicht. Mit seinem 13. Ass beendet Brown eine Partie, die er nie vergessen wird. 7:5, 3:6, 6:4, 6:4 lauten seine Zahlen für die Ewigkeit.
Nadal: „Ich bin ein guter Verlierer!“
„Das war einer der größten Auftritte, die ich je von einem Außenseiter in Wimbledon gesehen habe“, jubelt John McEnroe kurz nach der Partie im britischen Fernsehen. Womit er sicher Recht hat. Dabei spielt es keine Rolle, dass Nadal wieder einmal meilenweit von seiner Bestform entfernt war. Der Aufschlag: zu harmlos. Das Grundlinienspiel: zu fehlerhaft. „Ich habe mich bestmöglich vorbereitet. Aber ich habe verloren. Natürlich bin ich enttäuscht, aber das ist der Sport“; erzählt er später. Bei seinen frühen Niederlagen 2012 gegen Lukas Rosol und 2013 gegen Steve Darcis habe er gesundheitliche Probleme gehabt. „2014 und in diesem Jahr lag es nicht daran. Ich habe nicht gut genug gespielt. Aber ich bin ein guter Verlierer. Wenn ich nicht stark genug bin, akzeptiere ich das. Meine Motivation ist es, das alte Level wieder zu erreichen.“ Große Worte eines Champions, der dennoch gezeichnet wirkte.