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Mail aus Wimbledon: Ein Morgen im Aorangi Park

Ein Besuch des Trainingsgeländes in Wimbledon lohnt sich – vor allem am frühen Morgen. Auch wenn Journalisten nur begrenzen Zugang erhalten.

Wenn man morgens gegen 09:30 Uhr das Gelände des All England Clubs betritt, erinnert noch nichts an die schweißtreibende Hektik eines normalen Wimbledon-Tages. Wo noch am Abend zuvor, als bereits alle Matches beendet waren, Journalisten und die letzten Besucher wegen eines kleinen Feuers in einem Technikraum des Centre Courts unter großer Aufregung evakuiert wurden, herrscht am frühen Morgen eine herrlich entspannte Atmosphäre.

Fleißige Damen wienern sämtliche Geländer und Glasscheiben, die sich auf der weitläufigen Anlage finden lassen. Auf der kleinen Tribüne von Court 18 – das ist der berühmte Platz, auf dem John Isner und Nicolas Mahut 2010 das Jahrhundertmatch bestritten – werden die Ballkinder eingeteilt und auf ihre Einsätze vorbereitet. Die Fans stehen unterdessen seit der Dämmerung in der berühmten ewiglangen Schlange vor den Kartenhäuschen. Die Glücklichen unter ihnen, die bereits Tickets besitzen, warten vor den noch geschlossenen Eingängen.

Ein grünes Meer von Trainingscourts

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Wartende Meute: Fotografen und Reporter auf der Terrasse im Aorangi Park.

Dutzende Spieler schlendern einem morgens auf der Anlage entgegen, auf dem Weg zum Aorangi Park – so heißt das Trainingsgelände in Wimbledon, hinter Court No. 1, ganz im Norden des All England Clubs. Auf den 22 Courts, die stufenartig in drei unterschiedlichen Ebenen angeordnet sind, herrscht um 10 Uhr Hochbetrieb. Von einer geräumigen Terrasse blickt man auf ein grünes Meer von Trainingscourts. Das Plopp, plopp; plopp, plopp hallt aus allen Richtungen. Caroline Wozniacki spielt auf dem vordersten Court, natürlich unter konzentrierter Aufsicht Ihres Vaters. Samuel Groth prügelt ein paar Bälle mit Youngster Borna Coric, Sabine Lisicki spielt auf einem der Plätze weiter unten, Benjamin Becker ist da, ebenso wie Lleyton Hewitt, der eine Einheit mit Thanasi Kokkinakis bestreitet. Auf Platz 14 bereitet sich Angelique Kerber auf ihre Partie gegen Anastasia Pavlyuchenkova vor. Mehr als einen flüchtigen Blick auf die deutsche Nummer eins kann man nicht erhaschen – ihr Platz befindet sich ganz am Ende des Geländes, der Durchgang zu diesem Bereich wird einem schon weit früher verwährt. Es ist einer der Courts, auf die sich Spieler gern dann zurückziehen, wenn sie in Ruhe und nicht unter Beobachtung von Fotografen und Reportern Bälle schlagen wollen. Ana Ivanovic beispielsweise verlegte ihre Trainingseinheit mit Lover Bastian Schweinsteiger am Tag zuvor auf Court 14. Man kann sich vorstellen warum.