Mail aus Wimbledon: Verpasste deutsche Chancen!
Kein deutscher Profi in Woche zwei von Wimbledon – das gab es zuletzt vor neun Jahren. Unser Reporter vor Ort zieht in seiner Mail aus Wimbledon Bilanz.
Die Bilanz der deutschen Spieler in Wimbledon 2015 – sie ist enttäuschend! Zum ersten Mal seit 2006 erreicht kein deutscher Profi die zweite Woche. Es ist, auch wenn Dustin Brown zwei Tage lang für Euphorie sorgte, ein ernüchterndes Ergebnis.
Wimbledon – das war immer das Grand Slam-Turnier, bei dem man sich am ehesten auf deutsche Erfolge verlassen konnte. Bei keinem anderen Major-Event lasen sich die Ergebnisse der DTB-Profis in der jüngeren Vergangenheit, ja eigentlich sogar in den vergangenen Jahrzehnten, besser als im Südwesten Londons. Wenn bei den ersten zwei Majors des Jahres wenig funktionierte, dann blieb Wimbledon stets als Rettungsanker. Rainer Schüttler (2008) und Tommy Haas (2009) erreichten das Halbfinale. Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer schafften es 2012 beide bis ins Viertelfinale. Angelique Kerber stand 2012 in der Runde der letzten Vier. Und Sabine Lisickis Bilanz war ohnehin überragend – bei sechs Teilnahmen gelang ihr fünfmal mindestens der Einzug ins Viertelfinale, darunter einmal ins Halbfinale (2011) und einmal ins Endspiel (2013).
Kein deutsches Viertelfinale
In diesem Jahr ist Wimbledon das Turnier der verpassten Chancen. Ein deutsches Viertelfinale zwischen Kerber und Lisicki hatte man sich gewünscht und vielleicht sogar ein Stück weit erwartet. Weil Kerber das Vorbereitungsturnier von Birmingham gewonnen hatte, weil sie die ersten zwei Runden einen starken Eindruck hinterließ, weil sie eine Auslosung erwischte, die man zwar nicht als ausgesprochen einfach, aber zumindest als lösbar einstufte. Und weil man sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnt hatte, dass Fed Cup-Kollegin Lisicki – auch nach einer durchwachsenen ersten Saisonhälfte – auf ihrem geliebten Rasen stets aufblühte.