Alexander Zverev, GER, during first round of 2024 All England Lawn Tennis Championships at Wimbledon, gentlemens singles

Sehr solider Start. Alexander Zverev ließ in seiner Auftaktpartie nichts anbrennen.Bild: Imago / Schreyer

Mail aus Wimbledon – wie stark ist Zverev?

Nach dem Sieg gegen Roberto Carballes Baena steht Alexander Zverev in Runde zwei. Bislang kam er in Wimbledon noch nicht über das Achtelfinale hinaus. Spielt er dieses Jahr um den Titel mit? Die Analyse.

tennis MAGAZIN beantwortet die wichtigen Fragen in Sachen Alexander Zverev in Wimbledon.

1. Wie ist der 6:2, 6:4, 6:2-Sieg gegen Roberto Carballes Baena zu bewerten?  

Insgesamt war es ein gelungener Auftritt von Alexander Zverev. Sein Lächeln nach dem Match beim On-Court-Interview sprach Bände. Zverev schlug 18 Asse. 74 Prozent seiner ersten Aufschläge landeten im Feld – eine sehr gute Quote. Zverev verzeichnete 46 Winner. Carballes Baena war allerdings auch ein dankbarer Auftaktgegner. Der Spanier ist die Nummer 64 der Welt. Ein echter Maßstab war er nicht. Mit Zverevs Tempo war er teilweise komplett überfordert. Positiv: Zverev verschwendete in der Auftaktpartie über knapp zwei Stunden keine unnötige Energie. Dass er gleich im ersten Spiel ein 0:40 aus Sicht des aufschlagenden Spaniers nicht nutzte – geschenkt.

2. Spielt Zverev mittlerweile besser auf Rasen, der nicht als sein Lieblingsbelag gilt?

Ja. Seit Dienstag vor dem Turnier ist er in Wimbledon. Die Vorbereitung in Halle mit dem verlorenen Halbfinale gegen Hubert Hurkacz war gut. Er hat intensiv trainiert. Kommt sein Aufschlag wie gegen Carballes Baena, ist er schwer zu breaken. Die Grundschläge wirken solider. Die Rückhand ist ohnehin sein Paradeschlag. Beim Touch am Netz ist noch Luft nach oben. Seine Beinarbeit ist wesentlich besser als noch im letzten Jahr. Die flach abspringenden Bälle bereiten ihm weniger Probleme.

3. Gehört er in diesem Jahr an der Church Road zu den Favoriten?

Ja. Alleine die Setzliste macht das Leben leichter. Als Nummer vier läuft er zumindest auf dem Papier Richtung Halbfinale. Allerdings ist Wimbledon das einzige Turnier unter den Grand Slams, bei dem sich vieles nicht planen lässt. Ist das Gras trocken oder feucht, das Dach geschlossen oder offen? Mit dem Stuttgart-Sieger Jack Draper, dem zuletzt stark spielenden Italiener Lorenzo Musetti, Taylor Fritz oder Stefanos Tsitsipas gibt es Spieler, die Zverev in der aktuellen Form auf Sand und Asche schlagen würde, aber Rasen ist ein tückischer Belag. Trotzdem: Die Chancen, dass Zverev das Halbfinale erreicht, stehen so gut wie nie.

4. Holt Zverev in Wimbledon seinen ersten Grand Slam-Titel?

Es wäre die große Überraschung. Aber klar: Es ist möglich. Bislang sind die Auftritte auf und neben dem Court cool und souverän. Zverev gehört mittlerweile zu den Elder Statesmen. Aber die Topfavoriten heißen ganz klar Jannik Sinner, Carlos Alcaraz und Novak Djokovic. Das Wimbledon-Comeback des Serben nach seinem Meniskusriss mit anschließender Operation am Knie war gelungen – auch wenn der Tscheche Vit Kopriva in Runde eins kein echter Test war. Mit dem siebenfachen Wimbledon-Champion muss man rechnen.

Anfang Juni wurde er noch am Knie operiert. Nun gewann Novak Djokovic souverän seine Erstrundenpartie.Bild: Imago / Chryslene Caillaud

Kerber & Vondrousova schon raus

Weitaus weniger erfolgreich gestaltete sich der Auftakt für zwei Damen, auf die viele Augen gerichtet waren. Zum einen Angelique Kerber. Das Comeback nach Babypause bei ihrem Lieblingsturnier verlief nicht wie geplant. Gegen die Kasachin Yulia Putintseva verlor die Wimbledon-Siegerin von 2018 mit 5:7, 3:6. Obwohl mit Kerber eine dreimalige Grand Slam-Gewinnerin und ehemalige Weltranglistenerste auf dem Feld stand, wurde das Match lediglich auf Außencourt Nummer zwölf ausgetragen. Ähnlich erging es Marketa Vondrousova, deren Mission Titelverteidigung schon in Runde eins ein jähes Ende fand. Auf dem Centre Court war sie gegen die Spanierin Jessica Bouzas Maneiro chancenlos, verlor das Match in nur 66 Minuten. Sie avancierte damit zur ersten Titelverteidigerin seit Steffi Graf 1994, die in der ersten Runde verlor.