Margaret Court Arena: Kein Platz für Homophobie
Margaret Court spaltet die Tennisnation Australien wegen ihrer homophoben Aussagen. Die Stimmen nach einer Umbenennung der nach ihrer benannten Arena bei den Australian Open werden immer lauter.
Es war ein farbenfrohes Treiben im Alexandra Gardens am Fuße des Yarra Rivers, als am Sonntag vor Turnierbeginn der Australian Open das Midsumma Festival in Melbourne eröffnet wurde – eine seit 1989 jährlich stattfindende zweiwöchige Veranstaltung der LGBT-Gemeinde. Tausende Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transsexuelle kamen nach Melbourne, um zu feiern und für mehr Toleranz zu werben. Australien ist auch aufgrund seiner Toleranz eines der beliebtesten Länder auf der Welt. Knapp 500 Meter entfernt, auf der anderen Seite des Yarra Rivers, steht die Margaret Court Arena im Melbourne Park.
Margaret Court: „Der Tennissport ist voll von Lesben”
Der ehemalige Show Court 1 wurde im Jahr 2003 zu Ehren von Margaret Court, mit 24 Grand-Slam-Einzeltiteln Rekordhalterin, umbenannt. Rod Laver, der Namensgeber für den größten Platz im Melbourne Park, wird von den Australiern heiß und innig geliebt. Anders schaut es bei Court aus. Die 77-Jährige wird zwar respektiert aufgrund ihrer riesengroßen Erfolge, mehr aber auch nicht. Zu umstritten sind die religiösen Ansichten der Australierin, die ihr Heimturnier elfmal gewann. 1995 gründete Court eine Pfingstkirche, ist dort seitdem Priesterin. In ihren Predigten wettert Court seitdem immer wieder gegen Schwule und Lesben.
2017 sagte sie: „Der Tennissport ist voll von Lesben. Wir sind hier, um ihnen zu helfen. Wir sind nicht gegen diese Leute.“ Transgender-Kinder bezeichnete sie als „Werk des Teufels“. Sie rief zum Boykott der australischen Fluglinie Qantas auf, da sich der Geschäftsführer der Airline für eine Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe aussprach und die australische Spielerin Casey Dellacqua unterstützt, die mit ihrer Lebenspartnerin zwei Kinder hat. „Ich glaube an die Ehe als Vereinigung zwischen Mann und Frau, wie in der Bibel festgeschrieben“, schrieb Court damals in einem Brief.
Navratilova: „Ihre Kommentare sind krank und gefährlich”
Martina Navratilova, die sich früh zu ihrer Homosexualität bekannt hat, forderte bereits vor vielen Jahren, die Margaret Court Arena umzubenennen. „Ihre Kommentare sind krank und gefährlich. Es ist nun klar, wer Court ist: Eine tolle Tennisspielerin – und eine Rassistin und homophobe Person“, sagte Navratilova. Ende Dezember 2019 holte Court zu einem Rundumschlag gegen die LBGT-Gemeinde aus.
„Der Teufel ist in die Medien, die Politiker, die Erzieher und das Fernsehen gefahren. Er will die Menschen kontrollieren und die Gehirne der Menschen beeinflussen. Kinder entscheiden sich heute mit sieben oder acht Jahren, ihre Sexualität zu ändern – lest die ersten beiden Kapitel der Schöpfungsgeschichte, das ist alles, was ich dazu sage“, sagte Court. Vor allem die Transgender-Bewegung sieht die Rekord-Grand-Slam-Siegerin kritisch. „Speziell im Frauensport werden sie damit noch sehr viele Probleme bekommen.“ Spätestens mit 17 Jahren würden junge Menschen anfangen, Hormone zu nehmen, um ihr Geschlecht zu verändern: „Aber allein Gott hat uns so gemacht, wie wir sein sollen.“
Tennis Australia will Margaret Court würdigen, aber nicht feiern
1970 schaffte Court den Grand Slam, den Sieg bei allen vier Grand-Slam-Turnieren innerhalb eines Jahres. Nachdem Rod Laver im Jahr zuvor bei allen „Major“-Turnieren anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums seines Grand Slams gefeiert wurde, forderte Court eine Feier in gleicher Form wie bei Laver bei den Australian Open ein. Tennis Australia reagierte am 29. November 2019 mit einer Presseerklärung auf die öffentliche Forderung von Court.
„Tennis Australia respektiert Margarets unübertroffene Tenniskarriere und heißt sie bei den Australian Open willkommen, vor allem in diesem meilensteinträchtigen Jubiläumsjahr“, heißt es in der Erklärung. Aber: „Wie schon oft gesagt, stimmt Tennis Australia mit den persönlichen Ansichten von Margaret nicht überein. Sie passen nicht zu unseren Werten von Gleichheit, Diversität und Inklusion. Unser Sport heißt jeden willkommen, egal, welches Geschlecht, Rasse, Religion oder Sexualität er hat.“ In der zweiten Turnierwoche bei den Australian Open wird das 50-jährige Jubiläum von Courts Grand Slam zwar gewürdigt, aber nicht groß gefeiert.
Boris Becker: „Was außerhalb des Platzes passiert, sollte keine Rolle spielen”
Die Stimmen nach einer Umbenennung der Margaret Court Arena werden immer lauter. „Wenn etwas deinen Namen trägt, musst du offen sein und jeden empfangen wollen. Es hat mich tief getroffen, was sie für abwertende Dinge gegenüber meiner Gemeinde geäußert hat. Ich glaube, die Arena sollte nicht mehr ihren Namen tragen“, sagte Billie Jean King bereits im Jahr 2018. Auch Roger Federer wurde in Melbourne zu einer möglichen Umbenennung gefragt. Dem Schweizer war das Thema sichtlich unangenehm und reagierte in gewohnt diplomatischer Weise. „Es ist ein kniffliges Thema. Sie ist offensichtlich eine unglaubliche Tennisspielerin, eine der erfolgreichsten aller Zeiten. Ich weiß, dass dieses Thema viele Kontroversen hervorruft. Tennis Australia soll tun, was sie tun müssen. Ich habe ehrlich gesagt keine Meinung dazu“, sagte Federer.
Boris Becker hält nichts von einer Umbenennung der Arena. „Ich finde es schade, wenn man den Namen ändern würde, weil Margaret Court als Tennisspielerin bekannt geworden ist mit ihren 24 Grand-Slam-Siegen. Was außerhalb des Platzes passiert, sollte keine Rolle spielen. Für ihre Erfolge soll sie gefeiert und verehrt werden“, kommentierte Becker. Navratilova machte den Vorschlag, die Margaret Court Arena in Evonne Goolagong Arena umzutaufen. Goolagong, mittlerweile 68 Jahre alt, ist Aborigine vom Stamm der Wiradjuri. Sie war die Nummer eins der Welt und gewann sieben Grand-Slam-Titel – viermal in Folge die Australian Open. Eine Evonne Goolagong Arena im Melbourne Park wäre ein starkes Statement von Tennis Australia.
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