Mehr Doppel im Fernsehen!
Wertschätzung im Doppel? Ausbaufähig, meint unser Kolumnist Andreas Mies. Ein Plädoyer für einen stärkeren Fokus auf das Zweier-Team.
Neulich in Wimbledon. Da liefen im Fernsehen alte Konserven. Die besten Ballwechsel aller Zeiten. Was mir auffiel: Es war ganz viel Doppel dabei. Der langhaarige John McEnroe mit seinem Partner Peter Fleming. Die Südafrikaner Bob Hewitt und Frew McMillan. Die „Woodies“ Mark Woodforde und Todd Woodbridge. Alles weit vor meiner Zeit. Es gab irre Ballwechsel, es machte so viel Spaß zuzuschauen. Und ich stellte mir die Frage, die ich mir immer wieder mal stelle – auch schon in dieser Kolumne: Warum ist die Wertschätzung von Doppel nicht größer? Warum haben es auch Weltklassedoppel so schwer, auf die großen Plätze zu kommen?
Es besteht Aufholbedarf!
Damit mich keiner falsch versteht: Wir Doppelspieler beanspruchen nicht, dass „unsere Sportart“ mit dem Einzel gleichgestellt wird, aber es besteht Aufholbedarf. Als Kevin (Krawietz, Doppelpartner; d. Red.) und ich im Coronajahr die French Open gewannen, bekam jeder 160.000 Dollar Preisgeld. Der Sieger im Herreneinzel, Rafael Nadal, strich 1,6 Millionen ein. Ich finde, dass ein Zehntel der Gage nicht im Verhältnis zu dem steht, was wir leisten. Wir haben die gleichen Ausgaben für Reisen und Coaches. Wir trainieren genauso hart. Und wir sind auch Botschafter des Tennis, was wir mit unseren zwei French Open-Titeln bewiesen haben. Es ist unser Ziel, Doppel populärer zu machen. Wir wollen zeigen, wie cool, spektakulär und dynamisch Doppel ist.
Wir haben über die Jahre so viel Feedback bekommen, wie viel Spaß es macht, uns zuzuschauen. Was wir auch hören: Es ist schade, dass es so selten übertragen wird. Zur Wahrheit gehört aber auch: Vor unseren French Open-Siegen wurde in Deutschland kaum Doppel gezeigt, mittlerweile sieht man uns schon mal häufiger ab der dritten Runde im Fernsehen. Als wir uns für die ATP-Finals 2020 in London qualifiziert hatten, übertrug Sky alle Gruppenspiele.
Die ATP sollte Doppel mehr promoten!
Kevin und ich haben das Interesse am Doppel in Deutschland gesteigert. Wir haben unsere Fans, aber im Vergleich zu den USA, Australien oder England ist der Stellenwert längst nicht so hoch. Wer bei den US Open, in Melbourne oder in Wimbledon über die Anlage geht, sieht, dass die Plätze bei den Doppel-Matches rappelvoll sind. Da ist oft eine Stimmung wie bei einem Popkon- zert. Das liegt auch daran, dass in diesen Ländern Doppel von klein auf einen anderen Stellenwert hat. Beim Collegetennis in den USA ist der Fokus genauso so hoch wie auf das Einzel.
Trotzdem spielen wir auf der Tour zu sehr die zweite Geige. Daran haben auch die Bryan-Brüder mit ihren gigantischen Erfolgen nicht viel ändern können. Immerhin haben sie mit dafür gesorgt, dass die zeitweiligen Planungen der ATP, das Doppel teilweise abzuschaffen, nie Realität wurden. Die ATP sollte Doppel mehr promoten. Bei Social Media taucht vielleicht alle 30 Posts ein Bild vom Doppel auf, was schade ist, weil es genug tolle Ballwechsel gibt. Das hat zur Folge, dass die Fans die Gesichter der Doppelspezialisten kaum kennen. Als die ATP vor rund 20 Jahren die namhaften Einzelspieler animieren wollte, mehr Doppel zu spielen, war das einerseits gut. Andererseits: Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass ein eingespieltes Top- Doppel besser ist als fast jede Kombination aus zwei Top Ten-Einzelspielern.
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