Olympia: Ja zu Rio!
Warum Tennis bei Olympia alle vier Jahre Spaß macht.
Alle vier Jahre kommt die gleiche Diskussion auf: Tennis bei Olympia? Muss das sein. Ist Olympia nicht Leichtathletik und Schwimmen, Gewichtheben und Fechten? Eine Bühne für die, die oft im Schatten stehen? Abgesehen davon, dass Usain Bolt NIE im Schatten steht – es gibt viele Gründe zu sagen: Tennis in Rio – find’ ich gut!
Allein wegen Momenten wie diesem: ein Netzroller in der Erstrunden-Partie zwischen Novak Djokovic, der Nummer eins der Welt, gegen Juan-Martin del Potro, der Nummer 141. Die Filzkugel plumst auf Djokovics Seite und es steht 7:6, 7:6 für den Argentinier. Anschließend trottet der Fast-Zwei-Meter-Mann ungläubig zur Spielfeldmitte, zieht sein Stirnband vom Kopf. Am Netz weint er vor Glück. Es ist zu früh zu sagen, dass sich ein Kreis geschlossen hat, aber emotional war dieser Moment schon und wer weiß: Vielleicht bekommt er in den nächsten Tagen noch mehr Gewicht. Vor vier Jahren, bei den Spielen von London, hatte del Potro Bronze geholt. Im Match um Platz drei schlug er damals – Djokovic. Im Halbfinale hatte er in einem irren Match mit 17:19 gegen Roger Federer verloren. Allein der dritte Satz dauerte 2:43 Stunden.
Mag sein, dass ihm das durch den Kopf ging. Und die Entbehrungen der letzten Jahre. Viermal musste sich del Potro am Knie operieren lassen, dreimal am linken, einmal am rechten. Bei jeder anschließenden Pressekonferenz erzählte er seine Leidensgeschichte und die Freude, wieder auf dem Platz zu stehen. Kurios auch, dass er, der Beidhänder, lange auf seine Topspin-Rückhand verzichten musste. Der Slice, den der US Open-Sieger von 2009 vorher kaum einsetzte, wurde notgedrungen zur ersten Wahl. Technisch ein mangelhafter Schlag – siehe auch die Analyse im nächsten tennis MAGAZIN (Heft 9).
Der Sieg gegen Djokovic – für „Delpo“ und seine Fans war es ein Segen. Es war auch eine hochklassige Partie, die auch Djokovic unbedingt gewinnen wollte – „für mein Land, für meine Fans und für mich, in der Reihenfolge.“ Auch der Patriot Djokovic hatte Tränen in den Augen. Und wie bei seiner Drittrunden-Pleite in Wimbledon bewies er erneut, dass er auch in der Niederlage ein außergewöhnlicher Champion ist. Del Potro gratulierte der Serbe von Herzen: „Ich bin froh, dass es gegen einen guten Freund passiert ist, der so gekämpft hat in den vergangenen Jahren.
„Eine der härtesten Niederlagen meines Lebens“
Die eigene Niederlage analysierte er so: „Es ist ohne Zweifel eine meiner härtesten Niederlagen in meinem Leben und in meiner Karriere. Ich bin sehr traurig und enttäuscht.“ Und weiter: „Es ist nicht das erste oder letzte Mal, dass ich ein Match verlieren werde, aber bei Olympia fühlt sich das komplett anders an.“ Keine Frage, Djokovic war nicht nach Rio gereist, um dabei zu sein. Er wollte unbedingt Gold.
Del Potro, der zu Beginn des Jahre noch auf Platz 581 stand, hatte nichts zu verlieren. 29 Winner drosch er Djokovic mit seiner Vorhand um die Ohren. Dafür gab es Applaus von den Rängen im Stadion, die Djokovic später so zusammenfasste: „Solch eine Atmosphäre habe ich nur wenige Male erlebt. Es hat sich angefühlt, als ob ich in meinem Land wäre, als wäre ich Brasilianer.“
Keinen brasilianischen Moment erlebte del Potro vor dem Match – 40 Minuten war er im Fahrstuhl eingeschlossen, bevor ihn die Handballer der eigenen Equipe befreiten. Ihm wird es egal gewesen sein. Für den Lulatsch aus Tandil wird sein Erstrunden-Triumph unvergessen bleiben. Und für die „Tennis-bei-Olympia-Kritiker“ hoffentlich auch…
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