Jannik Sinner Accepts a Three-Month Anti-Doping Ban

Drei Monate Sperre: Jannik Sinner wird erst Anfang Mai 2025 wieder spielen dürfen. Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire

„Papa, ist Jannik Sinner jetzt ein Doper?“

Wie erklärt man seinem elfjährigen Sohn den Dopingfall Jannik Sinner? Unser Redakteur hat es während einer Autofahrt probiert.

Am Sonntagmorgen brachte ich meinem elfjährigen Sohn zu einem Basketballspiel. Wir fuhren an einer digitalen Litfaßsäule vorbei, auf der die Nachricht „Jannik Sinner wegen Dopings gesperrt“ aufpoppte. Plötzlich fragte mich mein Sohn: „Papa, du kennst doch Jannik Sinner gut, ist das jetzt ein Doper?“ Er hatte damit eigentlich die essentielle Frage zu einem Thema gestellt, das die Tenniswelt seit einem halben Jahr beschäftigt.

Der Dopingfall Jannik Sinner in der Kurzversion

Im August 2024 kam heraus, dass Sinner bereits im März 2024 positiv auf die verbotene Substanz Clostebol getestet wurde. Sinners Erklärung in der Kurzversion: Sein damaliger Physiotherapeut Giacomo Naldi hatte eine Schnittwunde am Finger mit einem Wundspray behandelt, das Clostebol enthielt. Davon aber wusste Naldi nichts. Er massierte Sinner weiter, wodurch der Stoff in den Athletenkörper gelangte. Tatsächlich ist es durch wissenschaftliche Studien belegt, dass Clostebol durch diese „transdermale Kontamination“ weitergegeben werden kann. Es reicht dafür sogar schon ein Handshake.

Die International Tennis Integrity Agency (ITIA), die Dopingbehörde im Profitennis, folgte der Argumentation von Jannik Sinner und sprach ihn von jeder Schuld und Fahrlässigkeit frei. Die übergeordnete World Anti Doping Agency (WADA) legte indes Berufung beim Internationalen Sport-Gerichtshof (CAS) ein. Allerdings nicht, weil die WADA davon überzeugt ist, dass Sinner wissentlich gedopt hätte. Der WADA ging es darum, dass Sinner auch Verantwortung dafür trägt, was in seinem direkten Umfeld passiert. Insofern könne sich Sinner nicht von einer „gewissen Schuld und Fahrlässigkeit“ komplett freisprechen. Nun stand eine Sperre von ein bis zwei Jahren im Raum. Der CAS sollte darüber nach einer ersten Anhörung Mitte April entscheiden.

Jannik Sinner wird kein Grand Slam-Turnier verpassen

Aber dazu kam es nicht. Die WADA und Sinner einigten sich außergerichtlich. Ja, diesen Weg hat die WADA seit 2021 in seinen Statuten festgelegt. Der Vergleich sieht nun vor, dass Sinner drei Monate nicht spielen darf ­– vom 9. Februar bis zum 4. Mai 2025 ist er gesperrt. Die WADA hat damit eine Sperre für Sinner erwirkt, weil es auch eine Verantwortung des Athleten dafür gibt, wenn seine direkten Betreuer fahrlässig handeln. Für Sinner ist die Strafe ein Erfolg: Er wird kein Grand Slam-Turnier verpassen und ist zum Sandplatz-Turnier in Rom wieder spielberechtigt.

Wie sollte ich nun all das einem Elfjährigen während einer Autofahrt quer durch Hamburg erklären? Ich versuchte es so knapp und präzise wie möglich zu halten: „Jannik Sinner konnte nicht nachgewiesen werden, dass er mit Absicht gedopt hat. Aber es gab Betreuer, die nicht aufgepasst haben und gegen die Dopingregeln verstießen. Dafür trägt Sinner auch die Verantwortung, weil er deren Chef ist. Für mich ist Sinner kein überführter Doper. Aber er wurde nun bestraft, weil er einen Fehler in seinem Team zugelassen hat.“

Mein Sohn blickte ungerührt auf die Straße. Gedanklich war er vermutlich längst bei seinem Basketball-Spiel. Aber dann sagte er doch noch etwas zu einem so schwer greifbaren Thema: „Doping ist doch voll doof. Die sollen einfach alle aufhören damit.“

Wie befreiend die Sicht der Kinder doch manchmal ist.