Post aus Paris: Trübe Stimmung im Stade Roland Garros
Der fünfte Spieltag bei den French Open 2024 startete vielversprechend. Aber es war bereits abzusehen, dass das Chaos vom Vortag am Donnerstag weitergehen würde.
Pünktlich um elf Uhr erreichten die Spielerinnen und Spieler die Außencourts im Stade Roland Garros, um sich zum Spielbeginn aufzuwärmen. Auf Platz neun wartete der deutsche Qualifikant Henri Squire mit Kopfhörern im Ohr auf seinen Zweitrunden-Gegner Felix Auger-Aliassime. Als der Kanadier eintraf, waren die Zuschauerränge um den Platz schon prall gefüllt, einige Besucher standen sogar schon hinter den Sitzplätzen, um überhaupt etwas von dem bevorstehenden Match mitzubekommen. Vom Nebenplatz, dem Court sieben, drangen immer wieder musikalische Einlagen von Trompetern und Trommlern herüber. Sie unterstützen gerade die französische Spielerin Chloe Paquet, die schnell gegen Ekaterina Siniakova zurücklag.
French Open: Außencourts im Eiltempo geräumt
Auch der 23-jährige Squire hatte im ersten Satz gegen den Kanadier ein bisschen zu kämpfen. Unter anderem plagten ihn Probleme am Schlagarm, genauer gesagt am rechten Unterarm. Hilfesuchend blickte Squire in seine Box zu Vater David und Coach Jeremy Jahn. Der Ex-Profi Jahn feuerte seinen Schützling an: „Ich weiß, dass du das kannst. Spiel dein Spiel“, rief er ihm zu. Nachdem Squire den ersten Satz mit 4:6 verloren hatte, folgte zu Beginn des zweiten Durchgangs schon die erste Regenpause. Helfer des Turniers zogen den Platz im Eiltempo ab, die Spieler packten ihre Sachen zusammen, Bänke und Stühle wurden zum Rand getragen und die rotfarbenen Roland-Garros-Planen bedeckten wenige Minuten später den Court.
Während die Zuschauer sich unter ihre Regenschirme verkrochen, flüchteten die Spieler in Richtung der Katakomben, um dem Regen zu entgehen. Schon am Vortag brachten anhaltende Regenschauer den Spielplan durcheinander. Erst wurden alle Doppelpartien vertagt, dann folgte gegen 17:00 Uhr die Absage aller Matches auf den Außencourts. Nur neun von 65 angesetzten Partien konnten zu Ende gespielt werden.
French Open: Mit Blick auf den Regenradar
Entsprechend voll war also der Spielplan für Donnerstag. Um dem kompletten Chaos zu entgehen, behielten die Turnierveranstalter den Regenradar genau im Blick. Teilweise wurden die Plätze schon mit Planen bedeckt, bevor überhaupt die ersten Regentropfen vom Himmel kamen. Nach knapp einer Stunde Unterbrechung wurden die Plätze dann wieder spielbereit gemacht. Auch Squire und „FAA“, wie er häufig genannt wird, kehrten zurück und spielten sich nochmal ein.
Im zweiten Satz wirkte der deutsche Debütant dann deutlich fitter und ging zum 5:4 mit einem Break in Führung, das er zum 6:4-Satzgewinn halten konnte. Eine weitere Stunde verging, in der Auger-Aliassime die Partie wieder an sich riss. Beim Stand von 2:5 aus Squires Sicht wurde das Match dann zum zweiten Mal abgebrochen. Diesmal war eine Rückkehr auf die Courts nicht so schnell abzusehen. Mit einem Blick auf den Wetterbericht konnte man davon ausgehen, dass vor 17 Uhr auf den Outdoor-Courts nicht weitergespielt werden kann. Um 17 Uhr ging es dann aber doch weiter. Die Regenpause schien Squire nicht in die Karten zu spielen. Auger-Aliassime bewies, warum er zu den besten 30 Spielern der Welt zählte und setzte sich dann im dritten und vierten Durchgang gegen den Qualifikanten durch.
Zverev bekommt vom Regenchaos wenig mit
Die Tennisfans flüchteten während der Regenpause zu den überdachten Plätzen, dem Court Philippe Chatrier, auf dem am Nachmittag Novak Djokovic gegen Roberto Carballes Baena antrat sowie dem Court Suzanne Lenglen, der erst seit diesem Jahr mit einem Dach versehen ist. Hier bekam Alexander Zverev von dem Chaos auf der Anlage wenig mit. Er kämpfte gerade gegen David Goffin, als die ersten Fans in den obersten Rängen Regenschirme aufspannten.
Dann bemerkte auch Zverev nasse Stellen zwischen Grund- und T-Linie, die er dem Schiedsrichter meldete. Schon am Vortag kam die Vermutung auf, dass das neue Dach nicht zu 100 Prozent dicht sei. Dennoch kein Grund für die deutsche Nummer eins sich beirren zu lassen. Denn Zverev, der den Belgier in drei Sätzen bezwang, war einer der wenigen Profis, der sein Match nach Plan durchspielen konnte. Squire und Landsmann Maximilian Marterer warteten hingegen schon seit Mittwoch darauf, ihre Zweitrunden-Partie zu bestreiten – von den Doppelspielern mal ganz abgesehen.
Auch für Freitag ist kein strahlender Sonnenschein gemeldet, allerdings auch keine durchgängigen Regenfälle. Deshalb hat Turnierdirektorin Amelie Mauresmo am Donnerstag gegen 12:30 Uhr verkündet, dass alle Matches am sechsten Turniertag bereits um zehn Uhr beginnen – wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer, am verregneten und düsteren Himmel von Paris.