Taylor Harry Fritz – merken Sie sich diesen Namen!
„Schon verrückt, was vier Siege so bewirken können.“ Taylor Harry Fritz sagte diesen Satz vergangenes Wochenende beim ATP-Turnier in Memphis. Der 18-jährige US-Boy, als Nummer 145 der Weltrangliste mit einer Wildcard des Veranstalters ausgestattet, hatte erst seine Landsleute Michael Mmoh (6:3, 6:4) und Steve Johnson (7:6, 7:6) besiegt, sich dann gegen den deutschen Veteranen Benjamin Becker durchgebissen (6:4, 5:7, 7:6) und schließlich auch Ricardis Berankis (2:6, 6:3, 6:4) geschlagen. Plötzlich stand er im Finale vom Indoor-Event in Memphis – und die US-Sportmedien wühlten sich durch ihre Archive, um den kleinen Siegeszug eines amerikanischen Teenagers richtig einzuordnen.
Fritz ist nicht allein
Was sie schließlich zu verkünden hatten, nährt die Hoffnung der US-Fans, dass da nun endlich ein Talent hochschießt, das ihnen die alten goldenen Zeiten mit Connors, McEnroe, Sampras, Agassi und wie sie nicht alle hießen zurückbringt. Zumal Fritz nicht allein ist. Er ist nur der Anführer einer Reihe von guten US-Nachwuchsspielern, die im Herrencircuit nach oben drängen. Sie heißen Tommy Paul, Reilly Opelka, Francis Tiafoe oder Michael Mmoh und gewannen 2015 drei von vier möglichen Grand Slam-Juniorentiteln.
Im Moment reden aber alle von „T-Frizzle“, wie Taylor Harry Fritz genannt wird. Ein Ausflug in die Statistik zeigt, warum: Fritz schaffte es schon bei seinem dritten ATP-Turnier bis ins Halbfinale – Pete Sampras, Jim Courier und Michael Chang brauchten zu Beginn ihrer Karrieren vier Versuche, um bei einem vergleichbaren Turnier soweit zu kommen. Fritz (18 Jahre, 3 Monate) ist der jüngste US-Finalist auf der ATP-Tour seit Michael Chang im November 1989, der damals nach seinem French Open-Titel mit 17 Jahren im Endspiel von Wembley stand – und gewann, auf Teppich übrigens. In den letzten 30 Jahren gab es genau fünf Amerikaner, die mit 18 Jahren (oder jünger) ein ATP-Finale erreichten: Sampras, Chang, Agassi, Roddick – und eben Fritz. Roddick war vor Fritz der Letzte in dieser Liste: 2002 beim Turnier in Montreal.
Beeindruckende „Fritz-Fakten“
Auch international gesehen sind die „Fritz-Fakten“ beeindruckend: Der letzte 18-Jährige, der auf der Tour in ein Endspiel vordrang, ist Kei Nishikori (2008 in Delray Beach). Genau gegen den verlor Fritz zwar das Memphis-Finale, aber er gehört auch so zu einem illustren Kreis im Profitennis. Es gibt nämlich genau acht aktive Profis, die vor ihrem 19. Geburtstag in einem ATP-Finale standen: Nishikori, Monfils, Murray, Gasquet, Nadal, Federer, Robredo – und eben Fritz. Er verbesserte sich innerhalb eines Jahres von Platz 937 der Weltrangliste auf Rang 102. Ein kometenhafter Aufstieg.