Zum Tode von Dieter Genske – Nachruf an den früheren tM-Chefredakteur
Dieter Genske, Chefredakteur von tennis MAGAZIN zwischen 2010 und 2014, ist gestorben. Ein Nachruf.
Es waren einige. Über die genaue Zahl wird an dieser Stelle der Mantel des Schweigens gehüllt. Die Bar des Estrel, ein riesiges Hotel mit Kongress Center in der Sonnenallee in Berlin. Es war ein feuchtfröhlicher Abend. Bestellt wurde nur ein Getränk – Gin Tonic, allerdings in immer kürzeren Abständen. Wir waren zu dritt. Dieter hatte mich und einen jungen Kollegen am Rande des DTB-Tenniskongresses eingeladen, um den Tag zu beschließen. Man könnte auch sagen, kippen zu lassen.
Wenn ich in diesen dunklen Dezembertagen an Dieter denke, ploppt bei mir sofort diese Geschichte auf. Die guten alten Zeiten. Nichts gegen KI & Co., aber das Leben, auch das Arbeitsleben, war heiterer und gelassener. Die Adjektive passen zu Dieter Genske, heiter, gelassen. Vielleicht sollte man noch das Wort gesellig hinzufügen.
Mit DG, wie wir ihn intern nannten, zogen wir in Hamburg um die Häuser. Ob ins „Zwick“ am Mittelweg, zur Golf Lounge an den Elbbrücken, in den Hafen zur „Brücke 10“ auf ein Fischbrötchen oder zum Griechen „Themi“ um die Ecke – Essen, Trinken, Reden war wichtig. An diesen Abenden entstanden oft die besten Geschichten. Heute ist oft von mangelnder Kommunikation die Rede, das Problem hatten wir nicht.
Dieter Genske: gesellig, kommunikativ, humorvoll
Im Gegenteil. Manchmal wurde es DG zu viel. Legendär sein Spruch, wenn ich in seinem Büro, einem Glaskasten mit jeder Menge Bücherregalen stand: „Das Gespräch ist beendet“, bellte er. Die Botschaft war dann klar: Raus mit dir! Aber es war immer mit einem Augenzwinkern. Nie bösartig oder geringschätzig. „Ich glaube, meinen Humor verstehen einige nicht“, hat Dieter mal zu mir gesagt. Da hatte er wohl recht. Es war ein trockener Humor. Einige werden sich gefragt haben: Meint er das ernst oder scherzt er. Ich weiß nicht, ob er an der heutigen, politisch immer korrekteren, Zeit seine Freude gehabt hätte. Gendern? Woke-sein? Eher nicht.
Von Ende 2010 bis 2014 war Dieter mein Chef bei tennis MAGAZIN. Er war zeitgleich auch Chef von GOLF MAGAZIN, später Herausgeber von beiden Blättern. Ich hatte Dieter, Markenzeichen silber-graue Haare, schon Anfang der 90er-Jahre kennengelernt. Er war CvD bei Golf Sport, ich Praktikant. Der Mann wirkte tiefenentspannt. Als ich Jungredakteur war, lud mich Dieter, der vor seiner Golf-Zeit Redakteur bei der Hamburger Morgenpost war, zu einer großen Feier mit ein, was ich ausgesprochen nett fand.
Als wir viele Jahr später den Relaunch von tennis MAGAZIN gemeinsam machten, arbeiteten wir eng zusammen. Streit gab es nie. Ich weiß gar nicht, ob man sich mit ihm streiten konnte. Dieter war gutmütig, im besten Sinne. Er hatte die Fähigkeit, die unterschiedlichen Charaktere der Doppelredaktion Tennis und Golf (zumindest räumlich) in einem Team zu integrieren.
Dieter Genske starb im Alter von 75 Jahren
Gerhard Schröder sagte man in seiner Zeit als Bundeskanzler nach, das Land mit ruhiger Hand zu führen. Dieter führte auch ruhig. Bei Übereifrigen in den Konferenzen merkte er gerne an: „Keine Details bitte.“ Oder: „Wenn du irgendwelche Vorschläge hast, behalte sie für dich.“ Sein wahrscheinlich legendärster Spruch: „Der Letzte macht das Heft zu.“
Lieber Dieter, das Heft hast du schon lange nicht mehr zugemacht. Seit einigen Jahren warst du in Rente. Jetzt bist du nach schwerer Krankheit verstorben – am 5. Dezember 2024 im Alter von 75 Jahren. Im Kreis deiner Liebsten, die dir stets am wichtigsten waren. Rest in Peace und Cheers! Auf einen Gin Tonic, irgendwo.