August 18, 2024, Mason, Ohio, U.S: Alexander Zverev (GER) reacts to a shot during Sundayâ€⠢s semi-final round of th

Mit Selbstvertrauen im Rücken nach Flushing Meadows. Alexander Zverev zeigte sich im Vorfeld der US Open in starker Form.Bild: Imago/Scott Stuart

Zverev vor den US Open: Wie stark ist er?

Die Bilanz von Alexander Zverev vor den US Open war insgesamt gut: In Montreal schied er im Viertelfinale gegen Sebastian Korda aus, in Cincinnati kam er ins Halbfinale – Niederlage gegen den Weltranglistenersten Jannik Sinner.

Das Masters von Cincinnati ist für Alexander Zverev ein gutes Pflaster. Im letzten Jahr durfte ich dabei sein im Lindner Family Tennis Center. Genau genommen wird das dritte US-Masters (nach Indian Wells und Miami) gar nicht in Cincinnati, sondern in Mason, Ohio, gespielt. Aber geographische Details dürften für Zverev keine Rolle spielen. Damals schlug er bei ziemlich warmen Temperaturen seinen Erzfeind Daniil Medvedev auf dem Grandstand, auf dem es Tribünenplätze gibt, die ein bisschen an die US Open erinnern. Von weit oben mit Blick steil nach unten (und später ganz nah dran) wurde ich Zeuge des spektakulären Dreisatz-Sieges gegen Medvedev. Zwei Runden später – im Halbfinale – scheiterte Zverev knapp an Novak Djokovic, der im Finale Carlos Alcaraz in einem fantastischen Match schlug.

Ein Jahr später wieder Halbfinale für Zverev. Es ist ein großartiges Match, das er Sinner liefert. Die nackten Zahlen spiegeln nicht unbedingt die Dramatik wider. 3:06 Stunden dauert das Spektakel. Am Ende steht es 6:7, 7:5, 7:6 aus Sicht von Zverev. Der Deutsche serviert drei Asse mehr (15), aber er serviert auch mehr Doppelfehler (5:1). Ansonsten liefern beide beim Aufschlag ähnliche Werte. Zverev macht mit dem ersten zu 72 Prozent den Punkt, Sinner zu 70 Prozent. Interessant ist, dass Zverev häufig am Netz auftaucht. Bei 24 Versuchen punktet er 14 Mal. Die Netzattacken von Sinner sind deutlich bescheidener: sieben Punkte bei neun Versuchen. Wie eng es war, zeigen die Gesamtpunkte. Sinner gewinnt in 187 Minuten nur drei Punkte mehr (124:121). Am Rande bemerkt: Der vier Jahre ältere Zverev führt im direkten Vergleich 4:2 gegen den Südtiroler.

Zverev vor den US Open

Was bedeutet das für Zverev im Hinblick auf die US Open? Er gehört zum absoluten Favoritenkreis in New York. Als Nummer vier der Setzliste kann er frühestens im Halbfinale auf die Schwergewichte Sinner, Djokovic und Alcaraz treffen. Gegen Sinner hat er beim letzten Grand Slam-Turnier des Jahres noch nie verloren. 2021 siegte er in drei Sätzen, im vergangenen Jahr ging es über fünf. Zverev mag den Trubel im Big Apple, er mag den Bodenbelag und er verträgt die Hitze gut. Normalerweise. Seine Form ist gut, aber wenn es etwas gibt, dass schwer einzuschätzen ist vor dem Start beim letzten Major-Turnier der Saison, dann ist es die etwas diffuse Gesundheit. In Hamburg hatte Zverev erstmals geklagt, dass er sich nicht gut fühle. In Paris bei Olympia wirkte er bei seiner Niederlage gegen Lorenzo Musetti im Viertelfinale völlig platt. Er ließ sich untersuchen. Aber der Bluttest zeigte laut seinem Umfeld keine Auffälligkeiten auf. Als er beim Masters in Montreal viel hustete, ahnte man nichts Gutes. Sein Auftritt gegen Korda wirkte etwas blutleer. Andererseits hatte er den wieder aufstrebenden Holger Rune klar geschlagen. Bei den langen Matches in Cincinnati war Zverev nichts anzumerken.

Was für New York ein gutes Omen sein könnte: In seiner Box wird sein alter und neuer Fitnesstrainer Jez Green sitzen, einer der besten seiner Zunft. Green machte Zverev in jungen Jahren fit für die Profitour. Der Mann mit der Glatze hatte schon damals ein Ziel: Zverev zum Grand Slam-Sieger machen. Im September in New York könnte er seinen Teil dazu beitragen.