0:2-Rückstand – Kohlschreiber und Becker verlieren
Das deutsche Davis-Cup-Team steht in der Erstrundenpartie gegen Frankreich bereits nach dem ersten Tag unmittelbar vor dem Aus. Nach den glatten Niederlagen von Philipp Kohlschreiber gegen Gael Monfils und Benjamin Becker gegen Jo-Wilfried Tsonga hat die Auswahl von Kapitän Patrik Kühnen nur noch geringe Chancen, das Viertelfinale zu erreichen. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass die Mannschaft im September zum ersten Mal seit 2006 in der Relegation um den Klassenerhalt in der Weltgruppe kämpfen muss.
Kohlschreiber unterlag Monfils zunächst mit 1:6, 4:6, 6:7 (5:7) und schickte Becker damit mit der Bürde eines Rückstandes in die Partie gegen den Weltranglisten-Elften Tsonga. Becker verlor bei seinem Comeback nach drei Jahren im Team mit 3:6, 2:6, 7:6 (7:2), 3:6-Niederlage gegen den Australian-Open-Halbfinalisten. „Die Situation ist jetzt natürlich sehr schwierig“, sagte Kapitän Patrik Kühnen, „wir müssen jetzt auf jeden Fall das Doppel gewinnen.“
Statistik spricht gegen Deutschland
Am Samstag (15.00 Uhr/live im DSF) muss das Doppel Kohlschreiber/Christopher Kas nun unbedingt gegen Julien Benneteau/Michael Llodra gewinnen, um vor den Einzeln am Sonntag wenigstens noch eine theoretische Chance zu haben. Deutschland konnte allerdings erst einmal in der Davis-Cup-Geschichte (1960 gegen die Tschechoslowakei) einen 0:2-Rückstand noch drehen.
„Tsonga setzt einen unheimlich unter Druck und ich habe lange zu passiv agiert“, sagte Becker: „In den letzten beiden Sätzen hab ich das geändert, aber da war es zu spät.“ Die Hoffnung auf den Gesamtsieg gab er aber nicht auf: „Es wird natürlich schwer, aber wir werden alles geben und noch ist nichts verloren.“
„Ich bin natürlich sehr enttäuscht“, sagte Kohlschreiber nach seinem Match, „aber ohne Aufschlag kannst du nicht gewinnen.“ Tatsächlich gab das viel bessere Service des Weltranglisten-15. aus Frankreich den Ausschlag in der 2:45 Stunden dauernden Partie. Monfils gewann insgesamt 27 Punkte mehr als der Deutsche, davon allein 23 durch Asse oder Service-Winner.
Kohlschreiber „ohne Aufschlag“
Noch im letzten Jahr bei der Auswärtspartie im Viertelfinale in Spanien konnte der 26 Jahre alte „Kohli“ mit zwei Einzelsiegen gegen den späteren Champion brillieren, vor den 4500 Zuschauern im ausverkauften Sportpalast von Toulon allerdings gelang es ihm nicht, einen ähnlichen Coup zu landen.
„Ich hatte im zweiten Satz meine Chancen, aber insgesamt war er der bessere Spieler und hat verdient gewonnen, räumte der 26-Jährige ein, „er hat mir fast keine Punkte durch Fehler geschenkt und mit großem Druck gespielt. Insbesondere im ersten Satz wurde der Schwabe von dem wie entfesselt aufspielenden Monfils geradezu „aus der Halle geschossen“. Schon sein erster Aufschlag zeigte an, in welche Richtung es gehen würde: 216 Stundenkilometer, Ass!
Die Hoffnung von Kapitän Patrik Kühnen ist damit nicht aufgegangen. Kohlschreiber sollte eigentlich für eine Führung der deutschen Mannschaft sorgen, damit der Weltranglisten-39. Becker ohne Druck in sein Spiel gegen den klar favorisierten Tsonga gehen konnte.
Klassenunterschied bei Tsonga gegen Becker
Der 28-Jährige spielte insgesamt nett mit Tsonga mit, doch in dem Match war der Klassenunterschied nicht zu übersehen. Immer wenn es etwas eng wurde, verschärfte der Franzose das Tempo und nutzte nach 2:46 Stunden seinen vierten Matchball zur Vorentscheidung in der Partie. Lediglich im dritten Satz konnte Becker dagegenhalten. „Da ist Benny geil zurückgekommen und Tsonga hat wohl gedacht, er hätte ihn schon im Sack“, meinte Kohlschreiber
Damit wird sich aller Voraussicht nach auch die schwarze Serie gegen den westlichen Nachbarn fortsetzen: Seit 72 Jahren konnte Deutschland im Davis Cup gegen Frankreich nicht mehr gewinnen.
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