Absage in Madrid: Was ist mit Novak Djokovic los?
Bereits in den vergangenen Jahren war Novak Djokovic dafür bekannt, dass er nur eine kleinere Auswahl an Turnieren spielt. Allerdings ist die Absage bei den Mutua Madrid Open schon die zweite bei den ersten vier Masters-Events. Besonders überraschend ist diese Meldung, da er zum Start des Turnieres in der spanischen Hauptstadt weilt. Wir haben die Situation des Serben analysiert.
Djokovic: Nur drei Einzelturniere in vier Monaten
Im Laufe des Madrid Masters geht mit dem April schon der vierte Monat der aktuellen Tennissaison vorbei. Wenn man die Teilnahme beim United Cup, einem Teamwettbewerb über den Jahreswechsel hinweg, außen vor lässt, hat der „Djoker“ lediglich drei Turniere im Jahr 2024 gespielt. Bei den Australian Open erreichte er souverän das Halbfinale, in dem er dann von Jannik Sinner deklassiert wurde. Für den Serben war es die erste Niederlage in Melbourne seit sechs Jahren.
Nachdem er den kompletten Februar pausiert hat, kehrte er beim Masters in Indian Wells zurück. Dort setzte es mit der frühen Niederlage gegen den Italiener Luca Nardi eine herbe Enttäuschung. Die Folge: eine kurzfristige Absage in Miami sowie die Trennung von Trainer Goran Ivanisevic.
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Zum Auftakt der Sandplatzsaison in Monte Carlo, wo er es bis ins Halbfinale schaffte, stand Nenad Zimonjic als Trainer an seiner Seite. In Madrid fehlt Djokovic nun zum zweiten Mal in der laufenden Saison bei einem Masters. Zum Vergleich: Alle anderen Top-10 Spieler zusammen kommen auf eine Absage – Carlos Alcaraz zog seine Teilnahme in Monte Carlo aufgrund einer Unterarmverletzung zurück.
Welche Turniere hat Djokovic in den letzten Jahren gespielt?
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Nummer eins der Welt in den vergangenen sechs Spielzeiten nie so wenig Turniere bis zu den Mutua Madrid Open gespielt hat wie in diesem Jahr. Dabei müssen jedoch einige Rahmenbedingungen beachtet werden. Das Jahr 2020 wird aufgrund des verzerrten Turnierkalenders (Corona-Pandemie) nicht berücksichtigt.
Ein Aspekt, der für die wenigen Teilnahmen spricht, ist die stärkere Belastungssteuerung aufgrund des höheren Alters. Außerdem ist die Anwesenheit bei den Masters-Turnieren in der aktuellen Spielzeit ähnlich, wie in den vergangenen Jahren. Allerdings unterscheidet sich die Anzahl der tatsächlichen Absagen. Während er in diesem Jahr seine Teilnahme in Miami und in Madrid aus freien Stücken zurückzog, sagte er 2021 und 2023 nur Madrid ab, da er zu den Turnieren in der USA nicht anreisen durfte. Grund dafür war die fehlende Impfung gegen das Coronavirus.
Mit Blick auf die 500er- und 250er-Events lässt sich festhalten, dass er immer mindestens ein Turnier gespielt hat. Im letzten Jahr waren es sogar drei, wohingegen er in diesem Jahr keine Teilnahme vorzuweisen hat.
Djokovics Turniere bis zum Madrid Masters in den vergangenen Jahren in der Übersicht
Jahr | Grand Slam | Masters | 500er | 250er |
2024 | Australian Open | Indian Wells, Monte Carlo | – | – |
2023 | Australian Open | Monte Carlo, (Einreiseverbot Indian Wells/Miami) | Dubai | Adelaide, Banja |
2022 | (Einreiseverbot Australian Open) | Monte Carlo, Madrid, (Einreiseverbot Indian Wells/Miami) | Dubai | Belgrad |
2021 | Australian Open | Monte Carlo, (Einreiseverbot Indian Wells/Miami) | – | Belgrad |
2019 | Australian Open | Indian Wells, Miami, Monte Carlo, Madrid | – | Doha |
2018 | Australian Open | Indian Wells, Miami, Monte Carlo, Madrid | Barcelona | – |
Djokovic hält sich in Madrid auf
Obwohl er beim 1000er-Turnier nicht antritt, befindet sich die Nummer eins der Welt in der spanischen Hauptstadt. Am Sonntag vor Turnierbeginn postete Real Madrid ein Bild auf Instagram, das Djokovic an der Seite des Club-Präsidenten Florentino Perez zeigt. Während des Spiels gegen den FC Barcelona wurde der Tennisstar gemeinsam mit dem erfolgreichsten NFL-Spieler aller Zeiten, Tom Brady, auf der Tribüne des Bernabeu Stadions gesichtet.
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Der Stadionbesuch blieb jedoch nicht der einzige öffentliche Auftritt in Madrid. Nur einen Tag später erhielt er den 2024 Laureus World Sportsman of the Year Award. Für den „Djoker“ ist es nach 2012, 2015, 2016 und 2019 bereits die fünfte Ehrung – Rekord! „Die Laureus Awards sind etwas ganz Besonderes. Die Stimmen meiner Sporthelden zu erhalten, macht diese Auszeichnungen im gesamten Sport so begehrt“, freute sich der Serbe.
Neben Djokovic wurde mit Rafael Nadal ein weiterer Tennisstar ausgezeichnet. Seine Stiftung „Fundacion Rafa Nadal“ erhielt den Sport for Good Award. Darüber hinaus war auch Carlos Alcaraz auf der Veranstaltung präsent, der allerdings keine Auszeichnung bekam.
Carlos Alcaraz & Novak Djokovic admiring each other’s outfits at the Laureus Sport Awards 😂
— The Tennis Letter (@TheTennisLetter) April 22, 2024
Djokovic droht Verlust der Spitzenposition
Die wenigen Turnierteilnahmen von Novak Djokovic wirken sich logischerweise auch auf die Weltrangliste aus. Kombiniert mit den Erfolgen von Überflieger Jannik Sinner wackelt die Spitzenposition des Djokers immer stärker. Vor dem Madrid Masters betrug der Abstand zwischen dem Serben und dem Südtiroler 1.330 Punkte. Da sowohl Sinner als auch Djokovic im vergangenen Jahr in der spanischen Hauptstadt nicht an den Start gingen, gibt es keine Punkte zu verteidigen. Demzufolge würde Sinner mit einem erneuten Turniersieg auf 330 Punkte an die Nummer eins heranrücken.
Mit Blick auf die nachfolgenden Turniere ist ein Wechsel an der Spitze nicht unwahrscheinlich. Beim 1000er-Event in Rom hat der 36-Jährige 90 Punkte mehr zu verteidigen. Bei den darauffolgenden French Open fällt die Differenz deutlich größer aus: Während Djokovic nach dem Titelgewinn im vergangenen Jahr ganze 2000 Zähler verteidigen muss, sind es bei Sinner magere 45.
Was ist Djokovics Plan?
Verletzungen oder private Probleme scheinen nicht der Grund für die häufigen Absagen zu sein. Im Rahmen der Laureus Awards gab der Serbe Einblicke in seine Turnierplanung. „Ich bereite mich auf Roland Garros, Wimbledon, die Olympischen Spiele und die US Open vor. Rom wird mein nächstes Turnier sein“, erklärte Djokovic.
Daraus lässt sich schließen, dass die Masters-Turniere für ihn in erster Linie als Vorbereitung auf die Grand Slams dienen. Daher sind regelmäßige Absagen vermutlich ein Teil seiner Strategie, um auch im Spätherbst seiner Karriere Titelanwärter Nummer eins bei den ganz großen Events zu sein. Dies ist nämlich nur möglich, wenn der 36-Jährige körperlich in Top-Form ist.
Apropos Spätherbst seiner Karriere: Das Ende der Laufbahn sieht Djokovic noch in weiter Ferne. In Bezug auf Olympia sagte er: „Die Olympischen Spiele sind das älteste und prestigeträchtigste Sport-Event. Ich möchte dort mein bestes Tennis spielen. Ich möchte bis Los Angeles 2028 spielen.“ Damit meint der „Djoker“ eine weitere Ausgabe der Olympischen Spiele. Ob sein Plan aufgeht und wie sich das Vorhaben in Titeln sowie in der Weltrangliste widerspiegelt, bleibt abzuwarten.