Juncheng Shang

Juncheng Shang gewann in Chengdu seinen ersten ATP-Titel. ©Imago/VCG

Achten Sie auf diese Profis: Auf dem Tennis-Radar für 2025

Tennis-Radar 2025: Wer sorgt 2025 für Begeisterung? Wer schafft den Durchbruch? tennis MAGAZIN stellt jeweils fünf noch nicht allzu bekannte Spieler und Spielerinnen vor, die man in der neuen Tennis-Saison im Auge haben sollte.

Tennis-Radar 2025: Herren

Giovanni Mpetshi Perricard

Alter: 21
Land: Frankreich
ATP-Ranking: 31
Größter Erfolg: ATP-Titel Lyon und Basel

Giovanni Mpetshi Perricard

Giovanni Mpetshi Perricard serviert sich allmählich in die Weltspitze. ©Imago/Grant Hubbs

Schaut man auf das offizielle „Serve Rating“ der ATP für das Jahr 2024, dann steht er mit dem Wert von 299,5 ganz oben: Giovanni Mpetshi Perricard. Der 21-jährige Franzose ist der Durchstarter des Jahres. Von Platz 205 ging es rauf bis auf Platz 30. Neben den ATP-Titeln in Lyon und Basel erreichte er in Wimbledon das Achtelfinale. Mpetshi Perricard schlug 2024 durchschnittlich 19 Asse pro Match. Bei seiner Aufschlagstärke und der Körpergröße von 2,03 Meter werden schnell Vergleiche gestellt zu früheren Aufschlagriesen wie John Isner, Ivo Karlovic oder Milos Raonic. „Als ich jung war, habe ich viele Matches von Isner und Raonic gesehen, und damals gar nicht begriffen, dass ich auch mal wie die beiden spielen würde. Aber nun kann ich mir viel Videomaterial von den beiden anschauen und mir die guten Seiten ihres Spielstils in mein eigenes Spiel einfügen“, sagt Mpetshi Perricard, der „freundliche Riese“. Was neben seinem hammerharten Aufschlag auffällt: Er spielt die Rückhand einhändig. Seinen Aufschlag, der bereits herausragend ist, wird Mpetshi Perricard sicherlich noch weiter verbessern. Serviert sich der Franzose im Jahr 2025 in Richtung Top 10? Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall.

Jakub Mensik

Alter: 19
Land: Tschechien
ATP-Ranking: 49
Größter Erfolg: Finale Doha

Jakub Mensik

Jakub Mensik ist der jüngste Spieler in den Top 100. ©Imago/Matthieu Mirville

Tschechien schafft es immer wieder, talentierte Spieler und Spielerinnen zu kreieren. Bei den Herren ist Jakub Mensik das neueste Beispiel. Der 19-Jährige ist der jüngste Spieler in den Top 100 und zog im Saisonschlussspurt zum ersten Mal in die Top 50 ein. Dass der Tscheche Profi geworden ist, lag an Novak Djokovic. „Seinetwegen habe ich mit Tennis angefangen. Er ist mein größtes Idol. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin”, sagt Mensik. 2022 lud Djokovic den Tschechen nach Belgrad ein, um mit ihm ein paar Trainingstage zu verbringen. „All diese guten Erfahrungen und seine Ratschläge für die Zukunft sind dermaßen gut“, sagt Mensik über die intensive Zeit mit Djokovic. Im Viertelfinale des ATP-Masters-1000-Turniers in Shanghai traf der 19-Jährige erstmals auf Djokovic und verlor nur knapp. Der Aufstieg von Mensik, Spitzname „Menimal“, dürfte 2025 weitergehen.

Juncheng Shang

Alter: 19
Land: China
ATP-Ranking: 51
Größter Erfolg: ATP-Titel Chengdu

Juncheng Shang

Juncheng Shang gewann in Chengdu seinen ersten ATP-Titel. ©Imago/VCG

Während China im Damentennis seit Jahren etabliert ist, kam das Herrentennis im Reich der Mitte jahrelang nicht ins Rollen. Derzeit stehen drei Chinesen in den Top 100: der jüngste von ihnen ist Juncheng Shang, genannt Jerry. Aber warum Jerry? Der 19-Jährige hat seinen Spitznamen aufgrund der Cartoon-Serie Tom & Jerry. „Das war meine Lieblingssendung. Ich glaube, meine Eltern wollen, dass ich so clever bin wie die Maus Jerry“, sagt Shang, der in der berühmten IMG-Academy in Bradenton, Florida, trainiert. Shang war die Nummer eins bei den Junioren und qualifizierte sich im Jahr 2022 in Indian Wells als erster Chinese für ein Masters-1000-Turnier. 2024 folgte der nächste Meilenstein: erster ATP-Titel, ausgerechnet in China in Chengdu. In den Top 100 zum Jahresende ist nur ein Spieler jünger als Shang: der Tscheche Jakub Mensik. Der Linkshänder ist ein leidenschaftlicher Wettkämpfer, der zu Beginn seiner Profikarriere Schwierigkeiten hatte, mit den Frustrationen und den Erwartungen an ihn umzugehen. „Ich verbessere immer mehr meine Fähigkeit, schnell zu vergessen, was auf dem Platz passiert ist und dabei die Gegenwart zu genießen“, sagt Shang. Der Chinese bringt viel mit, um der erste Top-20-Spieler seines Landes zu werden. Vielleicht ja schon im Jahr 2025.

Joao Fonseca

Alter: 18
Land: Brasilien
ATP-Ranking: 149
Größter Erfolg: Viertelfinale Rio de Janeiro

Joao Fonseca

Joao Fonseca will der Nachfolger von Gustavo Kuerten werden. ©Imago/IPA Sport

Kann er der Nachfolger von Gustavo Kuerten werden? Seit dem Karierende von „Guga“ im Jahr 2008 wartet Brasilien auf den nächsten Topspieler im Einzel. Joao Fonseca bringt viel mit, um die großen Fußstapfen, die Kuerten im brasilianischen Tennis hinterlassen hat, zumindest ansatzweise auszufüllen. Fonseca war 2023 die Nummer eins bei den Junioren, gewann unter anderem die US Open. Der Übergang zu den Profis meisterte er fließend. Im Februar 2024 erreichte er im Alter von 17 Jahren bei seinem Heimturnier in Rio de Janeiro das Viertelfinale. Nur Alexander Zverev war jünger beim Einzug in das Viertelfinale eines ATP-500er-Turniers. Die großen Management-Agenturen haben Fonseca schon lange auf dem Radar. Auch Roger Federers Agentur Team8 wollte den Brasilianer verpflichten und kassierte eine Absage. „Derzeit habe ich keinen Agenten. Ich werde erst mal nichts unterschreiben. Meine Agenten sind meine Eltern. Wir denken vorsichtig darüber nach. Dies sind wichtige Entscheidungen, wir wollen den richtigen Weg für mich herausfinden“, sagt Fonseca. Bei den US Open scheiterte der 18-Jährige knapp im Quali-Finale. Bei den Australian Open soll es nun klappen mit der ersten Hauptfeldteilnahme bei einem Grand Slam. Fonseca orientiert sich an den beiden Spitzenspielern Carlos Alcaraz und Jannik Sinner. „Ich sehe ihre Rivalität, genau da möchte ich hin. Mein Ziel sind die Top 100 oder Top 50. Ich möchte wie die beiden sein. Ich will Grand Slams und andere große Turniere gewinnen. Alcaraz und Sinner sind eine Inspiration und Motivation zugleich, hart zu arbeiten“, sagt er.

Justin Engel

Alter: 17
Land: Deutschland
ATP-Ranking: 398
Größter Erfolg: 4 ITF-Titel

Justin Engel, Philipp Kohlschreiber

Justin Engel hat sich Philipp Kohlschreiber in sein Trainerteam geholt. ©Imago/Jürgen Hasenkopf

Große Talente im deutschen Tennis sind rar gesät. Umso hoffnungsvoller für die Zukunft macht die Entwicklung von Justin Engel. 2024 spielte sich der 17-Jährige aus Nürnberg rasant nach oben – bis unter die Top 400. Engel ist damit der mit großem Abstand jüngste Spieler in den Top 500. „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich die Nummer eins werde. Ich tue sehr viel dafür, ich arbeite hart dafür und hoffe das Beste“, sagt er forsch. Auf dem Weg zu einer glänzenden Profikarriere soll neben Vater Horst nun auch Philipp Kohlschreiber helfen. „Philipp ist ein Typ, der mir vielleicht die Spielintelligenz auf den Platz bringen kann. Ich bin immer schon einer gewesen, der sehr viel draufgehauen hat, ein Hardhitter. Philipp ist einer, der mir dabei hilft, variabler zu sein“, sagt Engel über Kohlschreiber. Engels Ziel für 2025 ist es, bis Ende des Jahres die Top 200 zu knacken und bei den US Open erstmals an einer Grand-Slam-Qualifikation teilzunehmen. Geht es in dem rasanten Tempo von 2024 weiter, scheint 2025 sogar noch mehr möglich zu sein. Träumen ist auf jeden Fall erlaubt.

Tennis-Radar 2025: Damen

Diana Shnaider

Alter: 21
Land: Russland
WTA-Ranking: 13
Größter Erfolg: Vier WTA-Titel (u.a. Bad Homburg)

Diana Shnaider

Diana Shnaider gewann 2024 vier WTA-Titel. ©Imago/VCG

Heimlich, still und leise hat sich Diana Shnaider 2024 bis kurz vor die Top 10 gespielt. Die Linkshänderin ist die Aufsteigerin des Jahres. Sie gewann vier WTA-Titel, darunter in Bad Homburg. Ihr Markenzeichen: ein blaues Kopftuch mit weißen Punkten. Was inzwischen zu einem kleinen Modestatement geworden ist, war so nicht geplant. Denn Shnaiders Eltern sorgten sich darum, dass sich ihre hellhäutige Tochter beim Spielen in der Sonne verbrennen würde. Da Kappen oder ein Mützenschirm beim Ballwurf störten, entschied sich Shnaider für ein Kopftuch, das sie sich mit selbst ausgesuchten Stoffen maßschneidern lässt. „Meine Eltern sagten mir, dass ich meinen eigenen Stil finden sollte, genauso wie meinen eigenen Spielstil“, sagt Shnaider. Was 2024 bei ihr noch fehlte, war ein Ausrufzeichen bei einem Grand-Slam-Turnier. Dieses dürfte ihr 2025 gelingen.

Diane Parry

Alter: 22
Land: Frankreich
WTA-Ranking: 50
Größter Erfolg: Dritte Runde Australian Open

Diane Parry

Diane Parry ist derzeit die einzige Top-100-Spielerin mit einer einhändigen Rückhand. ©Imago/Mal Taam

Die einhändige Rückhand stirbt aus. Zum Ende der Saison stand nur eine Spielerin mit einer einhändigen Rückhand in den Top 100. Ihr Name: Diane Parry. „Man muss es zunächst in seiner Seele spüren. Nicht jeder Spieler kann eine einhändige Rückhand spielen. Es muss natürlich sein. Wenn es das nicht ist, wird es schwer, eine gute einhändige Rückhand zu haben“, sagt die Französin, die im Alter von zwölf Jahren von der beidhändigen auf die einhändige Rückhand umstellte. 2024 spielte sie sich bis auf Platz 48 vor. Ihre Vorbilder bei diesem eleganten Schlag sind Justine Henin und Amelie Mauresmo. Parrys Mission ist, dass die einhändige Rückhand im Damentennis auch die nächsten Jahre überlebt. Denn es gibt nur eine Hand voll Profispielerinnen unter 25 Jahren mit diesem Spielstil. Auch deshalb ist es Parry zu wünschen, dass sie im WTA-Ranking weiter nach oben klettert.

Maya Joint

Alter: 18
Land: Australien
WTA-Ranking: 119
Größter Erfolg: Zweite Runde US Open

Maya Joint

Maya Joint ist Australiens größte Nachwuchshoffnung. ©Imago/Grace Schultz

Ihr Nachname hat bereits Kultstatus auf der WTA-Tour. Maya Joint kletterte 2024 im WTA-Ranking um mehr als 500 Plätze. Joint, die seit ihrer Geburt in den USA lebt, ist die Tochter eines Australiers und einer Deutschen. Auch wenn sie in den USA aufwuchs und während ihrer Besuche in Deutschland bei ihren Großeltern in Bad Wörishofen regelmäßig trainiert, entschied sich Joint dazu, für Australien, das Heimatland ihres Vaters, anzutreten. Bei den US Open spielte sie sich erstmals ins Rampenlicht, als sie sich für das Hauptfeld qualifizierte und dann in der ersten Runde Laura Siegemund besiegte. Das Problem: Da Joint ein Studium an einem US-College in Psychologie und Kriminologie beginnen will, darf sie laut Regeln nur ein Bruchteil ihres Preisgeldes behalten. Trotz ihres rasanten Aufstiegs im Vorjahr im WTA-Ranking sagte die 18-Jährige bei den US Open, dass sie an ihren Studienplänen festhalten wolle. „Ich interessiere mich wirklich für Psychologie, allein wegen des mentalen Aspekts von Tennis und weil ich sehe, was ich besser machen kann. Außerdem habe ich so viele Krimis gesehen und Podcasts über wahre Kriminalität gehört, deshalb finde ich Kriminologie so faszinierend“, erklärte sie. Spannend wird auch, wie Joints Karriereweg 2025 weitergehen wird.

Ella Seidel

Alter: 19
Land: Deutschland
WTA-Ranking: 138
Größter Erfolg: Qualifikation Australian Open

Ella Seidel

Ella Seidel will 2025 den Einzug in die Top 100 schaffen. ©Imago/Markus Tischler

Sie ist nicht nur die jüngste deutsche Spielerin in den Top 300, sondern auch die cleverste. Ella Seidel übersprang zwei Schulklassen und machte ein Abiturschnitt von 1,1. „Ich war auf der Sportschule in Hamburg, wo ich schon früh morgens und nachmittags trainieren konnte. Das war relativ gut. Ich hatte viele Freiheiten, was mir auf jeden Fall sehr geholfen hat“, sagt Seidel. 2024 etablierte sich die Hamburgerin auf der Profitour, spielte sich bei den Australian Open erstmals in ein Grand-Slam-Hauptfeld. Der nächste große Schritt mit dem Einzug in die Top 100 und der direkten Teilnahme bei den Grand-Slam-Turnieren soll 2025 folgen.

Brenda Fruhvirtova

Alter: 17
Land: Tschechien
WTA-Ranking: 163
Größter Erfolg: Zweite Runde Australian Open/Wimbledon

Brenda Fruhvirtova

Brenda Fruhvirtova stand mit 16 Jahren bereits in einem Grand-Slam-Hauptfeld. ©Imago/Claudio Gärtner

Das Jahr 2024 ging für Brenda Fruhvirtova vielversprechend los. Erste erfolgreiche Grand-Slam-Qualifikation bei den Australian Open, dazu noch der erste Hauptfeldsieg – und das im Alter von 16 Jahren. Kurz nach ihrem 17. Geburtstag zog sie bereits in die Top 100 ein bis auf Platz 87. Der rasante Aufstieg der Teenagerin wurde aber jäh gestoppt. Nach ihrem Erstrundensieg in Wimbledon gewann Fruhvirtova kein Match mehr und gab auch einige Matches verletzungsbedingt auf. Mit den Belastungen des Profitennis scheint sie noch ihre Probleme zu haben, genauso wie ihre zwei Jahre ältere Schwester Linda, die 2023 bereits in den Top 50 stand, und mittlerweile hinter Brenda platziert ist. Dennoch muss man Fruhvirtova, die im April 18 Jahre alt wird, in der neuen Saison im Auge behalten.