Alex de Minaur im Porträt: Einer wie Hewitt
Alex de Minaur ist der Gegenentwurf zu seinen Landsleuten Nick Kyrgios und Bernard Tomic: bescheiden, hart arbeitend und mit einem großen Kämpferherz. Der Australier erinnert mit seiner Spielweise an seinen Mentor Lleyton Hewitt.
Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 3/2019
Der Ball fliegt 17-mal hin und her, ehe Alex de Minaur eine Vorhand aus dem Lauf mit voller Wucht crosscourt ins Feld von Henri Laaksonen hämmert und den Matchball verwandelt. Die Margaret Court Arena, sie kocht – vor Ekstase. De Minaur stößt einen lauten Jubelschrei aus und lässt sich feiern. Es ist vollbracht: Der 19-Jährige steht nach 3:52 Stunden in der dritten Runde der Australian Open. Ein Rendezvous mit Rafael Nadal wartet. „Ich habe es vor allem dank euch durchs Match geschafft“, sagt er im On-Court-Interview. Ein Satz, der gut ankommt beim Publikum. Die Zuschauer feiern ihren neuen Helden. Alex de Minaur, er ist angekommen auf der ganz großen Tennisbühne.
De Minaur hat die gleiche Einstellung wie Hewitt
Rückblende: Vier Tage zuvor steht der Australier im Finale in seiner Heimatstadt Sydney – wie schon 2018. Doch diesmal klappt es mit dem Turniersieg. Der erste ATP-Titel für den Teenager, der am gleichen Tag auch sein Halbfinale bestreiten musste. Alle Augen in Australien sind auf de Minaur gerichtet. „Ich bin das noch nicht gewohnt. Das kommt etwas aus dem Nichts. Ich bin immer noch das gleiche Kind, das ich vor zwei Jahren war, das die gleichen Sachen macht“, sagt de Minaur. Er benutzt das Wort Kind, nicht Junge oder Mann, als er über sich spricht.
Der mittlerweile 20-Jährige wirkt wie der nette Schuljunge von nebenan, der auf der Schwelle zum Erwachsenwerden steht. De Minaur liebt und lebt den Wettkampf. Das spürt man in jedem Training und Match. Sein Arbeitsethos: herausragend. „Für uns Australier ist es in Ordnung, wenn man Schläger wirft oder zerbricht. Was wir aber überhaupt nicht mögen: Wenn jemand nicht alles auf dem Platz gibt. Das ist bei Kyrgios und Bernard Tomic der Fall. De Minaur hat die gleiche Einstellung wie Hewitt“, sagt ein australischer Tennisinsider gegenüber tennis MAGAZIN.
Ein Beispiel für seine professionelle Einstellung: 13 Stunden nach dem Finaltriumph in Sydney steht de Minaur bereits wieder auf dem Platz – in der Margaret Court Arena in Melbourne. Mit auf dem Court ist Lleyton Hewitt. Der australische Davis Cup-Kapitän gilt als Mentor von de Minaur, so wie einst Carlos Moya bei Rafael Nadal. „Er hat die Feuerkraft vom hinteren Teil des Platzes. Sein Timing ist exzellent und sein Körpergewicht geht so gut durch den Schlag, dass er es mit den körperlich stärkeren Spielern aufnehmen kann“, sagt Hewitt über den 1,83 Meter großen de Minaur, der aufgrund seiner Schmächtigkeit weitaus kleiner erscheint. „Ich sehe etwas von mir in ihm“, ergänzt die ehemalige Nummer eins der Welt. Die Parallelen zwischen Hewitt und de Minaur sind auffällig. Explosive Grundschläge, schnelle Beine, glänzende Defensivarbeit, Zähigkeit und das große Herz eines Kämpfers.
De Minaur trägt teuflischen Spitzname auf den Schuhen
De Minaur spielte sich bei den US Open 2018 erstmals ins Rampenlicht auf der großen Grand Slam-Bühne. Das Drittrundenmatch gegen Marin Cilic steht exemplarisch für den unbändigen Kampfgeist und Siegeswillen des Australiers. Um 2:22 Uhr zieht er nach vier Stunden Spielzeit und Abwehr von sieben Matchbällen zwar den Kürzeren, doch die Herzen der Tennisfans erobert er im Sturm dank seiner leidenschaftlichen Hingabe auf dem Platz. „Es war eines der besten Matches, das ich bei einem Grand Slam gespielt habe. Ich hatte meine Chancen und konnte es nicht beenden. Andererseits: Höre nie auf zu Kämpfen bis zum Ende. Das ist das, wofür ich bekannt sein möchte. Etwas, was ich jedes Mal einbringen möchte, wenn ich den Platz betrete. Hoffentlich bemerken alle Spieler in der Umkleide, dass ich diese Art von Spieler bin“, sagt de Minaur über sich.
Sein Spitzname, den er auf seinen Schuhen trägt, trifft es. „Demon“ ist dort zu lesen, de Minaur ist aufgrund seiner Agilität wie ein kleiner Teufel auf dem Platz. Das bekamen Nick Kyrgios und Bernard Tomic am Rande einer Davis Cup-Woche zu spüren, in der er als Trainingspartner dabei war. Das streitbare Duo im australischen Tennis verpasste ihm den Spitznamen „Demon“.„Mir gefällt die Vorstellung viel mehr, dass er davon kommt, dass ich mich auf dem Platz immer komplett verausgabe“, sagt de Minaur über seinen teuflischen Spitznamen.
De Minaur: „Ich habe mich immer als Australier gefühlt”
De Minaur hat wie viele Australier einen multinationalen Background. Seine Mutter ist Spanierin, sein Vater stammt aus Uruguay. Bis zu seinem fünften Lebensjahr wohnte er in Sydney. Die Familie entschied sich dann, nach Spanien zu gehen. Sein aktueller Lebensmittelpunkt ist Alicante. Ein Nationenwechsel von Australien nach Spanien kam für ihn nie in Frage. „Ich habe mich immer als Australier gefühlt. Als ich hier aufwuchs, habe ich immer die Australier spielen sehen, vor allem im Davis Cup. Ich erinnere mich daran, dass ich immer ein Teil davon sein wollte. Es gibt nichts Besseres, als Grün und Gold zu repräsentieren“, sagt er. Wie stolz er ist, für das australische Davis Cup-Team zu spielen, zeigt sich auf seiner Brust. Dort ist ein Tattoo mit der Zahl 109 zu sehen. Warum 109? De Minaur ist der 109. Spieler, der für Australien im Davis Cup angetreten ist.
Die Kollegen sind voll des Lobes für den Australier. „Er hat ein gutes Spiel, das gemacht ist, um für eine lange Zeit erfolgreich zu sein, genauso wie bei Lleyton Hewitt“, sagt Roger Federer. Sein gutes Defensivspiel konnte de Minaur in der dritten Runde der Australian Open gegen Rafael Nadal nur ansatzweise zeigen. Zu übermächtig war die Kraft des Spaniers. Dennoch unternahm der Australier alles, um im Match zu bleiben und wehrte fünf Matchbälle in eindrucksvoller Weise ab. Für seinen Einsatz gab es lobende Worte von Nadal.„Er ist ein großer Kämpfer. Er ist super schnell. Wahrscheinlich ist er der schnellste Spieler auf der Tour. Wie er den einen Matchball abgewehrt hat, war unglaublich.“ Der in Spanien lebende de Minaur schaut zu Nadal auf. „Er ist wie der König von Spanien. Er hat so viele tolle Dinge für den Sport gemacht.“ Dennoch gibt er offen zu: „Aber ich bin ein Roger Federer-Fan.“nike air jordan 1 factory outlet | air jordan release dates kicks on fire uk