Alexander Bublik: „Zverev ist so gut, weil er ein anderes Leben als ich führt“
Alexander Bublik sorgt mit schonungslosen Aussagen in einem Interview mal wieder für Aufsehen. Alexander Zverev beschreibt er dabei als kompletten Gegenentwurf zu seinem Profileben.
Es ist gute fünf Jahre her, dass Alexander Bublik erstmals durch Aussagen in einem Interview in der breiteren Sportöffentlichkeit auffiel. Anfang 2020 gestand der gebürtige Russe, der seit 2016 für Kasachstan antritt, in einem Gespräch mit der französischen Sportzeitung L’Équipe: „Um ehrlich zu sein, sehe ich keine positive Sache daran, ein Tennisprofi zu sein. Ich spiele nur wegen des Geldes. Wenn es kein Geld geben würde, würde ich sofort aufhören.“ Er verriet damals auch, warum er sich ein Skelett, das einen Tennisball in der Hand hält, auf dem unteren rechten Arm tätowieren ließ: „Es erinnert mich daran, dass ich diesen Sport jeden Tag aushalten muss.“
Spätestens seit diesem Interview ist klar, dass Bublik anders tickt als die meisten anderen Tennisprofis. Das zeigt sich auch oft auf dem Platz: wüste Schimpftiraden, lustlose Auftritte, Aufschläge von unten – der 27-Jährige ist eine Wundertüte auf dem Court. Seine bisherigen Erfolge lassen sich aber durchaus sehen: vier ATP-Titel, Platz 17 in der Einzel-Weltrangliste (im Sommer 2024) und ein Grand Slam-Doppelfinale (Roland Garros 2020 mit Andrey Golubev).
Zum Start in die neue Saison gab Bublik, aktuell die Nummer 33 im Ranking, der Website des russischen Sportsenders Match TV ein Interview, das ähnlich aufsehenerregend ist wie das in der L’Équipe 2020. Der X-User Oleg S., Kenner der russischen Tennisszene, übersetzte das Gespräch ins Englische und postete es. In der Tennis-Bubble machte es natürlich schnell die Runde. Bublik gibt sich gewohnt offenherzig und schonungslos.
Okay, I left out some of the more generic Q&As but all the 🔥 bits are here 😂
Full interview in Russian: https://t.co/sHlrIJlr4F pic.twitter.com/peGZdzvGkJ
— Oleg S. (@AnnaK_4ever) January 6, 2025
Bublik über Nadal und Murray: „Das ist eine Schande“
Auf die Rücktritte von Rafael Nadal und Andy Murray hat er seine ganz eigene Sichtweise, die man auch durchaus als skandalträchtig ansehen kann (Bild und Sport1 tun dies natürlich). Bublik: „Ich möchte auf meinem Höhepunkt gehen. Es ist klar, dass ich nicht Nadal bin, mein Erbe wird viel kleiner sein, wenn man es überhaupt so nennen kann. Aber was mit Andy Murray und Rafael Nadal passiert ist, war ein Zirkus. Ich kann es nicht anders nennen.“ Und weiter: „Beide haben alles erreicht. Sogar wir Tennisspieler haben ihnen in der Kabine mit offenem Mund zugeschaut, und dann sieht man einen von ihnen kahl und alt vor sich stehen. Es ist klar, dass er nicht mehr derselbe ist und niemals derselbe sein wird. Meiner Meinung nach ist das sogar eine Schande, kein Zirkus. Es wäre wahrscheinlich richtiger, es so zu benennen.“
Ja, Rafael Nadal hat sich zu spät vom Profitennis verabschiedet und sich damit nicht unbedingt einen Gefallen getan. Dieser Meinung kann man sich durchaus anschließen. Seinen (verzögerten) Abschied aber gleich als „Schande“ zu bezeichnen, ist einfach nur schlechter Stil. Zu Andy Murray sagt Bublik noch: „Jetzt ist er im Team von Novak Djokovic. Dies sind Versuche, an etwas festzuhalten, das nicht mehr existiert, das sind Echos der Vergangenheit. Ich denke, das ist ein Problem. Ich hoffe, dass es bei mir nicht so sein wird, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht fahre ich mit 36 Jahren zum Challenger nach Bangkok.“ Respekt vor den Leistungen anderer zu haben, klingt anders.
Bublik über Zverev: „Er übertrifft mich weit an Arbeitsstunden“
Allerdings äußert er sich durchaus respektvoll zu einem anderen Profi: Alexander Zverev. Bublik vergleicht sich mit dem deutschen Top-Spieler, der wie er selbst in Monaco wohnt, und erzählt dazu eine Anekdote. „Ich bin an einem Mittwochabend von einem Turnier in Shanghai nach Monaco geflogen, Zverev kam schon am Donnerstag um sechs Uhr morgens an. Es war ein schlimmer Flug, fast 16 Stunden. Am Donnerstag und Freitag habe ich mich erholt. Ich bin erst am Samstag auf den Platz gegangen. Da sehe ich Zverev trainieren. Ich frage ihn: ‚Spielst du heute zum ersten Mal?‘ Und er antwortet: ‚Nein, ich bin schon im sechsten Training.‘ Das heißt, er trainierte zweimal am Donnerstag, Freitag und Samstag. Stellen Sie sich nun vor: Über einen Zeitraum von zehn Jahren übertrifft mich ein Profi wie Zverev an Arbeitsstunden, sagen wir mal, um zwei bis drei Jahre. Es ist klar, dass ich ihn vielleicht in einem einzigen Spiel schlagen kann, aber über den langen Zeitraum ist das unverhältnismäßig.“
Für Bublik folgt daraus, dass er es nie zu Großen in seinem Sport zählen wird, aber das scheint für ihn auch kein großes Problem zu sein. Auf die Frage, ob er vielleicht mal ein Grand Slam-Turnier gewinnen wird, antwortet er entwaffnend ehrlich: „Ich denke, es ist unmöglich. Es ist klar, dass alles möglich ist, zum Beispiel wenn der Gegner zurückzieht oder jemand aus den Top 3 im Halbfinale gegen mich zurückzieht und im Endspiel das Gleiche passiert. Durch Zufall gewinne ich vielleicht ein Grand-Slam-Turnier, aber ich werde diesen Sieg wahrscheinlich nicht bestätigen können.“
Am Ende ist für ihn klar, dass er nur mit einem anderen Lebensstil in die Top 10 der Weltrangliste oder zu einem Grand Slam-Titel kommen kann. Aber ein Leben im Stil von Alexander Zverev zu führen, kommt für ihn offenbar nicht in Frage.