Ana Ivanovic: Schöne neue Welt
Ivanovic: „Möchte Kindern helfen, ihnen eine bessere Bildung ermöglichen“
Ivanovic, deren erfolgreichste Zeit – 2008, als sie in Roland Garros siegte und die Nummer eins der Weltrangliste wurde – gefühlt eine Ewigkeit zurückliegt, erlebte in ihrer Karriere immer wieder Aufs und Abs. „Ich analysiere zu viel. Druck war ein Gefühl, das mich stets begleitet hat. Aber ich trainiere noch immer für große Titel. Mein Spiel ist stark genug!“ Es erscheint vermessen, zu glauben, dass Ivanovic noch einmal eine Grand Slam-Trophäe stemmen wird. Seit 2005 gehörte sie am Jahresende zwar immer zu den besten 25 Spielerinnen – aber nach ihrem Coup vor acht Jahren bei den French Open erreichte sie auf Major-Ebene lediglich zwei Viertelfinals und ein Halbfinale (Paris 2015). Ohnehin ist es fraglich, wie viele Jahre Ivanovic – die jetzt außerhalb der Tennisszene übrigens Frau Schweinsteiger genannt wird – als Ehegattin noch auf dem Court aktiv sein wird. „Eines Tages würde ich gern etwas völlig anderes machen“, sagt sie. Ein Job im Tennisbusiness? Vermutlich eher nicht. „Ich träume davon, Kindern zu helfen und ihnen eine bessere Bildung zu ermöglichen“, erzählt sie. Sie legt eine kurze Pause ein, bevor sie weiterspricht: „Gern würde ich auch etwas Künstlerisches machen. Leider kann ich weder richtig gut malen noch zeichnen.“
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Ivanovic: „Ich hatte das Potenzial, mehr zu erreichen“
Dafür ist sie mit vielen anderen Talenten gesegnet. Ivanovic spricht neben Serbisch und Englisch auch passabel Spanisch. Deutsch lernt sie – kein Wunder! – ebenfalls intensiv. Vor ein paar Jahren begann sie an einer Fernuniversität in Belgrad das Studium der Finanzwissenschaften, brach es allerdings nach zwei Semestern ab. „Es ist das Fachgebiet meines Vaters. Da ich unbedingt ein Diplom erwerben wollte, habe ich mich von ihm überreden lassen.“ Eines Tages will sie es noch einmal mit Psychologie versuchen. Finanzen seien gar nicht ihr Ding. Überhaupt interessiere sie sich nicht sonderlich für Geld, kennt angeblich nicht einmal ihren Kontostand. „Geld macht viele Dinge leichter. Aber es macht nicht immer glücklich. Ich habe noch nie etwas nur für Geld getan“, sagt sie. Worte, die sich leicht daher sagen lassen. Aber: Zu ihr passt ein solches Statement, weil sie eine Frau ist, die sich und ihr Leben regelmäßig reflektiert. „Wäre meine Karriere morgen beendet, wäre ich trotzdem ein glücklicher Mensch. Ich hatte wahrscheinlich das Potenzial, mehr zu erreichen. Aber es gibt noch andere Träume. Tennis hat die Voraussetzungen geschaffen und wird mir noch viele Türen öffnen. Dafür bin ich unendlich dankbar.“
Große Sympathiewerte in Deutschland
Ivanovic verkauft sich exzellent, so viel steht fest. Simon Papendorf, Sportmarketing-Experte beim Unternehmen Nielsen Sports, das Strategieberatung im Sport anbietet, bescheinigt ihr ein „super Image in der Öffentlichkeit“. „Ivanovic gilt als vertrauenswürdig und als Trendsetterin“, sagt Papendorf. Er bezieht sich auf den sogenannten Celebrity DBI, einen weltweiten Marktforschungsindex, der unter anderem Wahrnehmung und Sympathiewerte von Promis in der Öffentlichkeit abbildet. Demnach haben mehr als die Hälfte der Deutschen Ivanovics Namen bereits gehört, 81 Prozent stufen sie als sympathisch ein. Zum Vergleich: Angelique Kerber erreicht in Deutschland einen ähnlichen Sympathiewert wie die Serbin (80 Prozent), Serena Williams liegt jedoch nur bei 57 Prozent. Da die Daten aus dem Oktober 2015 stammen, also neun Monate vor der Hochzeit von Ivanovic und Schweinsteiger erfasst wurden, geht Papendorf davon aus, „dass Ivanovic hierzulande in den vergangenen Wochen deutlich an Bekanntheit und Sympathie gewonnen hat und sich dies weiter fortsetzen wird“.