Andy Murray: Im Tennis bringen Damen gleiche Opfer wie Herren
Er wollte nie Fürsprecher für die Gleichstellung von Frauen und Männern sein, doch im Rahmen der jährlichen Kampagne „100 Women“ der internationalen Nachrichtenplattform BBC schreibt Andy Murray über seine Hoffnungen für einen gerechteren Sport.
In seiner Juniorenzeit spielte Andy Murray gegen Jungen und Mädchen, später mit und gegen einige der besten Tennisspielerinnen der Welt. Vor kurzem machte er Schlagzeilen, weil er sich über die Genderfrage im Sport äußerte, als er einen Journalisten wegen seiner beiläufigen sexistischen Kommentare eines Besseren belehrte. Hier schreibt er, was er sich für die Profispielerinnen im Damentennis wünscht.
Ich hatte nie vor, zum Fürsprecher für die Gleichstellung von Frauen und Männer zu werden. Durch meine Arbeit mit Amelie Mauresmo erhielt ich aber einige Einblicke, wie Frauen im Sport behandelt werden. Weil es für einen männlichen Spieler ungewöhnlich ist, mit einer Trainerin zu arbeiten, werde ich oft danach gefragt.
Mit Amelie zu arbeiten, war keine Frage ihres Geschlechts – sie war einfach die richtige Person für diesen Job. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass sie nicht immer genauso wie Männer, die den gleichen Job ausüben, behandelt wurde. Also entschied ich mich darüber zu sprechen. Seitdem werde ich nach der Gleichberechtigung von Frauen gefragt, und ich könnte den Top-Spielerinnen nicht in die Augen schauen, wenn ich nicht sagen würde, was ich denke.
Die meisten unterschätzen, wie viel Mühe und Fleiß es kostet, ganz oben zu stehen. Und das gilt für Männer genauso wie für Frauen. Man verbringt Stunden auf dem Platz, im Fitnessstudio, beim Physiotherapeuten, auf Reisen. Man muss Spielverläufe und Gegner analysieren, sich mit dem Team besprechen, seinen Körper in Form halten – und natürlich jede Menge Opfer bringen. Wer einmal Zeit mit den Top-Spielerinnen verbracht hat, weiß, dass sie die gleichen Opfer bringen und ein Turnier genauso sehr gewinnen wollen wie Männer.
Früh gegen Mädchen gespielt
Als mich die BBC fragte, was ich davon halten würde, wenn Mädchen und Jungen in ihrer Jugend gemeinsam trainieren, war für mich sofort klar: Ich halte das für eine grandiose Idee. Im Tennis profitieren wir vom gemischten Doppel. Männer und Frauen oder Jungen und Mädchen sind mit der Idee längst vertraut. Auf dem Platz haben mir Mixed-Partien oft am meisten Spaß gemacht, ob mit Heather Watson oder Laura Robson beim Hopman Cup in Australien oder bei den Olympischen Spielen. Ich hoffe, dass sie auch das gleiche über mich sagen …
In meiner Jugend, als ich noch in Dunblane lebte, haben mich meine Eltern immer wieder ermutigt, gegen die Mädchen des örtlichen Tennisclubs zu spielen. Als ich in Barcelona trainierte, spielte ich auch oft gegen Svetlana Kuznetsova. Sportarten, bei denen Jungen und Mädchen zusammen spielen, bringen viele Vorteile. Man findet neue Freunde, spart Geld für Schulen und Clubs und es stärkt das Selbstbewusstsein.
Zu Beginn geht es weniger um Stärke und Schnelligkeit, sondern um ein gutes Ballgefühl, um Hand-Augen-Koordination und darum, seinen Wettbewerbsgeist zu entwickeln. Das sind Dinge, die man Jungen und Mädchen gemeinsam beibringen kann.
Meine Mutter hat sich immer sehr aktiv für Sport interessiert. Für mich war es daher ganz normal, dass sich Mädchen sportlich genauso engagieren wie Jungen. Heute weiß ich, dass das nicht der Fall ist, und dass viele Mädchen im Teenageralter aufhören.
Das Projekt Miss-Hits
Meine Mutter will das ändern. Sie hat ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem Mädchen die Grundlagen des Tennis lernen: Miss-Hits. Momentan gibt es nämlich vier Mal so viele männliche als weibliche Spieler. Sie hat schon viel bewirkt, aber es reicht nicht. Allgemein gibt es immer noch zu wenig weibliche Coaches und zu wenig Unterstützung für Top-Spielerinnen.
Zum Glück hat sich die Einstellung in den letzten 20 Jahren schon ein wenig geändert. Aber: Frauensport wird sehr viel weniger im Fernsehen ausgestrahlt als Männersport, und noch immer werden die Spitzenpositionen im Sport nicht ausreichend von Frauen besetzt, doch auch das hat sich schon gebessert.
Tennis ist auf einem ganz guten Weg. Endlich bekommen männliche und weibliche Grand-Slam- Sieger das gleiche Preisgeld, auch wenn es 35 Jahre gedauert hat. Kein anderer Sport setzt sich bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau so stark ein wie der Tennissport. Es ist großartig Teil des Sports zu sein, der federführend ist. Hoffentlich kann Tennis den Druck auf andere Sportarten langfristig noch erhöhen.
Für britische Profisportlerinnen waren die Olympischen Spiele in London eine großartige Plattform. Vorbilder wie Jess Ennis-Hill (Siebenkämpferin, Anm. d. Red.) oder Nicola Adams (Boxerin, Anm. d. Red.) waren früher ganz normale Mädchen, die Großes erreicht haben. Es wird interessant sein, ob sie mit ihren Erfolgen eine ganze Generation motivieren können.
Tolle Entwicklung im Frauenfußball
Auch in anderen traditionell männlich dominierten Sportarten sehen wir derzeit große Fortschritte: Der International Cricket Council (ICC) setzt sich stark für eine Amateurliga für Mädchen ein und der Sieg der englischen Damen beim Cricket World Cup war für den Sport natürlich beste Publicity. Auch beim Fußball geht es voran. Es ist toll, wie viel Frauenfußball mittlerweile im Fernsehen gezeigt wird. Dies hat auch einen immer größer werdenden Einfluss auf den Online-Wettmarkt.
Es gibt aber auch Rückschläge: Der englische Rugby-Verband hat Verträge der englischen Damenmannschaft für das Fünfzehner-Rugby beendet. Das ist eine herbe Enttäuschung für einen Sport, der in letzter Zeit immer mehr weibliche Spielerinnen gewinnen konnte. Hoffentlich lassen sich die Frauen nicht davon abhalten, weiter Rugby zu spielen.
Traditionell männlich dominierte Sportarten haben sehr viel in die Spielqualität ihrer Topsportlerinnen investiert. Das macht ihre Sportarten attraktiver für die Masse, für die Presse und das Fernsehen. Hier gab es Fortschritte in den letzten Jahren vor allem im Fußball, Hockey, Cricket und Rugby. Die Öffentlichkeit interessiert sich nun vielmehr dafür, was großartig ist. Wenn mehr Mädchen sehen, wie Frauen auf Top-Ebene spielen, wird dies hoffentlich mehr Mädchen für den Sport ganz allgemein begeistern.
Insgesamt sieht die Zukunft also gar nicht so schlecht aus. Es gibt heute mehr weibliche Vorbilder, mehr weibliche Kommentatoren und mehr Verfechter für Frauenrechte im Sport als jemals zuvor. Die Entwicklung ist positiv und ich freue mich auf eine Zukunft, in der für alle die gleichen Spielregeln gelten.
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