Nitto ATP, Tennis Herren Finals – Day One A general view of Pala Alpitour is seen during the round robin singles match b

Etablierter Standort für die ATP-Finals: Seit 2021 findet das Jahresendturnier in Turin statt. Bild: IMAGO / Nicolo Campo

ATP-Finals bis 2030 in Italien: Umzug von Turin nach Mailand?

Die ATP-Finals sollen italienischen Medienberichten zufolge bis einschließlich 2030 in Italien bleiben. Ein Umzug von Turin nach Mailand gilt als wahrscheinlich.

Der Einfluss Saudi-Arabiens auf das Welttennis wird immer größer. Die WTA-Finals gingen gerade erstmals in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, mit einem Sieg von Coco Gauff zu Ende. 2025 und 2026 werden die WTA-Finals in Riad bleiben, mindestens. Die Next Gen-Finals der ATP mit den besten U21-Profis fanden 2023 erstmals in dem Königreich statt und werden dort noch mindestens bis 2027 ausgerichtet. Und im Oktober 2024, mitten in der laufenden ATP/WTA-Saison, gab es die Erstauflage des „Six Kings Slams“. Bei dem Showevent strich Jannik Sinner die Siegprämie von sechs Millionen Dollar ein.

Viele Spekulationen ranken sich seit diesen Vorstößen um die ATP-Finals. Im April 2019 gab die ATP zwar bekannt, dass ihr Saisonabschluss-Highlight von 2021 bis einschließlich 2025 in Turin stattfinden wird. Seitdem gibt es aber immer wieder Gerüchte, dass die ATP-Finals ab 2026 ebenfalls nach Saudi-Arabien abwandern könnten. Umso überraschender sind nun italienische Medienberichte, die behaupten, dass die ATP-Finals weitere fünf Jahre (bis einschließlich 2030) in Italien bleiben werden.

ATP-Finals künftig vor größerer Kulisse?

Wie die italienische Wirtschaftstageszeitung Il Sole 24 Ore aus Mailand berichtet, soll der Chef des italienischen Tennisverbands (FIT), Angelo Binaghi, derzeit mit der Regierung eine entsprechende Vereinbarung erarbeiten, die kurz vor der Freigabe stehen soll. Der Plan sieht vor, dass die ATP-Finals von Turin nach Mailand umziehen sollen. Hintergrund: Im Zuge der Olympischen Winterspiele, die im Februar 2026 in Mailand ausgerichtet werden, wird eine neue Indoor-Arena in der Hauptstadt der Lombardei entstehen – die Santa Giulia Arena. Sie ist Schauplatz des olympischen Eishockey-Turniers und fasst 16.000 Zuschauer. Das sind 4.000 mehr als in die aktuelle Spielstätte in Turin, die Inalpi Arena, passen.

Spannend sind die finanziellen Bedingungen für eine Vertragsverlängerung zwischen ATP und FIT. Laut Il Sole 24 Ore soll die Herrentour mehr Geld vom italienischen Tennis-Verband verlangen. Pro Jahr sollen die Lizenzgebühren von 18 auf 30 Millionen Dollar steigen. Gleichzeitig soll auch das Gesamt-Preisgeld der Veranstaltung von aktuell 15 auf 25 Millionen Dollar erhöht werden. Wenn man zu Grunde legt, dass der Champion der ATP-Finals rund ein Drittel des gesamten Preisgeldes verdient, kann man von einer Siegprämie von etwa acht Millionen Dollar ausgehen. Irre Summen! Die aber vermutlich erforderlich sind, um sich gegen die Angebote aus Saudi-Arabien behaupten zu können.

Um den Vertrag endgültig zu unterzeichnen, müssen noch einige technische und formale Schritte unternommen werden, heißt es. Vor allem muss die Regierung die erforderlichen finanziellen Garantien zu Papier bringen, die sich für den letzten Fünfjahreszeitraum auf rund 80 Millionen beliefen. Für die fünf Jahre von 2026 bis 2030 sollen sich diese auf knapp 100 Millionen belaufen. Eine Investition, die sich lohnt und nicht nur Kosten verursacht, merkt Il Sole 24 Ore an.

ATP-Finals in Turin mit enormer Wirtschaftskraft

Italiens Verbandspräsident Binaghi hatte bereits mehrfach erklärt, dass die bisherigen Garantiezahlungen von 16 Millionen Euro pro Jahr „sich um ein vielfaches“ zurückgezahlt hätten. Demnach sollen die ATP-Finals 2023 einen wirtschaftlichen Benefit von 306 Millionen Euro, Steuerzahlungen von 66 Millionen Euro und insgesamt 1950 Vollzeitarbeitsplätze eingebracht haben. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young kamen 2020 in einer Studie auf rund 600 Millionen Euro, die die ATP-Finals über den Zeitraum von 2021 bis 2025 für das Bruttoinlandsprodukt Italiens generieren.

Feststeht: Die ATP-Finals in Italien funktionieren – sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. 2023 waren alle 15 Sessions ausverkauft. Die 166.000 verfügbaren Tickets waren allesamt vergriffen und generierten Einnahmen von 20 Millionen Euro. Für 2024 ist bereits absehbar, dass im Vorverkauf deutlich mehr Tickets als 2023 verkauft wurden. Durch eine Erhöhung der Kartenpreise erwartet man einen noch höheren Umsatz als 2023.

Den Boom rund um die ATP-Finals befeuert natürlich Jannik Sinner, die Nummer eins der ATP-Weltrangliste. Der Südtiroler startete gestern mit einem ungefährdeten 6:3, 6:4-Sieg gegen Alex de Minaur ins Turnier. 2023 verlor Jannik Sinner im Endspiel der ATP-Finals gegen Novak Djokovic, der dieses Jahr auf einen Start in Turin verzichtete. Sollte Sinner nun den Titel in seiner Heimat holen, dürfte die Strahlkraft des italienischen Tennis noch weiter zulegen.

Laut Il Sole 24 Ore könnte die Vertragsverlängerung zwischen ATP und dem italienischen Tennis-Verband für die ATP-Finals von 2026 bis 2030 Ende der Woche in Turin bekanntgegeben werden.