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Vorhang auf für Saudi-Arabien: Es gilt inzwischen als sicher, dass dort bald ein Masters-1000er-Event der ATP Tour stattfinden wird. Bild: Shutterstock

ATP-Tour: Ein Masters-1000er-Event in Saudi Arabien wird kommen – aber wann genau?

Ein Masters-1000er-Event in Saudi-Arabien soll bald in den ATP-Kalender integriert werden. Nun wurden neue Details bekannt.

Saudi-Arabien drängt mit aller Macht und mit viel Geld in den globalen Tennis-Circuit. Die WTA-Finals finden bereits seit 2024 in Riad statt, die ATP Next Gen Finals sind seit 2023 in Jedda beheimatet. 2024 übernahm der milliardenschwere saudiarabische Staatsfonds PIF das Sponsoring der ATP- und WTA-Weltranglisten. Aber das sollte erst der Anfang sein.

Schon 2024 zeigten die Saudis, wozu sie im Stande sind, wenn Geld keine Rolle spielt: Zum Six Kings Slam Mitte Oktober lockte man die besten Spieler der Welt ins Land. Jeder Teilnehmer erhielt pauschal 1,5 Millionen Dollar Antrittsprämie. Der spätere Sieger, Jannik Sinner, erhielt noch sechs Millionen Dollar obendrauf. Ein spektakulärer Werbe-Film für das Showevent ging viral und erstaunte nicht nur die Tennis-Community.

Die ATP-Tour zeigte sich stets offen für die Bestrebungen der Saudis, damit nicht so ein Szenario wie im Golfsport mit einer konkurrierenden Turnierserie droht. Schon im November 2024 sickerte durch, dass es in Saudi-Arabien bald ein ATP-Masters-1000er geben wird.

Masters-1000er in Saudi-Arabien: „Nicht vor 2028“

Im Rahmen der ATP-Finals 2024 in Turin sprach ATP-Chef Andrea Gaudenzi mit einigen italienischen Journalisten über ein mögliches Masters-1000er-Turnier in Saudi Arabien: „Wenn es passiert, dann nicht vor 2028, denn die Arbeiten an der Infrastruktur werden noch Zeit beanspruchen. Die anderen Masters-1000er-Turniere sind davon nicht gefährdet, sie genießen unseren Schutz.“

Heißt: Langfristig wird es zehn Masters-1000er-Events auf der ATP-Tour geben – und nicht mehr nur neun. Gaudenzi offenbarte den Journalisten auch Einblicke in die Zusammenarbeit mit den Saudis: „Der Umgang mit den Saudis war offen, wir haben uns ihre Wünsche angehört, denn sie wollen in den Tennissport investieren und uns helfen. Wir wollen Brücken bauen, keine Barrieren. Als ich in den 90er Jahren zum ersten Mal in Dubai und Doha gespielt habe (Gaudenzi war früher selbst Profi, Anm.d. Red.), waren die Dinge noch anders, aber sie haben erhebliche Fortschritte gemacht. Saudi-Arabien hat diesen Wunsch nach Veränderung.“

Masters-1000er: „Definitiv das Ziel der Saudis“

Während der Australian Open 2025 gab Gaudenzi schließlich der Nachrichtenagentur Australian Associated Press ein Interview, in dem es vor allem um die Pläne der Saudis ging. „Es ist kein Geheimnis, dass wir mit ihnen die Möglichkeit einer 10. Masters-Veranstaltung diskutieren. Das ist definitiv ihr Ziel“, stellte Gaudenzi dabei klar. „Sie sind immer mit der klaren Absicht zu uns gekommen, eine Kraft des Guten zu sein, mit der Institution zu arbeiten und in den Sport zu investieren und zu helfen – nicht zu stören – und wir haben sie von Anfang an willkommen geheißen. Ich persönlich glaube, dass sie einen großartigen Job machen werden.“

Inzwischen kann von einer Diskussion keine Rede mehr sein. Vielmehr ist es fix, dass Saudi-Arabien ein Masters-1000er-Turnier bekommen wird. Die Frage ist nur: wann genau? In saudiarabischen Medien wird bereits mit einem Event ab 2027 geliebäugelt. Jean-Francois Caujolle, Turnierdirektor beim 250er-Turnier in Marseille, sagte im Februar 2025 der L’Equipe: „Es ist offensichtlich, dass Saudi-Arabien ein neues Masters-Turnier bekommen wird. In ein paar Jahren wird es deshalb weniger 250er-Turniere geben.“

Er könnte selbst mit seinem Turnier von den sich anbahnenden Umwälzungen auf der ATP-Tour betroffen sein, denn der Termin für das neue Megaevent, das in der lokalen Presse bereits als „Qiddiya-Masters“ bezeichnet wird, soll künftig im Februar stattfinden. Damit sind auch die Pläne vom Tisch, das zehnte Masters gleich zu Jahresbeginn noch vor den Australian Open auszurichten.

Dagegen hatte Tennis Australia, Australiens mächtiger Tennisverband, vehement protestiert, um bloß nicht ihren „Australian Tennis Summer“ zu verlieren. In Zusammenarbeit mit den anderen drei Grand Slam-Turnieren und vielen weiteren Großevents wurde Anfang 2024 plötzlich die „Premium Tour“ ins Leben gerufen – quasi als Gegengewicht zu einer von den Saudis gekaperten ATP-Tour.

Neuer „Middle East Swing“ im Februar

All das soll sich jetzt in Wohlgefallen aufgelöst haben. Doch auch ein 1000er-Masters im Februar wird die Tour schwer durcheinander wirbeln. Denn der Februar ist mit zehn Turnieren der Monat mit den meisten ATP-Veranstaltungen überhaupt. Der Grund: Es wird in Europa (Rotterdam, Marseille), in Nordamerika (Dallas, Delray Beach), in Lateinamerika (Rio, Buenos Aires, Santiago de Chile, Acapulco) und im mittleren Osten (Doha, Dubai) gespielt. Eine derart globale Präsenz erreicht die ATP-Tour sonst nie. Das macht den Februar zu einem besonderen Monat auf der Tour.

Mit einem 1000er-Masters in Saudi-Arabien als Filetstück soll künftig nun ein „Middle East Swing“ inklusive der Events in Doha und Dubai geschaffen werden. Darunter könnte vor allem der „Golden Swing“ mit seinen Sandplatztunieren in Südamerika zu leiden haben. Einige Insider können sich nicht vorstellen, dass der „Golden Swing“ in so einer Konstellation überleben würde.

Alexander Zverev in Südamerika: Goldjunge unterwegs auf dem „Golden Swing“

WTA-Finals in Saudi-Arabien: Matches vor weniger als 400 Fans

Andy Roddick etwa sagte neulich in seinem Podcast, dass ein neues Event bestehende Turniere komplett ersetzen würde: „Ich bin mir sicher, dass die ATP bei einer weiteren Masters-1000er-Veranstaltung natürlich etwas aus dem Kalender streichen wird.“ Seiner Meinung nach konzentriert sich die ATP bei der sich abzeichnenden Reduzierung der 250er-Turniere ausschließlich auf die Topspieler. „Die 250er-Turniere sind für die acht Spieler, die sich für die ATP-Finals qualifizieren, irrelevant, sie haben keinen Einfluss auf den Qualifikationsprozess“, kommentierte Roddick.

Keine Startpflicht beim Masters-1000er in Saudi-Arabien

Die meisten Details zum neuen Masters-1000er-Event in Saudi-Arabien sind noch nicht bekannt. Wie groß wird das Feld? Wird es ein „combined event“ mit der WTA-Tour, das sich die Saudis angeblich immer gewünscht haben? Wird es wie inzwischen bei vielen andere Masters-Turnieren zwei Wochen dauern? Der US-Tennisjournalist Jon Wertheim will allerdings in Erfahrung gebracht haben, dass ein zehntes Masters-1000er in Saudi-Arabien nicht verpflichtend („mandatory“) für die Top-Spieler ist. Bei den übrigen Top-Events auf der Herrentour müssen die Profis an den Start gehen.

Die ATP-Tour will sich damit ein Hintertürchen für die vielen anderen Februar-Termine offen halten. Nach dem Motto: Die Spieler müssen ja nicht in Saudi-Arabien antreten, sie können auch woanders auflaufen. In der Praxis allerdings wird das Geld der Saudis dafür sorgen, dass natürlich die besten Profis der Welt in der Wüste aufschlagen werden.