Auf dem Tennis-Radar für 2023
Tennis-Radar 2023: Wer sorgt 2023 für Begeisterung? Wer schafft den Durchbruch? tennis MAGAZIN stellt jeweils fünf noch nicht allzu bekannte Spieler und Spielerinnen vor, die man in der neuen Tennis-Saison im Auge haben sollte.
Tennis-Radar 2023: Herren
Lorenzo Musetti
Alter: 20
Land: Italien
ATP-Ranking: 23
Größter Erfolg: 2 ATP-Titel (Hamburg und Neapel)
Herrentennis in Italien boomt. Das liegt auch daran, dass derzeit die goldene Generation im italienischen Herrentennis aktiv ist. Neben Matteo Berrettini und Jannik Sinner haben die Italiener mit Lorenzo Musetti einen weiteren Spieler, der um große Titel mitspielen kann. 2022 hatte Musetti seinen Durchbruch. In Hamburg gewann er in einem spektakulären Endspiel gegen Carlos Alcaraz seinen ersten ATP-Titel. Musettis Spielweise mit seiner einhändigen Rückhand kann man als elegant bezeichnen. Obwohl er Einhänder ist, schwärmt er für einen Beidhänder. „Federer war mein Kindheitsidol. Wenn es aber um die Rückhand geht, denke ich an David Nalbandian“, sagte Musetti im Interview mit tennis MAGAZIN.
Wie viele andere Spieler mit einem vielfältigen und variablen Spiel musste Musetti erst mal lernen, wie er seinen kompletten Werkzeugkasten auf dem Platz einbringt. Dies gelingt ihm immer mehr. „Es kann beides sein. Aber jetzt ist es eher ein Segen. Denn wenn man weiß, wie man mit all diesen Dingen umgeht, kann man wichtige Ergebnisse erzielen. Wenn man das nicht von Natur aus hat, ist es wirklich schwierig, solche Dinge zu lernen. Ich bin froh, dass ich diese Vielfältigkeit habe. Manchmal kann es ein Fluch sein, aber das ist Teil des Spiels. Ich akzeptiere das“, sagte Musetti gegenüber tennis MAGAZIN.
Brandon Nakashima
Alter: 21
Land: USA
ATP-Ranking: 47
Größter Erfolg: Sieger NextGen-Finals, Achtelfinale Wimbledon
Der Sieg bei den NextGen Finals in Mailand war bislang stets ein Karrierebeschleuniger. Stefanos Tsitsipas (2018), Jannik Sinner (2019) und Carlos Alcaraz (2021) starteten nach dem Gewinn des U21-Turniers durch. Wird dies auch Brandon Nakashima, Sieger der NextGen Finals 2022, gelingen? Die Chancen stehen gut. Der US-Amerikaner ist dieses Jahr auf der Tour angekommen. Ruhig und zurückhaltend abseits des Platzes, explosiv auf dem Court. Nakashima ging zunächst aufs College, brach nach einem Semester ab, um es als Profi zu versuchen. Das hat sich ausgezahlt. 2022 schaffte er den Sprung in die Top 50. In Wimbledon erreichte er das Achtelfinale. Entwickelt sich Nakashima so kontinuierlich weiter, ist er bei jedem Grand-Slam-Turnier ein Kandidat für die zweite Turnierwoche.
Auf dem Tennis-Radar 2023: Corentin Moutet
Alter: 23
Land: Frankreich
ATP-Ranking: 51
Größter Erfolg: Achtelfinale US Open
Das Tennisjahr 2022 verlief turbulent für Corentin Moutet. Der Franzose machte, obwohl er sich im ATP-Ranking nach oben spielte, eher Negativschlagzeilen. Zu Beginn des Jahres wurde er beim ATP-Turnier in Adelaide nach einer Schimpftirade gegen den Schiedsrichter disqualifiziert. Im Herbst kam es beim ATP-Challenger-Turnier in Orleans nach seiner Niederlage gegen den Russen Adrian Andreev zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Die Aufnahmen vom Vorfall verbreiteten sich in Windeseile im Netz. Die Folge: eine Geldstrafe von 10.000 Euro sowie der Ausschluss aus dem französischen Verband. „Das war ein Fehler, den ich begangen habe“, sagt Moutet reumütig im Interview mit tennis MAGAZIN über den handfesten Streit mit Andreev.
Trotz einiger Eklats und den vielen Mätzchen von Moutet auf dem Platz (Liegestütze nach Fehlern) darf nicht übersehen werden, welch begnadetes Talent der nur 1,75 Meter große Franzose ist. Moutet, gesegnet mit viel Ballgefühl, gilt als „Shotmaker“. Bei den US Open erreichte er als erster Lucky Loser das Achtelfinale. Hat Moutet seine Emotionen im Griff, ist ihm der Sprung in die Top 20 im Jahr 2023 zuzutrauen. Der Status als Frankreichs Nummer-eins-Spieler ist ebenfalls nicht in weiter Ferne.
Ben Shelton
Alter: 20
Land: USA
ATP-Ranking: 96
Größter Erfolg: 3 ATP-Challenger-Titel
Die Sehnsucht nach einem Grand-Slam-Sieger aus den USA im Herrentennis ist riesig. Seit dem US-Open-Sieg von Andy Roddick im Jahr 2003 wartet die ehemals dominieren Tennis-Nation auf einen großen Coup. Nach einigen Jahren der Dürre stimmt die Richtung im US-Tennis. Keine Nation im Herrentennis ist in der Breite so gut aufgestellt wie die USA. 13 US-Boys stehen derzeit unter den Top 100. Einer von ihnen ist Ben Shelton. Shelton, der Name kommt einem doch bekannt vor? Richtig! Sheltons Vater Bryan war ebenfalls Profi (ATP 55) und gewann unter anderem mal in Wimbledon gegen Michael Stich.
Sein Sohn Ben ist ein Spätstarter. Erst mit elf Jahren begann er mit dem Tennisspielen. Zu spät für eine Profikarriere? Nein, Sheltons Talent ist dermaßen groß, dass er die fehlenden Jahre in Windeseile nachgeholt hat. Der US-Amerikaner war zwei Jahre lang der beste College-Spieler und hat sich entschieden, voll auf die Profitour einzusteigen. Mit drei Challenger-Titeln zum Saisonende hat sich der 20-jährige Linkshänder in die Top 100 vorgespielt. Sein Ziel: besser als sein Vater Bryan zu werden. Geht der Aufstieg von Shelton in diesem rasanten Tempo weiter, dürfte ihm das im Jahr 2023 bereits in Bezug auf das ATP-Ranking gelingen.
Dominic Stricker
Alter: 20
Land: Schweiz
ATP-Ranking: 118
Größter Erfolg: French-Open-Sieger Junioren
Die goldene Ära das Schweizer Herrentennis nach dem Rücktritt von Roger Federer und dem sich anbahnenden Karriereende von Stan Wawrinka ist vorbei. Ganz so düster, wie es lange schien, schaut die Zukunft im Schweizer Herrentennis aber nicht mehr aus. In den letzten Jahren haben sich Marc-Andre Hüsler und Dominic Stricker in den Vordergrund gespielt. Mit dem Sieg bei den French Open in der Juniorenkonkurrenz hat Stricker für Furore gesorgt und die Hoffnungen auf einen weiteren Topspieler aus der Schweiz geschürt. Bis dahin ist es aber noch ein langer, steiniger Weg, wie der 20-Jährige dieses Jahr erfahren musste. Zwar ging es für den Linkshänder stetig nach oben, auf den erstmaligen Einzug in die Top 100 muss er sich noch gedulden. Seine Ziele für 2023: „Ich möchte die Top 100 der Weltrangliste erreichen und damit regelmäßig im Hauptfeld der Grand-Slam-Turniere stehen.“ Klingt ziemlich bescheiden. Typisch Schweizer also.
Tennis-Radar 2023: Damen
Qinwen Zheng
Alter: 20
Land: China
WTA-Ranking: 27
Größter Erfolg: Achtelfinale French Open, Finale Tokio
Die Chinesin Na Li hat mit ihren Grand-Slam-Titel bei den French Open 2011 und den Australian Open 2014 das „Reich der Mitte“ auf die Tennis-Weltkarte gebracht. Nach dem Karriereende von Na Li wartet China auf eine Spielerin, die bei den Grand-Slam-Turnieren um die Trophäen mitspielen. Qinwen Zheng ist jemand, der große Titel zuzutrauen sind. Die 20-Jährige spielte sich im Jahr 2022 in den Fokus und machte 100 Plätze gut im WTA-Ranking. Dafür wurde sie von der WTA als Newcomerin des Jahres ausgezeichnet. Bei den French Open erreichte Zheng das Achtelfinale und war die einzige Spielerin, die Iga Swiatek während des Turniers richtig fordern konnte, indem sie einen Satz gewann.
Nach ihrer Niederlage gegen Swiatek, bei der sie sich behandeln lassen musste, deutete Zheng Menstruationsbeschwerden an, die ihr zu schaffen machten. Mit ihrem Statement nach dem Match rückte Zheng dieses Thema, das häufig im Damentennis ausgeklammert wird, ins Bewusstsein. „Ich hatte solche Bauchschmerzen, dass ich nicht einmal ein ,Come on‘ schreien konnte. Ich wünschte, ich wäre ein Mann auf dem Platz und müsste das nicht durchmachen. Wenn ich meine Bauchschmerzen nicht hätte, könnte ich mehr Spaß haben, besser laufen, härter schlagen, mehr Einsatz auf dem Platz zeigen. Es ist schade, dass ich heute nicht das geben konnte, was ich geben wollte.“ 2023 wird mit Zheng zu rechnen sein.
Alycia Parks
Alter: 21
Land: USA
WTA-Ranking: 75
Größter Erfolg: 2 WTA-Challenger-Titel
Die USA sind wieder eine Macht im Damentennis, obwohl die Karriere von Serena Williams zu Ende ist. 14 Spielerinnen aus den USA stehen in den Top 100 im WTA-Ranking. Eine von ihnen ist Alycia Parks – eine Spätstarterin. Die 21-Jährige begann das Jahr außerhalb der Top 200 und spielte sich mit zwei Turniersiegen in Folge auf der WTA-Challenger-Tour erstmals in die Top 100 vor. Bei einer Körpergröße von 1,85 Meter sticht vor allem der Aufschlag hervor. Bei den US Open 2021 servierte Parks mit 207 km/h den schnellsten Damen-Aufschlag der Turniergeschichte. „Mein Aufschlag kommt natürlich daher. Mein Vater hat ihn mir beigebracht. Er hat mir dabei einen Rhythmus wie beim Tanzen – eins, zwei – gezeigt. Das hat sich in meinem Kopf festgesetzt“, sagt Parks über ihren Aufschlag.
Auch ihr Grundlinienspiel ist wie ihr Aufschlag – fulminant! Bei ihrem bislang einzigen Sieg gegen eine Top-10-Spielerin, gegen Maria Sakkari beim WTA-Turnier in Ostrava, ballerte sie 50 Winner ins Feld. Vor allem auf schnellen Belägen dürfte Parks eine unangenehme Gegnerin sein. Bei den Australian Open steht die US-Amerikanerin erst zum zweiten Mal im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers.
Auf dem Tennis-Radar 2023: Eva Lys
Alter: 20
Land: Deutschland
WTA-Ranking: 128
Größter Erfolg: Deutsche Meisterin 2021, Sieg beim Debüt im Billie Jean King Cup
In kleinen Schritten geht es bei Eva Lys nach oben im WTA-Ranking. Die 20-Jährige soll mit Jule Niemeier das neue Gerüst im deutschen Billie-Jean-King-Cup-Team bilden. Ihr Debüt im Mannschaftswettbewerb verlief verheißungsvoll. Im Spiel gegen den Abstieg in Kroatien besiegte Lys die erfahrene Petra Martic deutlich und legte den Grundstein für den deutschen Klassenerhalt. „Es ist der größte Sieg meiner bisherigen Karriere“, sagte Lys. Ihr Ranking ist mittlerweile so gut, dass es für das Qualifikationsturnier bei den Australian Open reicht. Der Einzug in die Top 100 scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Lys’ ältere Schwester, Lisa Matviyenko, war ebenfalls Profi (WTA 420), hat sich aber inzwischen für ein Jurastudium entschieden. „Als Lisa gespielt hat, konnte ich viel beobachten. Ich habe auf die guten Dinge auf der Tour geschaut und über die Fehler gelernt, die man machen kann. Sie ist einer der Gründe, warum ich derzeit so gut spiele“, sagt Lys über ihre Schwester Lisa, die sie auch am meisten bewundert. „Sie hält immer zu mir und macht mir den Weg frei, damit ich es ein bisschen leichter habe. In meiner Kindheit war Maria Sharapova mein Idol. Aktuell bewundere ich auch viele Top-Spielerinnen. Trotzdem möchte ich irgendwann auf höchstem Level gegen sie antreten und sie schlagen. Wenn ich zu viel Bewunderung zeige, stelle ich mich automatisch ein Level tiefer. Das möchte ich nicht. Ich will mich selbst irgendwann bewundern“, sagte Lys im Interview mit tennis MAGAZIN.
Brenda Fruhvirtova
Alter: 15
Land: Tschechien
WTA-Ranking: 130
Größter Erfolg: 8 ITF-Titel
Den Namen Fruhvirtova sollte man sich gleich doppelt merken. Den beiden Schwestern Linda und Brenda Fruhvirtova wird eine Weltkarriere zugetraut. Die Tschechinnen trainieren an der Akademie von Startrainer Patrick Mouratoglou. Die 17-jährige Linda Fruhvirtova hat sich bereits in die Top 100 vorgespielt. Als Rohdiamant gilt ihre anderthalb Jahre jüngere Schwester Brenda. Die Teenagerin gewann dieses Jahr 27 Matches in Folge auf der ITF-Tour. „Ich kann es kaum erwarten, bis Brenda auch auf der WTA-Tour spielt“, sagt die 17-jährige Linda über die 15-jährige Brenda.
Und das dürfte bereits 2023 der Fall sein, wenn man sieht in welchem rasanten Tempo Brenda Fruhvirtova Erfolg um Erfolg feiert. Sie begann die Saison 2022 außerhalb der Top 1000 und steht nun bereits in den Top 150. Bei den kommenden Australian Open gibt Fruhvirtova ihre Grand-Slam-Premiere – auf jeden Fall in der Qualifikation. Vielleicht bekommt sie sogar noch eine Wildcard fürs Hauptfeld. Die Gegenwart im tschechischen Damentennis heißt derzeit noch Petra Kvitova, Karolina Pliskova und Barbora Krejcikova. Die Zukunft könnte mit den Fruhvirtova-Schwestern sowie vielen weiteren jungen Talenten dahinter sogar noch rosiger aussehen.
Petra Marcinko
Alter: 17
Land: Kroatien
WTA-Ranking: 189
Größter Erfolg: Australian-Open-Sieg bei den Juniorinnen
Die Erwartungen an jemanden, der bei den Juniorinnen die Orange Bowl und ein Grand-Slam-Turnier gewann sowie die Nummer eins im Ranking war, sind immer groß. Die Kroatin Petra Marcinko stieg nach ihrem Sieg bei den Australian Open einen Monat nach ihrem 16. Geburtstag voll auf die Profi-Tour ein. Der frühe Fokus auf das Profileben hat sich ausgezahlt. Mit drei Titeln auf der ITF-Tour hat Marcinko dafür gesorgt, dass sie in Melbourne ein Jahr nach ihrem Juniorinnentitel diesmal bei den Profis mitspielen wird. „2022 war riesig für mich. Ich habe nicht erwartet, dass ich am Ende des Jahres so gut dastehen würde“, sagt Marcinko. Der Schritt von der ITF-Tour auf die WTA-Tour mit dem Einzug in die Top 100 sollte Marcinko im Jahr 2023 gelingen.
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