Aus dem Archiv: Interview mit Andy Murray 2005
Murray, der Rebell. Wenn man ihm gegenübersitzt, hat man eher den Eindruck, dieser Teenager, der für sein Alter erstaunlich gut formulieren kann und viel reifer als 19 wirkt, sei brav. Aber auf dem Court fliegen die Schläger, eine Unsitte, die ihm seine Mutter schon als Junior austreiben wollte. Judy Murray, die ihren Sohn hin und wieder auf der Tour begleitet, war früher Nationaltrainerin im schottischen Tennisverband. Ihr hat er eine Menge zu verdanken. Sie sorgte auch dafür, dass er nicht wie alle britischen Talente bei der LTA, dem englischen Verband, ausgebildet wurde, sondern in Barcelona im Camp von Emilio Sanchez und Sergio Casal. 15 Jahre war er alt, als er nach Spanien zog. Drei Jahre blieb er, allein, ohne Familie. Murray musste sich gegen die spanischen Sandplatztalente behaupten. „Ich habe gelernt zu kämpfen“, sagt Murray.
Idol Muhammad Ali
Barcelona passt in seine Biographie. Es ist die eines Außenseiters, was nicht heißt, dass er nicht gemocht wird. Aber in Barcelona war er der Brite unter Spaniern, in England ist er der Schotte. Vielleicht schwärmt er deshalb so für Muhammad Ali, besitzt alle DVDs der Boxerlegende. „Man hat ihn gehasst, aber er hat es allen Kritikern gezeigt. Und jetzt ist er der größte Sportstar aller Zeiten“, erzählt Murray, und man spürt seine Begeisterung.
Für seinen Manager Patricio Apey ist das Rebellische das große Plus von Murray. Apey ist seit fast 20 Jahren im Geschäft. Er berät immer noch Gabriela Sabatini. Wenn er von seinem neuen Klienten berichtet, hat man nicht das Gefühl, er übertreibe. „Andy hat die Qualitäten eines Champions“, sagt Apey, „Wenn er es schafft, ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen, könnte er berühmter als Boris Becker werden.“ Die Vision des Managers: Murray könnte das Gesicht für die Olympischen Spiele 2012 in London sein. Dann sei er 25, habe das ideale Alter.
Murray landet vor Rooney
Wie bekannt Murray schon heute in England ist, macht eine Studie deutlich, die ein Getränkehersteller in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden Kids im Alter zwischen elf und 18 Jahren nach den größten Sportstars in Großbritannien. Murray landete sensationell auf Platz drei, hinter den Fußballprofis David Beckham und Frank Lampard und vor Wayne Rooney. Eine Biographie über den Hip Hop-Fan, der stets mit seinem i-Pod auf den Platz spaziert, gibt es auch schon. Kann Murray Wimbledon gewinnen? „Ich denke, ich kann sehr weit kommen“, sagt er.
Sean Connery, der ihn nach den Erfolgen 2005 anrief, würde sich bestimmt wieder bei ihm melden. Noch so ein Schotte mit Nationalstolz.
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