Australian Open: Die deutsche Auslosungs-Analyse
Fed Cup-Coach Jens Gerlach und Davis Cup-Kapitän Michael Kohlmann analysieren exklusiv auf tennismagazin.de die Gegner und Chancen der 13 deutschen Starterinnen und Starter um Alexander Zverev und Angelique Kerber in der Auslosung bei den Australian Open 2019.
Die Analyse der Herrenmatches finden Sie auf Seite 2
Die Analyse der Damenmatches zur Auslosung den Australian Open:
Angelique Kerber (2) – Polona Hercog (Slowenien)
Montag, 3. Match Rod Laver-Arena
Deutschlands Nummer eins und dreifache Majorsiegerin ist die topgesetzte Spielerin in der unteren Hälfte des Hauptfeldes. Zum Auftakt trifft die Siegerin von 2016 auf die Nummer 92 der Welt aus Slowenien, Polona Hercog.
Die 27-Jährige hat bei 33 Versuchen noch nie die zweite Woche eines Grand Slams erreicht. In Melbourne schaffte sie es nie in Runde drei, 2018 scheiterte sie bei allen vier Majors in Runde eins. Für Überraschungen ist die Rechtshänderin, die in Doha lebt, dennoch gut. Bei ihrem letzten offiziellen Turnier im Oktober in Tanjin besiegte sie zum Auftakt Karolina Pliskova.
Dass diese Höhenflüge eher die Ausnahme darstellen, weiß auch Fed Cup-Coach Jens Gerlach, der seit Dienstag in Down Under weilt. „Der Hopman Cup in der Vorwoche hat gezeigt, dass Angie sich wohlfühlt. Mit ihrer Form sollte der Auftakt keine Probleme bereiten“, sagt der 45-Jährige.
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Die Vorbereitung von Kerber sei aus seiner Sicht gut verlaufen. Kerber bestritt größere Teile des Grundlagentrainings an der Waske University in Offenbach mit Neu-Trainer Rainer Schüttler. Gerlach habe sich sehr über die Zusammenarbeit gefreut. „Die beiden sprechen die gleiche Sprache. Das kann ein sehr erfolgreiches Gespann werden“, urteilt der ehemalige Trainer von Anastasia Myskina und Vera Zvonareva.
Immer unter der Prämisse, dass auch eine Weltklassespielerin wie Kerber erst ins Turnier finden müsse, traut Gerlach ihr den Turniersieg absolut zu. „Angi muss man immer auf dem Zettel haben.“ Für den Bundestrainer ist Kerber auch bei einem möglichen Drittrundenduell gegen Donna Vekic und in einem deutschen Achtelfinale gegen Julia Görges Favoritin.
„In der zweiten Woche startet nochmal ein Turnier für sich. Damit hat sie sehr viel Erfahrung. Dann würde es im Viertelfinale auch darauf ankommen, wie viel Kraft sie noch hat“, sagt Gerlach. In der Runde der letzten acht könnte Sloane Stephens warten, gegen die sie zuletzt bei den WTA-Finals verlor.
Julia Görges (14) – Danielle Collins (USA)
Montag, 1. Match Magret Court-Arena
Julia Görges trifft in Runde eins auf die weitestgehend unbekannte ehemalige Collegespielerin Danielle Collins. Die 25-Jährige hat sich mit beständigen, kleinen Achtungserfolgen aber auf Rang 35 in der Weltrangliste vorgearbeitet. Bei Majors hat sie in fünf Anläufen aber noch kein Hauptfeldmatch gewonnen.
Für Görges, die wie im Vorjahr zum Jahresstart das Turnier in Auckland gewann, sollte das eine prädestinierte erste Runde sein, um ihren Offensivrhythmus zu finden. „Mit dem Turniersieg hat sie ein weiteres Mal jedem auf der Tour gezeigt, was sie kann und wo sie zu Recht steht“, urteilt Gerlach.
Für den Fed Cup-Chef ist entscheidend, wie sich Görges in das erste Major des Jahres „hineinfuchsen“ könne. „2018 hat sie in Wimbledon allen gezeigt, dass sie auch Grand Slam kann. Dass sie in der zweiten Woche griffig ist. Das hat ihr viel Selbstvertrauen eingehaucht“, sagt Gerlach.
Ein Punkt, der ihrer möglichen Drittrundengegnerin Caroline Garcia noch etwas abgeht. Für Görges könnte das zum Schlüsselmatch werden. Down Under fühlt sich die 30-Jährige grundsätzlich wohl, erreichte in Melbourne dreimal das Achtelfinale. 2018 scheiterte sie hochgehandelt bereits in Runde zwei an Alize Cornet. Anschließend könnte Kerber zum Achtelfinal-Showdown warten.
Andrea Petkovic – Irina-Camelia Begu (Rumänien)
Montag, 4. Match auf Court 5
Andrea Petkovics Jahr 2018 war ein odentliches. Nicht zuletzt, da sie bei den großen vier Turnieren gute Leistungen brachte (in Melbourne besiegte sie Petra Kvitova, in Paris Lokalheldin Kristina Mladenovic). Sondern auch, weil sie einen herausragenden Herbst abspulte, der leider mit einer Oberschenkelverletzung endete.
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Dennoch hat sich die 31-Jährige wieder vorgespielt im Ranking (63). Daran hat auch ihr Team um Coach Dusan Vemic einen großen Anteil. „Sie haben sich gefunden“, sagt Gerlach. Leider war „Petko“ zuletzt durch einen Virus leicht angeschlagen. Die Rumänin Irina-Camelia Begu sieht dennoch nicht nur Gerlach als schlagbar an.
„Danach könnte es für sie gegen Kvitova gehen, gegen die sie im Vorjahr hier gewann“, erinnert Gerlach, für den Petkovic nicht erst seit den Fedcup-Absagen von Kerber und Görges eine echte Option für das Duell in Braunschweig gegen Weißrussland ist. „Sie ist ja faktisch zurzeit die Nummer drei in Deutschland. Ihre langfristige Entwicklung ist sehr gut.“
Das Matchup gegen die Tschechin indes wäre für Petkovic selbst eine große Motivation, wie sie der BILD verriet. Mit dem Boulevardblatt besprach sie ihr Buchprojekt. „Es soll eine Art Memoiren werden, aber ich habe das nicht klassisch aufgebaut wie eine Biografie, wo ich alles chronologisch erzähle. Ich habe wichtige Episoden aus meinem Leben ausgewählt, habe einige Sachen auch abgeändert, so dass auch fiktive Dinge vorkommen und niemand gleich erkennt, was tatsächlich passiert ist und was nicht“, sagt sie.
Tatjana Maria – Serena Williams (16, USA)
Dienstag (Ansetzung folgt)
Tatjana Maria spielt gegen eine gewisse Serena Williams. Diese jagt seit ihrer Rückkehr auf die Damentour nach Babypause den Grand Slam-Rekord von Magaret Court (24). Die ersten beiden Finals in Wimbledon gegen Kerber und gegen Osaka bei den US Open mit großen Nebengeräuschen verlor sie. Beim Comeback in Perth vor Wochenfrist gewann sie alle Einzel.
Dennoch ist die 37-Jährige nach wie vor schwer einzuschätzen – auch für Gerlach. „Davon abgesehen ist das für Tatjana eine tolle Erfahrung, auf einem der großen Courts gegen sie spielen zu dürfen.“ Gerlach bremst aber jene, die behaupten, Marias Slice- und Störspiel könnte Serena vor große Probleme stellen. „Serena ist bereits ein paar Tage auf der Tour und weiß sicherlich, was sie zu tun hat.“
Williams kennt Tatjana Maria, die 2018 mit dem Turniersieg auf Mallorca und dem Erfolg über Elina Svitolina eine herausragende Rasensaison gespielt hat, im Übrigen sehr gut. Die beiden sind quasi Nachbarn (Lesen Sie HIER mehr).
Laura Siegemund –Viktoria Azarenka (Weißrussland)
Dienstag (Ansetzung folgt)
Auch Siegemund, die sich nach einem Kreuzbandriss wieder ins Welttennis zurückgekämpft hat, hat einen großen Namen erwischt. Azarenka, das darf nicht vergessen werden, gewann die Australian Open bereits zweimal. Die private Situation um den 2018 eskalierten Sorgerechtsstreit scheint im Griff, die Vorbereitung mit Neu-Coach Wim Fissette in Bradenton lief sehr gut.
Azarenka ist wohl die Wundertüte im Damenfeld. „Sie hat eine brutale Qualität. Von daher wird es für Laura schwer“, sagt Gerlach, der dem DTB-Schützling aber Respekt zollt. „In einer Einzelsportart wie Tennis ist es alles andere als leicht, nach einer schweren Knieverletzung wieder zurückzufinden. Da ist sie Schritt für Schritt auf einem guten Weg“, erklärt der Coach. Als er Siegemund zuletzt traf, habe sie einen stabilen und glücklichen Eindruck gemacht.
Mona Barthel – Anastasija Sevastova (13/Lettland)
Dienstag (Ansetzung folgt)
„Mona hatte eine gute Vorbereitung, trat gut in Auckland auf. Dann hat sie leider ein Virus erwischt“, erklärt Gerlach in Melbourne. „Sie ist aber mit ihrem Coach Christopher Kas, mit dem sie sich wieder stabilisiert hat, vor Ort und auch langfristig auf einem guten Weg.
Sevastova stellt ein schwieriges Los da. „Aber auch die Gesetzten wissen so früh in der Saison noch nicht, wo sie genau stehen. Wenn Mona fit ist und sich auf ihre offensiven Stärken besinnt, hat sie eine Chance.“
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