Australian Open-Prognose: Die Chancen der Deutschen
Wenn am Montag in Melbourne das erste Highlight des Jahres startet, sind mindestens 14 deutsche Profis am Start – fünf weitere haben in der Qualifikation die Chance, das Hauptfeld zu erreichen. tennismagazin.de gibt einen Überblick über die Erstrundenbegegnungen der sicher qualifizierten DTB-Spieler, analysiert die Gegner und wagt Prognosen.
Philipp Kohlschreiber – Paul-Henri Mathieu (Frankreich)
Keine Frage: Der Deutsche ist der klare Favorit in dieser Partie. Allerdings: Kohlschreiber startete schwach in die neue Saison, unterlag in Brisbane in Runde eins Landsmann Jan-Lennard Struff und verlor in Sydney ebenfalls sein Auftaktmatch – 3:6, 4:6 gegen Bernard Tomic. Eine erfolgreiche Vorbereitung funktioniert anders. Trotzdem: Die Australian Open liegen dem 31-Jährigen, immerhin dreimal erreichte er in Melbourne bereits das Achtelfinale, noch nie scheiterte er in der ersten Runde. Und: Paul-Henri Mathieu ist nun wirklich keiner mehr, der große Furcht verbreitet. Der Franzose (bestes Ranking 12 im April 2008) wird nur noch auf Position 91 geführt, startete die Saison 2015 mit einem Challenger-Turnier in Australien und unterlag dort im Viertelfinale. Prognose: Kohlschreiber siegt in vier Sätzen.
Benjamin Becker – Julien Benneteau (Frankreich)
Ein undankbares Los für den 33-Jährigen, der 2014 seine stärkste Saison überhaupt spielte. Bei einer guten Auslosung hätte man dem Deutschen zumindest zwei Siege in den ersten Runden zugetraut — und gegönnt. Julien Benneteau dürfte ihm jedoch nicht liegen. Der Franzose spielt solide, vor allem aber ist er ein Kämpfer, einer der Fünfsatz-Matches liebt und allein in Melbourne bereits achtmal über die volle Distanz gehen musste. Klar ist: Schlägt Becker gut auf und schafft er es, Benneteau unter Druck zu setzen und die Ballwechsel kurz zu halten, hat er eine Chance. Allerdings: Die beiden bisherigen Partien verlor der Deutsche gegen Benneteau (2010 und 2012). Prognose: Erstrundenaus für den Deutschen – in vier Sätzen.
Tobias Kamke – Bernard Tomic (Australien)
Große Bühne für den Deutschen? Denkbar. Tomic ist Lakalmatador, die Wahrscheinlichkeit, dass die Partie auf einem der drei Hauptcourts angesetzt wird, ist groß. Weniger groß hingegen sind die Chancen von Kamke, in Melbourne Runde zwei zu erreichen. Klar: Tomic, einstiges Wunderkind und lange Zeit als kommender Topstar gehandelt, blieb in den letzten Jahren bislang weit unter seinen Erwartungen: Rückschläge durch Verletzungen, Formschwankungen, mentale Probleme und immer wieder Eskapaden seines Vaters John. Und dennoch: Gegen Kamke ist er Favorit, nicht nur weil er vor seinen Fans spielt. Bei den Vorbereitungsturnieren in Brisbane und Sydney erreichte er jeweils die Viertelfinals, besiegte unter anderem Philipp Kohlschreiber. Prognose: Der Australier setzt sich durch – ebenfalls in vier Sätzen.
Jan-Lennard Struff – Dudi Sela (Israel)
2015 will der 24-Jährige endlich den Durchbruch in die erweiterte Weltspitze zu schaffen. Über die nötigen Waffen verfügt er: ein starker Aufschlag, viel Power von der Grundlinie und zunehmend mehr Ruhe und Geduld in wichtigen Momenten. 2014 erreichte er seine ersten drei Halbfinals auf ATP-Level, rückte zwischenzeitlich unter die Top 50 der Welt (derzeit Rang 54) und gehörte beim Viertelfinale in Nancy erstmals zum deutschen Davis Cup-Team. Beweist er sich in Melbourne, hat er gute Chancen, dass ihn Carsten Arriens auch für die Erstrundenpartie gegen Frankreich im März nominiert. Prognose: Mit Dudi Sela bekommt Struff keine Probleme – Dreisatzsieg.
Peter Gojowczyk – Guillermo Garcia-Lopez (Spanien)
Hört man den Namen Gojowczyk, denkt man noch immer an seinen Wahnsinnssieg im Davis Cup-Viertelfinale gegen Jo-Wilfried Tsonga. Leider alte Kamellen – nach der Sensation von Nancy folgte nicht mehr viel von „Gojo“. Ein starkes Match in Runde zwei der US Open gegen Milos Raonic, ein Sieg gegen den Kanadier in Halle, ein Erfolg in Peking gegen Ivo Karlovic und der Triumph bei einem Challenger-Event in Bratislava am Ende der Saison. Auf der anderen Seite stehen zehn Erstrundenniederlagen. Heißt unterm Strich: Seine Leistungen sind bislang zu unkonstant. Dennoch: Gegen Garcia-Lopez ist Gojowczyk nicht chancenlos. Bei den letzten fünf Turnieren der vergangenen Saison verlor der 31-jährige Spanier jeweils seine Auftaktmatches. Vor zwei Wochen in Chennai unterlag er im Viertelfinale Aljaz Bedene, Nr. 156 der Welt. Prognose: Gojowczyk erwischt einen seiner starken Tage – und gewinnt in fünf Sätzen.
Dustin Brown – Grigor Dimitrov (Bulgarien)
Große Show, garantiert! Die gibt es schließlich immer, wenn Dustin Brown spielt. Und trotzdem ist er gegen Grigor Dimitrov chancenlos. Der Bulgare gehört zum erweiterten Kreis der Favoriten, will 2015 um Grand Slam-Siege mitspielen – Brown wird ihn dabei nicht aufhalten können. Prognose: Fünf Tweener und zwei Flugeinlagen reichen nicht – der Deutsche verliert in drei Sätzen.