Bad Boy Kyrgios: Die Tour braucht solche Typen
Bevor jetzt der große Shitstorm losbricht: Nick Kyrgios benimmt sich zu oft daneben, ist kein Vorbild für die Jugend und sollte öfter sein Hirn einschalten, bevor er den Mund aufmacht – darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber: Er ist ein Typ – und zwar ein richtig guter, wie ich finde. Ok, jetzt kommt der #Aufschrei – bitte schön, nur zu!
Die neueste Bad Boy-Episode, die sich letzte Nacht im Match von Montreal zwischen Kyrgios und Stan Wawrinka abspielte, wird noch lange Diskussionen nach sich ziehen. Kyrgios sagte zu Beginn des zweiten Durchgangs: „Kokkinakis hat deine Freundin gebumst, sorry, dir das sagen zu müssen, Kumpel.“ Die Worte waren an Gegner Wawrinka gerichtet, auch wenn dieser sich am anderen Ende des Platzes befand und es nicht überliefert ist, ob er diesen „Trash-Talk“ von Kyrgios in dem Moment überhaupt mitbekam. Eher nicht, die Entfernung zwischen beiden Profis war einfach zu groß. Und anders als jetzt vielfach zu lesen ist, beschimpfte Kyrgios seinen Gegner nicht beim Seitenwechsel. Es stand 40:0 im ersten Spiel des zweiten Satzes und Kyrgios sprach in die entgegengesetzte Richtung von Wawrinka. Das macht sein Verhalten nicht besser, sollte aber zumindest in der Debatte auch richtig dargestellt werden.
Jedenfalls zeichneten die TV-Kameras alles auf, bei Twitter und Youtube poppten sofort Mitschnitte, Ö-Tone und Statements auf, die nun zum Teil schon wieder gelöscht wurden. Tenor: Entrüstung, Empörung, Forderung nach Sanktionen. Wawrinka gab schließlich im dritten Satz bei 0:4 wegen einer Rückenverletzung auf und prompt fragten sich einige, ob seine Aufgabe nicht doch mit der üblen Pöbelei von Kyrgios zusammenhängen könnte.