Barbara Rittner über Kerber: „Angie ist die Gold-Favoritin“
Bundestrainerin Barbara Rittner traut Angelique Kerber den Olympiasieg in Rio zu
Frau Rittner, „Angie“ Kerber spielt heute im Halbfinale gegen Madison Keys und hat noch Chancen auf Gold, Silber oder Bronze. Was macht sie in Rio so stark?
Das Entscheidende: Sie ist total fokussiert. Rio war schon im Vorfeld ein Highlight, Olympia stand in diesem Jahr ganz oben auf ihrem Zettel. In Wimbledon, mit tollen Auftritten bis ins Finale, hat sie für mich noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Sie strahlt ein großes Selbstbewusstsein aus. Sie hat sich in Montreal gut vorbereitet. In Rio hat man gesehen, dass sie auch vermeintliche Angstgegnerinnen wie Eugenie Bouchard beherrscht. Das Match gegen Sam Stosur war auf einem ganz hohen Level. Konta hat nicht so gut gespielt. Aber das liegt auch daran, welchen Respekt Angie mittlerweile genießt. Den hat sie sich verdient. Und das stresst die Gegnerinnen.
Haben die bisherigen Matches Spuren hinterlassen?
Klar ist so ein Turnier anstrengend. Man muss an der Stelle auch Klaus Eder loben, der als Physio einen tollen Job nimmt. Er nimmt sich viel Zeit für Angie, obwohl er so viele Athleten betreuen muss. Ich denke, dass Angies überragende Fitness auch in Rio ein Faktor ist. Vom Warm-up bis zur Regeneration nach dem Match zieht sie ihr Programm professionell durch. Auf dem Platz ist sie hochkonzentriert und ruht in sich. Angie hat vorher übrigens gesagt, sie will eine Medaille holen, egal welche.
Wie schwierig sind die Umstände vor Ort?
Schwierig. Es sind meine dritten Olympischen Spiele nach Barcelona und London. Rio ist mit Abstand am chaotischsten. Die Ernährung ist schwierig, weil das Essen nicht gut schmeckt. Die Hygiene-Bedingungen im Olympischen Dorf, wo das Team wohnt, entsprechen nicht dem normalen Standard. Die Wege sind nicht so weit, mit dem Bus sind es etwa 15 Minuten zur Anlage, aber die Bedingungen ziehen viel Energie aus einem. Angie flucht auch schon mal darüber, aber sie schafft es bisher gut, damit klarzukommen und bei sich zu bleiben. Und das ist keine leichte Aufgabe.
Ist sie die Gold-Favoritin?
Ja, wenn sie ihr bestes Tennis spielt. Madison Keys zeigt auch, was sie kann. Die Tagesform ist ebenfalls ein Faktor. Mich hat bislang auch Kvitova überzeugt. Angie gegen sie wäre das Traumfinale, weil es bisher die beiden besten Spielerinnen im Turnier sind.
Würde eine mögliche Medaille den sogenannten „Ker-Boom“ weiter befeuern?
Auf jeden Fall. Es wäre ein Riesending fürs Tennis. Die letzte Einzelmedaille hat Tommy Haas 2000 geholt, das Silber von Steffi gegen Capriati war 1992. Man sieht ja, wie viel Aufmerksamkeit Olympia bringt. Im Match gegen Konta waren es 20 Prozent Marktanteil und 6,5 Millionen Zuschauer. Das spiegelt die Aufmerksamkeit wider, die Angie verdient hat.
Wie weit ist es für Kerber noch zur Nummer eins?
Solange Serena fit ist, steht sie möglicherweise oben, aber sie hat auch Schwächen gezeigt. In Wimbledon war der Aufschlag entscheidend. Von der Grundlinie sind beide gleichwertig. Angie ist knapp dahinter und sie ist sechs, sieben Jahre jünger als Serena. Irgendwann wird es den Wechsel geben. Vielleicht geht es auch schnell.
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