Becker: „Poker gibt mir den Kick zurück“
Vor drei Jahren begann Boris Becker seine zweite Karriere als Pokerprofi. Unterstützt wurde er dabei von PokerStars. In seinem Domizil im Südwesten Londons zog Becker exklusiv für den Sport-Informations-Dienst (SID) Bilanz. Der dreimalige Wimbledonsieger erklärt, warum ohne seine Frau Lilly gar nichts geht, sein Pokerkonto im Plus ist, er am Tisch keine Verkleidung braucht und sich eine Aufgabe im englischen Tennisverband vorstellen könnte.
SID: „Herr Becker, wir sitzen hier in Ihrem Pokerraum, den Sie sich eigens eingerichtet haben. Wie kamen Sie denn auf diese Idee?
Boris Becker: „Ich bin seit einigen Jahren pokerverrückt, und da will man auch zu Hause seine Kunst verbessern. Deswegen gibt es hier einen privaten Pokertisch, wo häufig gespielt wird, mit Freunden oder Kollegen.“
SID: „Sitzt Ihre Frau Lilly mit am Tisch?“
Becker: „Ohne meine Frau geht in meinem Haus nichts. Sie ist berühmt-berüchtigt, weil sie diese schnellen Spiele sehr aggressiv spielt. Alle Herren haben ganz schöne Manschetten vor ihr. Sie spielt auch gerne mit den Waffen einer Frau. Das funktioniert bei acht Kerlen am Tisch ganz gut.“
SID: „Bei Stefan Raab haben Sie sogar vor einem Millionen-Publikum gegen sie verloren…“
Becker: „Diese erste Raab-Sendung verfolgt mich bis ins Grab. Beim zweiten Turnier habe ich sie geschlagen, aber das hat anscheinend keiner mitbekommen.“
SID: „Sie sind jetzt seit drei Jahren das Gesicht von PokerStars und haben an vielen Turnieren teilgenommen. Ist ihr Konto nun kräftig im Minus?
Becker: „Wenn ich alle Turniere zusammenzähle, würde ich sogar sagen, dass ich ein kleines Plus habe. Dieses Jahr war ich ein paar Mal knapp dran, letztlich aber nicht so erfolgreich. Mein bestes Turnier war gleich das erste, als ich Siebter wurde. Da dachte ich: Das ist ja einfach! Wenn das immer so geht, spiele ich nur noch Poker. Ich wurde allerdings eines Besseren belehrt.“
SID: „Üben Sie denn Ihr Pokerface?“
Becker: „Ich glaube, das kann man nicht üben. Es gibt natürlich viele, die mit Kapuze, Brille und Mütze spielen, aber ich halte das für eine Schwäche. Ich kann mein Gesicht in die Kamera zeigen, ohne dass die Zuschauer erkennen, ob ich zwei Asse oder zwei Siebenen habe.“
SID: „Verspüren Sie denn beim Poker die gleichen Adrenalinstöße wie einst auf dem Centre Court von Wimbledon?“
Becker: „Es ist ein unglaublicher Kick. Wenn man die ersten Hände gewinnt, geht das Adrenalin hoch, der Puls beschleunigt sich. Das ist vergleichbar mit einer Drucksituation in meinem Sport. Es gibt ja viele ehemalige Sportler, die mittlerweile pokern, weil wir diesen Kick, den wir früher erlebt haben, im Alltag so nicht mehr haben. Aber Poker gibt mir den Kick zurück.“
SID: „Das heißt, Sie profitieren sogar von Ihrer Tenniskarriere…“
Becker: „Ich glaube, dass ich unter Druck einfach funktioniere, dass ich mich konzentrieren kann, und dass ich auch Menschen lesen kann.“
SID: „Auf dem Tennisplatz zählten Sie nicht zu den ruhigen Gesellen. Wie sieht das beim Poker aus?“
Becker: „Wenn ich vom Tisch muss, sprechen Sie mich bloß nicht an. Dann bin ich genervt und muss das erst einmal in Ruhe verdauen. Das kann schon mal zwei Tage dauern.“
SID: „Ohne Tennis geht es aber offenbar nicht. Es hieß, der englische Verband wolle Sie verpflichten. Was ist da dran?“
Becker: „Ich habe ja fünf Jahre für den Deutschen Tennis Bund gearbeitet. Man hat mich da nicht so unterstützt und so motiviert, dass ich sagen würde, das sei ein Job, den ich ewig machen möchte. Jetzt wohne ich fünf Minuten vom Tenniszentrum in Wimbledon entfernt. Da kommt man automatisch ins Gespräch und wird gefragt. Aber es gibt nichts Konkretes, nichts Schriftliches. Ich freue mich erst einmal, dass es solche Gespräche gibt, aber was daraus wird, wird man sehen.“
SID: „Was sagen Sie zur aktuellen Situation im Tennis? Ist die Zeit von Roger Federer vorbei?“
Becker: „Er hat jahrelang das Tennis perfektioniert, und eine Finalniederlage ist jetzt schon ein Rückschritt. Da ist er salopp gesagt selber schuld, weil er sechs Jahre alles gewonnen hat. Er ist ein Spieler, der auch nächstes Jahr noch Grand Slams gewinnen kann, davon bin ich überzeugt. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Die jungen Spieler werden besser und lesen langsam sein Spiel.“
SID: „In Ihrer Familie hat es der Nachwuchs nicht so mit den gelben Filzbällen. Ihr Sohn Noah will da lieber Basketballprofi werden…“
Becker: „Er will das ernsthaft versuchen, und in anderthalb Jahren durch seine schulischen Leistungen oder durch den Sport ins College kommen, bestenfalls durch beides. Ich glaube, er schafft das. Die NBA ist für jeden Basketballer der Traum, aber es ist ein langer Weg, vieles muss passen. Aber er träumt diesen Traum.“
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