Marko Topo

Der Deutsch-Serbe Marko Topo steht vor den BMW Open in München auf seiner besten Ranglistenposition – Platz 320. © Imago/Claudio Gärtner

BMW Open: Hüslers und Topos Weg nach oben

Bei den BMW Open in München steht am Nachmittag die Partie Marc-Andrea Hüsler gegen Marko Topo an. tennis MAGAZIN hat mit beiden vor einem Monat beim ATP-Challenger in Hamburg gesprochen.

Für Marc-Andrea Hüsler waren die letzten zwei Jahre durchaus turbulent. Im Juli 2022 zählte er mit 26 Jahren erstmals zu den Top 100 der Welt. Nur drei Monate später folgte sein bisher einziger Turniersieg auf der ATP-Tour. In Sofia (Bulgarien) war er im Finale gegen Holger Rune siegreich und stand wenig später sogar in den Top 50. Doch wie viele andere vor ihm konnte der Schweizer die Form nicht halten und rutschte im Ranking wieder ab. Aktuell steht er auf Position 223.

Marc-Andrea Hüsler: Gründe für das Formtief

Die Gründe für den Absturz sind in seinen Augen vielfältig: „Erst mal war es natürlich komplett neu, für alle ATP-Turniere direkt qualifiziert zu sein. Man spielt immer von Anfang an gegen Topspieler und da habe ich mich wohl auch etwas zu wohlfühlen wollen. Generell gab es auch einfach viele unglückliche Matches, in denen ich nicht schlecht gespielt habe, oder den Deckel nicht zumachen konnte.“ In der Tat gab es in der Saison 2023 viele unglückliche Niederlagen für Hüsler. Gerade bei den Grand Slams, wo er sowohl in Wimbledon als auch bei den US Open jeweils nach einer 2:0 Satzführung noch ausschied. „Diese Spiele haben mir trotzdem gezeigt, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann. Wenn ich befreit spiele, bin ich am besten. Das habe ich aber leider zu selten hinbekommen.“ Auch körperliche Probleme oder Lebensmittelvergiftungen trugen zum Gesamtbild bei.

Mit positiver Energie wieder nach oben

Nicht wenige Spieler zerbrechen an solch einem Formtief. Hüsler hingegen sagt, er versuche, das so gut es geht auszublenden und dass er auf und neben dem Platz noch nie so viel gelernt hat wie im vergangene Jahr. Die aktuelle Situation ist für ihn außerdem keine unbekannte. Vor seinem Durchbuch war er schon viel auf der Challenger-Tour unterwegs. Auf den kleineren Turnieren kennt er sich also aus.

Im Davis Cup-Team der Schweiz ist der 27-jährige noch vertreten. Dort spielt er unter anderem mit dem dreimaligen Major-Champion Stan Wawrinka zusammen. Das Schweizer Team sieht er auf einem guten Weg und den Austausch mit Wawrinka, aber auch seinem Idol Roger Federer, weiß er zu schätzen. Druck verspürt er als Landsmann der beiden allerdings nicht:

„Es ist super, dass wir von Roger und Stan so viel profitieren können. Klar, man wird oft verglichen. Aber jeder, der sich auskennt, weiß, dass die Leistungen der beiden unglaublich und nur für die wenigsten zu erreichen sind.“ Mit seinem Davis Cup-Partner Alexander Ritschard wohnt Hüsler seit bald einem Jahr zusammen. Die beiden kennen sich seit Kindheitstagen und schätzen sich sehr: „Es ist super für uns, diesen Austausch mit jemandem zu haben, der im gleichen Boot sitzt wie man selbst und deine Probleme deshalb nachvollziehen kann.“

Marko Topo: Von Djokovics Akademie zur Profikarriere

Dorthin, wo Hüsler vor einem Jahr noch stand, möchte der 20 Jahre junge Marko Topo erst noch kommen. Der Münchener mit serbischen Wurzeln erzählte von seinen Anfängen im Tennis und seinem Weg zum Profispieler. „Zum Tennis bin ich durch meine Schwester gekommen. Sie war sehr gut und ich bin, weil mein Vater arbeiten musste, mit ihr und meiner Mutter auf die Turniere gefahren. Da habe ich dann immer auch einen Schläger in die Hand bekommen und so fing es dann an.“ Am Beispiel von Topo lässt sich erkennen, dass der Traum Profitennisspieler zu werden nicht immer einfach ist. Besonders in Deutschland fehlt es den Spielern und deren Familien häufig an Geld. Auch bei Topo war das der Fall. Er entschied sich, dann nach Serbien zu gehen, von wo auch seine Eltern stammen. „Der Grund war die finanzielle Situation, weil Tennis in Serbien einfach deutlich billiger ist als hier. Auch das Schulsystem ist ein anderes. Ich war ab der neunten Klasse auf einer Privatschule, wodurch ich auch deutlich mehr Zeit hatte zu trainieren.“

Topo: „Training mit Djokovic ist eine der schönsten Erinnerungen“

Sein Training sollte nicht irgendwo stattfinden. Er ging in das „Novak Tennis Center“, die Tennisschule von Novak Djokovic. Mit dem Grand Slam Rekord-Champion zu trainieren, sieht Topo als „eine der schönsten Erfahrungen“ und die Tipps von ihm habe er sich gut gemerkt. Während seiner Zeit in Serbien spielte der 20-Jährige auch unter der Flagge des Staates auf der Balkanhalbinsel. Seit 2022 tritt er wieder für Deutschland an. „Die Entscheidung war gar nicht so leicht. Obwohl ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, habe ich mir natürlich auch in Serbien etwas aufgebaut. Aber ich bin trotzdem glücklich mit meiner Entscheidung.“

Aktuell hält sich Topo mehr in Stuttgart auf, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. In Serbien trainiert er noch mit Dejan Petrovic, der auch Djokovic schon betreute. Sowohl in seiner Heimat München als auch in Belgrad hat er bereits das jeweilige ATP-Turnier gespielt. Auf die Frage, ob er einen Favoriten hat, gibt er eine klare Antwort: „Definitiv München. Ich bin mein ganzes Leben dort und trainiere schon immer im Iphitos. Als ich vorletztes Jahr Quali gespielt habe, war der Center Court voll. Das war schon die schönste Erinnerung meines Lebens.“

 

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Hüsler und Topo mit ähnlichen Zielen für 2024

Während sich der eine zurück in die Top 100 kämpfen will, steht der andere noch vor seinem Durchbruch. Für das Jahr 2024 haben die beiden ähnliche Ziele formuliert. Primär wollen sowohl Hüsler als auch Topo gute Leistungen abrufen und ihr bestes Spiel abrufen. Sich für die Grand Slams zu qualifizieren, steht ebenso bei beiden auf der Liste. Für den Schweizer ist Wimbledon „persönlich ein großes Ziel“ und Topo will es, wenn möglich, in diesem Jahr in die Qualifikationen schaffen. Darüber hinaus möchte Hüsler auch gerne wieder in die Top 100 zurückkehren, weiß aber auch, dass dies eventuell länger dauern könnte als erwünscht.

Mit der bisherigen Saison dürfte vor allem der Deutsch-Serbe zufrieden sein. Er gewann zwei Hauptrundenspiele bei Challengern in Hamburg und Split (Kroatien). Dazwischen konnte er in Tarragona (Spanien) seinen dritten Titel auf der ITF-Tour einfahren. Für Hüsler ging das Jahr gut los. Beim ATP 250er-Turnier in Hong Kong erreichte er das Achtel- und bei einem Challenger in Belgien das Viertelfinale. Es folgten ernüchternde Ergebnisse in Form vieler früher Niederlagen. Vergangene Woche konnte er sich dann beim Challenger in Madrid mal wieder in ein Viertelfinale spielen.

Die BMW Open sind für Topo der erste und für Hüsler der zweite Auftritt auf der ATP-Tour in diesem Jahr. Während ersterer versuchen will, wieder unter den besten Fuß zu fassen, will das Eigengewächs vom MTTC Iphitos seinen ersten Sieg in der Hauptrunde eines Turniers auf dem Profiebene gewinnen. Die Partie ist für den heutigen Dienstag am späten Nachmittag angesetzt.