Das SID-Kalenderblatt am 15. November: Navratilova nimmt erstmals Abschied
Köln (SID) – Es war spät geworden in New York, der Abend des 15. November 1994 neigte sich dem Ende entgegen. Martina Navratilova wäre gerne in die Nacht verschwunden, um diesen denkwürdigen Tag in aller Ruhe ausklingen zu lassen, doch diese nervigen Reporter ließen sie einfach nicht gehen. Zu viele Fragen waren noch offen, zu wenige Anekdoten erzählt – und wer wusste schon, wie es nun ohne die große „Alte Dame“ des Tennissports weitergeht?
Kurz zuvor hatte Navratilova im Alter von 38 Jahren ihr letztes Einzelmatch auf der Profitour bestritten, davon ging sie, davon gingen die Beobachter zumindest aus. 17.131 Zuschauer, darunter ihre Eltern, verfolgten die Partie gegen Gabriela Sabatini im Madison Square Garden, sahen Navratilova zu, wie sie unentwegt ans Netz stürmte und feierten sie trotz der 4:6, 2:6-Niederlage.
Ob sie sich ihren Abschied so erträumt hatte, damals als junges Mädchen in der Tschechoslowakei, wollte jemand wissen. „Nein“, antwortete Navratilova, „damals wusste ich nicht, dass es überhaupt einen Madison Square Garden gibt.“ Die legendäre Arena an der Pennsylvania Station in Manhattan sollte sie erst später kennenlernen, als sie begann, die Tenniswelt auf den Kopf zu stellen.
„Sie hat das Spiel revolutioniert“, sagte Navratilovas einstige Erzrivalin Chris Evert. Derart austrainiert, offensiv und erfolgreich hatte noch keine Frau Tennis gespielt. Ob das etwas mit ihrer Homosexualität zu tun hätte, fragte einer der Reporter in New York. „Glaubst du etwa, der Ball hat Angst vor mir, weil ich lesbisch bin?“, antwortete Navratilova genervt: „Ich wusste nicht einmal, dass ich lesbisch bin, als ich angefangen habe. Mein Gott!“
Nach ihrem erzwungenen Outing – ein US-Journalist hatte Navratilovas Geheimnis 1981 verraten – ging sie angriffslustig mit den Fragen zu ihrer Sexualität um. Auf dem Tenniscourt suchte sie schon immer ihr Heil am Netz, auch wenn die Passierbälle ein ums andere Mal an ihr vorbeirauschten.
Das taten sie in den 90er Jahren immer häufiger. Steffi Graf hatte längst Navratilovas Vorherrschaft gebrochen, Monica Seles erhöhte das Tempo von der Grundlinie ein weiteres Mal. Den letzten ihrer unübertroffenen neun Wimbledonsiege, ihr 18. und finaler Grand-Slam-Erfolg im Einzel, feierte sie 1990. Dass sie 1994 noch einmal auf dem Heiligen Rasen das Finale erreichte, erstaunte sie selbst mehr als die Zuschauer.
Wenige Monate später beendete Navratilova ihre Karriere nach einmaligen 167 Titeln im Einzel. Sie hatte viel vor, wollte Snowboarden lernen, Helikopterski fahren, ihre Rolle als Präsidentin der Spielerinnen-Organisation WTA mit Leben füllen, doch irgendwann wurde ihr langweilig. Sechs Jahre später kehrte sie erfolgreich im Doppel und Mixed zurück, fast acht Jahre nach dem November-Abend im Jahr 1994 spielte sie nach einer verlorenen Wette auch wieder Einzel.
Es sollte noch ein paar Jahre dauern, ehe die einzigartige Martina Navratilova endgültig den Schläger zur Seite legte.
air jordan 1 royal nike outlet | dolce gabbana portofino lace up sneakers item | Sneaker News & Release Calendar for 2023 in UK | Grailify